Kreuzfahrtweg: Werbung für die Meyer Werft, Wut und Zerstörung

Abgeknicktes Kreuzfahrtschiff am "Kreuzfahrtweg", Coldam/Leer

Er hat zwar nichts mit den mittelalterlichen Kreuzfahrern zu tun, die mit religiösem Sendungsbewusstsein ins Morgenland einfielen, aber mit einem Marketing-Kreuzzug für die emsverhunzende Meyer Werft in Papenburg schon. Die Rede ist vom Kreuzfahrtweg an der Ems. Der Kreuzfahrtweg ist eins von zwei Projekten, die die „Region östlich der Ems“ umsetzen wollen. Zu dieser Region hatten sich 2008 Papenburg, Westoverledingen, Leer, Moormerland und Emden zusammengeschlossen, um Fördergeld für Projekte im ländlichen Raum zu bekommen. Der Weg wird auf einer Strecke von 42 Seemeilen ausgeschildert und folgt den bereits bekannten Rad-Wanderrouten zwischen Papenburg und Emden. Ziel ist es, Einheimische und Touristen die Überführung der Meyer-Schiffe auch dann nahe zubringen, wenn diese gerade mal nicht durch die viel zu enge die Ems runtergequält werden. Am vergangenen Sonntag wurde der Weg eröffnet. Den Kreuzfahrtweg säumen Stelen und stählerne Schiffssilhouetten der Schiffe, die bisher auf der Meyer Werft gebaut wurden; detailliert sind die jeweiligen Schiffsdaten auf den Stahlsilhouetten angebracht, nur ein Wert fehlt: der Tiefgang, der schamhaft verschwiegen wird. So wird mit öffentlichen Mitteln Werbung für die fehlplatzierte Werft, die eigentlich mit ihren riesigen Musikdampfern an die Küste gehört, gemacht.

Finanziert wurde das Projekt von den Gemeinden und der Europäischen Union. Keine Informationen findet man allerdings zu den Zerstörungen der Ems, die durch die Überführungen der riesigen Kreuzfahrschiffe verursacht wurden: ständige Baggerungen, Deichsackungen, Schäden an Häusern, ertrunkene Jungvögel oder weggespülte Nester durch das Aufstauen zur Brutzeit (in einem EU-Vogelschutzgebiet!), ein teures Stauwerk und nicht zu vergessen die erhöhte Fließgeschwindigkeit der Ems mit der stark erhöhten Schlammfracht. Nicht alle Emsanwohner unterstützen diesen Kreuzfahrtweg oder die Meyer Werft: In einer Nacht- und Nebelaktion fielen schon einige der Schiffssilhouetten brachialer Gewalt zum Opfer und wurden umgesägt. Hier entlädt sich wohl die Wut gegen die Zerstörung eines ganzen Flusssystems für eine einzige Werft am falschen Standort, die nur mit erheblichen öffentlichen Geldern der Steuerzahler ihre Schiffe ans Meer bringen kann.

P.S.: Die Regionalzeitungen haben brav über die Eröffnung des Weges berichtet, über den Protest von Emsanwohnern  an mehreren Punkten des Weges schwiegen sie sich aus, über zerstörte Meyer-Schilder ebenfalls.

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