Gänsejagd an der Ems: Das bereinigte Internetforum „Wild und Hund“, oder der Schuss ins Brötchen

Waidmanns Revolutionssgeschwurbel: "WIR alle müssen bereit sein, zu wählen und abzuwählen, nicht mehr nach dem Sinn einer Wahl zu fragen sondern sie nur noch als Mittel des Machtentzuges zu begreifen. NUR das hilft notfalls, sonst NICHTS. Andernfalls wird hier schon bald eine tiefe Staatsverdrossenheit auch bei Mitgliedern der von mir genannten Gruppen noch weiter um sich greifen und diesen Staat hier letztlich durch Unterlassung töten."

Gestern machte der Wattenrat per Mail auf den neuen Beitrag „Gänseschießer an der Ems: Lokalpresse mauert, Jäger pöbeln“ im Jagdforum von “Wild und Hund”“ aufmerksam, eine Kopie ging auch an die Redaktion der Jagdzeitung „Wild und Hund“ im Paul-Parey-Verlag, die ein Internetforum für Jäger eingerichtet hat. Im Unterforum „Jagd in den Medien“ wurde das Thema „Gänsejagd an der Ems“ unter „Erneuter Zwischenfall bei der Gänsejagd in Petkum“ ausführlich diskutiert, mit sehr harten Bandagen, also inklusive  persönlicher Beleidigungen und Pöbeleien gegen die Gänseschützer an der Ems.

Kritische und besonnene Stellungnahmen von erklärten Jagdscheininhabern wurden umgehend in dieser anonymen Internetatmosphäre verbal niedergemacht. Es röhrten Forums-Platzhirsche unter sich und forkelten alles weg, was nicht in ihre Weltsicht passte. Heute Mittag wurden die Forums-Beiträge „bereinigt“: Die übelsten Pöbeleien wurden vom Admin „Leitwolf“ von „Wild und Hund“ entfernt, gleich mit gelöscht wurden die kritischen Beiträge, die sich gegen Inhalt und Ton in dieser „Diskussion“ äußerten. Heute Abend verschwand dann sogar der bereinigte Diskussionsfaden „Erneuter Zwischenfall bei der Gänsejagd in Petkum“ völlig von der Internetseite. Nun ist die jagdliche Welt bei „Welt und Hund“ wieder in Ordnung, zumindest im Forum. Die unerträglichen dauerschreibenden Schwätzer und Pöbler werden aber damit nicht aus dem Forum und der Jägerwelt verschwinden und sich nun andere Themenfelder suchen.

#edit 30. Nov. 2011: Der Chefredakteur von „Wild und Hund“, Heiko Hornung, rief heute beim Wattenrat an und erläuterte die Löschung des Diskussionsfadens im Form von „Wild und Hund“: Die Einträge hätten nicht den Forumsregeln entsprochen.

Forumsregeln/Netiquette
Die Moderatoren und Administratoren des Forums behalten sich generell vor, alle Postings zu bearbeiten – auch ohne öffentliche Begründung
1. Es darf nicht gegen die aktuell gültigen Rechtsnormen verstoßen werden (Volksverhetzung, Rufmord, Aufforderung zu Straftaten, Verstoß gegen das Jagdgesetz etc.)
2. Bei grob unwaidgerechten Schilderungen behalten wir uns vor, Beiträge zu bearbeiten, zu löschen oder auch ganze Threads zu löschen.
3. Es dürfen weder Forumsmitglieder noch Dritte beleidigt werden. […]

Naturschützer werden in den Forenbeiträgen u.a. so beschrieben

*  “Ökofaschisten”

* “dieser Voß ein absoluter Schwachmat”

* “Möglicherweise kann man den Ruf der Polizei als geplante und vorsätzliche Jagdstörung werten und einen    Juristen mit der Wahrung der eigenen Interessen  beauftragen
* ” Wenn die Sichtverhältnisse es zulassen, darf praktisch gejagt werden – nur entscheidet das kein Gänsewächter, sondern der einzelne Jäger vor Ort (also unmittelbar hinter den Läufen)”

* “Jetzt mal ganz ehrlich…gibts in der Gegend keine handfesten Bauernburschen, die den Nachtwaechtern mal unter vier Augen die Notwendigkeit der Gaensejagd erklaeren koennten?”

* “diese Gattung gehört zu den ‘durchideologisierten’ Triebtätern”

* “Ach Leute. Der sog. Wattenrat versucht schon Urzeiten hier Stimmung zu machen. Ziemlich lau, würde ich sagen. Wenn es um “solche Angelegenheiten” geht, stürzt sich die Lokalpresse eigentlich gerne mit Vorliebe auf die grüne Zunft”

* „Querulanten“

Teilnehmer “DWM1915″ (Screenshot ganz oben) schreibt am, 14. Nov. 2011  11:05  (DWM1915 ist die Bezeichnung für die Kriegsproduktion der Selbstladepistole „08“, 9mm Parabellum, der Deutschen Waffen und Munitionsfabriken):

“Dieser Staat kann sich eigentlich die Staatsverdrossenheit aus Jäger- und Waffenbesitzerkreisen gar nicht mehr leisten, von Beamten aller Laubahnen und Laufbahngruppen, Richtern bis hin zum Präsidenten hoher und höchster Gerichte, Soldaten aller Dienstgradgruppen bis hin zum General, Angestellten im öffentlichen Dienst aller Vergütungsgruppen einschl. übertariflich meinetwegen, Meistern aller Gewerke, Anwälten, Ärzten, Freiberuflern, Firmenchefs und Unternehmensvorständen. All diese und noch viel mehr, es handelt sich bei meiner Aufzählung lediglich um eine beispielhafte, sind Mitglieder in Jagd- und Sportschützenverbänden. Es ist Aufgabe aller Jagd- und Schützenverbände, das der Politik jetzt klarzumachen. Sonst hilft da leider nichts mehr. WIR alle müssen bereit sein, zu wählen und abzuwählen, nicht mehr nach dem Sinn einer Wahl zu fragen sondern sie nur noch als Mittel des Machtentzuges zu begreifen. NUR das hilft notfalls, sonst NICHTS. Andernfalls wird hier schon bald eine tiefe Staatsverdrossenheit auch bei Mitgliedern der von mir genannten Gruppen noch weiter um sich greifen und diesen Staat hier letztlich durch Unterlassung töten. Das kann niemand wollen, weil die Alternativen kaum besser sein werden. Eine Revolution spült nur noch weiteren Pöbel nach oben, und davon sitzt schon genug in der Verantwortung drin, das reicht längst.”

Für einen jagdlich-medialen Lichtblick und „Entschädigung“, nicht nur für das Bauchgrimmen, das einen beim Lesen des Jagdforums befallen konnte, sorgt der bei YouTube wiederaufgetauchte Fernsehfilm aus dem Jahr 1994 „Halali oder der Schuss in Brötchen“, der als „Satire“ gilt. Ob das wirklich so ist, erscheint vor dem Hintergrund der röhrenden Auseinandersetzung im Jägerforum von „Wild und Hund“ zur Wasservogeljagd an der Ems allerdings fraglich: In diesem Film wird die schräge Hobby-Waidmanns-Wirklichkeit abgebildet!

Handlung (Quelle: Wikipedia)

Der Film karikiert die Jäger und ihre Gebräuche, indem er sie der „normalen“ Gesellschaft gegenüberstellt oder beide „Parallelgesellschaften“ auf humorvolle Art miteinander vermischt.

Zu Beginn des Films kommt es während einer Drückjagd zu einem tragischen Unfall: Einer der Jagdteilnehmer kommt durch fahrlässigen Umgang mit seiner hochwertigen Schusswaffe ums Leben: Nach einer Ladehemmung schaut er direkt in den Lauf seiner geladenen und entsicherten Waffe. Der sich lösende Schuss trifft den unvorsichtigen Waidmann mitten ins Gesicht, genauer gesagt in ein Brötchen, das dieser gerade im Mund hält (davon leitet sich auch der Filmtitel ab).

Der Vorfall bringt die ortsansässigen Jäger in eine schwierige Lage, es wird befürchtet, dass ein Schatten auf die gesamte Jägerschaft zurückfällt. Zumal die Öffentlichkeit den Jägern nicht besonders wohlgesinnt ist. Daher wird alles getan, um das Unglück herunterzuspielen. Alle Mittel sind den Jägern recht – bis hin zur Korruption. Da die Jäger meist der „besseren Gesellschaft“ des (namentlich nicht genannten) Ortes entstammen, fällt es nicht allzu schwer, hier die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen. […]

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