Bernd-Karl Hoffmann, Referatsleiter Naturschutz: „zu viele Gebots- und Verbotsschilder“ im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

Ems/Dollart: Wind"park" Wybelsumer Polder, EU-Vogelschutzgebiet

Bernd-Karl Hoffmann ist ein wichtiger Mann im Niedersächsischen Umweltministerium: Er ist dort der „Referatsleiter Naturschutz“ im Range eines Leitenden Ministerialrates (das entspricht einem Abteilungsleiter) sowie Referatsleiter (Referat 52) für Arten- und Biotopschutz und Natura 2000, ein staatlicher Naturschützer also.  Er ist nach dem Umweltminister und Staatssekretär der dritte Mann im Landesnaturschutz. Bernd Karl-Hoffmann ist, so jedenfalls seine Aussage anlässlich der „Zugvogeltage“ in Wilhelmshaven, auch „Ornithologe“, ein „begeisterter“ sogar, dem aber die Hinweisschilder im Nationalpark ein Dorn im Auge sind:

Anzeiger für Harlingerland (und andere), Wittmund, Seite 2, 25. Oktober 2011

[…] Er selbst bezeichnete sich als einen begeisterten Ornithologen. Zu viele Ver- und Gebotsschilder würden sich in der Naturlandschaft befinden, Bernd Karl Hoffmann appellierte an die zuständigen Behörden und Verwaltungen zu überprüfen, ob die Beschilderungen notwendig seien. […]

Zielscheibe Nationalparkschild, hier Bokum

Das verwundert. Naturschützer Bernd-Karl Hoffmann ist auch beamteter Türöffner der Windenergie auf sehr sensiblen Flächen,  beispielsweise im Wattenmeer bei Wangerooge (Nordergründe), wo ein riesiger Nearshore-Wind“park“ von 25 Anlagen, jede mehr als 180 m bis zur Rotorspitze hoch, entstehen soll (der Kölner Dom dagegen ist „nur“ 157,38 m hoch). Diese Windkraftwerke  sind nun unübersehbar deutlich größer und wahrnehmbarer in der Naturlandschaft als ein mahnendes oder informatives Hinweisschild, von denen es ohnehin nur wenige im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer gibt, um das durch fehlende echte Ranger unkontrolliert marschierende Urlauberheer von Abwegen fernzuhalten.  Es gab für Bernd-Karl Hoffmann auch keinen Anlass, ausreichend fachlich zu prüfen, ob denn diese Strompropeller in unmittelbarer Nähe des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer abträglich für die Zugvögel sein könnten. Im Gegenteil, entgegen vieler fachlicher Stellungnahmen wurden in seinem Geschäftsbereich die Rastzahlen bestimmter Vogelarten im Gebiet des Windparks „passend“ heruntergerechnet.

Screeenshot von der WebSeite des BUND-Landesverbandes Niedersachsen: Bernd-Karl Hoffmann (3.v.l.) auf der 50-Jahrfeier des BUND-Niedersachsen, Mai 2011, mit Peter Südbeck (2. v.l.), Leiter des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer

Schon 2004 entdeckte Hoffmanns Chef, der Umweltminister Hans-Heinrich Sander, der in Niedersachsen umgeht, den „Serengeti-Effekt“, auch im Wattenmeer-Nationalpark. Will heißen, dass die wildlebenden Tiere des Nationalparks nach Ministeriumslesart durch den Massentourismus zahmer geworden sein sollen und daher Schutzvorschriften und Wegeverbote gelockert werden könnten. Auch diese versteckte Tourismusförderung zu Lasten der freilebenden Tiere trägt die Handschrift von Bernd-Karl Hoffmann als Ministerberater.

Warum Hoffmann nun auch „begeisterter  Ornithologe“ ist, kann indes nur gemutmaßt werden. Zu DDR-Zeiten, da war er Huftierpfleger im Leipziger Zoo, hatte er eine Verpflichtungserklärung für das Ministerium für Staatssicherheit, landläufig als „Stasi“ bekannt, unterschrieben. Sein Auftrag als „Informeller Mitarbeiter“: Er sollte westdeutsche Touristen ausspähen. Die damalige Birthler-Behörde verwahrt nach Zeitungsberichten eine 40 Seiten starke Stasi-Akte über ihn.

Hannoversche Allgemeine Zeitung, 16. August 2007

Ein Mann im Netz der Stasi

[…] Aber Hoffmann hat sehr wohl der Stasi Beobachtungen geschildert: Wer alles zu den regelmäßigen Gästen in einem Leipziger Gasthaus zählte, welche westdeutschen Besucher bei seiner Leipziger Wirtin Unterschlupf fanden. […] „Ich habe die Stasi belogen“, sagt er heute, „wir haben in der DDR das Lügen von Kindheit an gelernt.So habe er nur Unverfängliches mitgeteilt, und den Betroffenen habe er auch heimlich gesagt, dass er über sie Auskunft geben werde. „Es gab nur drei oder vier Treffen. Und ich kann nur hoffen, dass ich mit meinen Aussagen niemandem geschadet habe.“ […]

Ob er damals so seinen ersten Zugang zu Ferngläsern fand, die ja für einen „begeisterten Ornithologen“ unentbehrlich sind, ist nicht bekannt. Und was will er uns heute damit sagen, dass auch er „das Lügen von Kindheit an gelernt“ haben will?

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