Der niedersächsische Umweltminister und der Nationalpark Wattenmeer: „Wenzel, in die Ecke!“

Der nachfolgende Beitrag erschien zuerst in der Zeitschrift „Waterkant“, Ausgabe 4/2013  und bei http://filapper.de/. Der Autor ist Onno K. Gent aus Norden in Ostfriesland. Onno hat jahrelang die Wattenrat-Seiten gepflegt, bis zur Umstellung auf WordPress.

Wir danken ihm für die Überlassung des Artikels, das Bild wurde zusätzlich aus Wikipedia eingefügt.

Der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel, (C) Martina Nolte, Creative Commons by-sa-3.0 de

Wenzel, in die Ecke!

Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer umfasst eine Fläche von rund 3500 Quadratkilometern und wird von politischer Seite gewöhnlich mit hehren Worten bedacht: “einzigartig”, “höchster Schutzstatus” und “globale Bedeutung des Ökosystems” sind häufig genannte Begriffe, die aber in der Realität vor Ort — “dank” zunehmender Industrialisierung und “dank” Massentourismus — kaum ihre Entsprechung finden. Der aktuelle niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) brachte es kürzlich in einem Interview mit dem NDR [1] auf den Punkt: “Es muss nicht an jeder Ecke jemand stehen, der den Menschen sagt, was sie tun und was sie nicht tun sollen. Die meisten Menschen, die Urlaub in der Natur machen, die wissen ganz genau, auf was man zu achten hat.” Eine derartige Aussage zeugt von so gründlicher Nichtkenntnis der alltäglichen Geschehnisse vor Ort, dass sie betroffen macht.

Dennoch gibt es Hoffnung: Die Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven ist jetzt bemüht, die Präsenz in der Fläche zu verstärken. Ende Oktober trafen sich in Norddeich die im Landkreis Aurich tätigen Landschaftswarte mit Vertretern der Nationalparkverwaltung zum gegenseitigen Informationsaustausch. Diese ehrenamtlichen Landschaftswarte, soweit sie auf dem Gebiet des Nationalparks tätig gewesen sind, sollen — wie schon zuvor in den Landkreisen Friesland und Wesermarsch — von der Nationalparkverwaltung übernommen werden. Die Ernennung soll zum 1. Januar 2014 für jeweils drei Jahre erfolgen, Bekleidung, Ausweis und eine Aufwandsentschädigung werden gestellt. Die Nationalparkverwaltung sieht mittlerweile die Gebietsbetreuung und -überwachung als grundsätzliche Voraussetzung für den Schutz des Nationalparks an.

Das ist erfreulich, denn bisher waren Aufsicht und Betreuung in der Fläche völlig unzureichend. Bereits vor zwei Jahren hatte der Landesrechnungshof die Unterversorgung des Nationalparks mit hauptamtlichen Landschaftswarten kritisiert. Da die ehrenamtliche Landschaftswacht kein Ersatz für hauptamtliche Ranger darstellen kann, bleibt hier noch dringender Handlungsbedarf.

[1] NDR – Wattenmeer: Schutzgebiet ohne Schutz?
Panorama 3 – 08.10.2013 21:15 Uhr
http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/oldenburg/wattenmeer327.html

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