Klima: ´Recherchezentrum CORRECTIV´: Faktenbefreites zum Wattenmeer

Das „Recherchezentrum“ CORRECTIV  gibt vor, „Recherche für die Gesellschaft“ zu betreiben: „Wir machen Journalismus für die Gesellschaft und mit der Gesellschaft“. Finanziert wird CORRECTIV von zahlungskräftigen Förderern, u.a. der Brost-Stiftung, der Rudolf-Augstein-Stiftung, der Schöpflin-Stiftung, der Governance & Citizen Engagement Initiative des Omidyar Network, der Bundeszentrale für politische Bildung oder der Open Society Foundation, die vom U.S.- amerikanischen Milliardär George Soros gestiftet wurde. Die Mitarbeiter von CORRECTIV nennen sich auch „Faktenchecker“, nur gerieten die „Fakten“ im nachfolgenden CORRECTIV-Beitrag gründlich daneben. Zwei CORRECTIV-Autoren äußerten sich klimaalarmistisch am 19. September 2019 zum Wattenmeer, gänzlich faktenbefreit:

Klimawandel
Kleine Veränderungen, große Wirkung

Nordsee, Watt und Krabbenbrötchen – für viele Urlauber heißt das kurz Cuxhaven. Doch wie lange noch? Die Küstenstadt zeigt, wie der Klimawandel deutschen Urlaubsorten zusetzen kann. Wie die lokale Wirtschaft den Wetterwandel spürt, er Zugvögel aus ihrem Rhythmus bringt und heimische Arten auf Veränderungen ihrer Umwelt reagieren. Mit den Folgen haben die Menschen zu kämpfen, die direkt an der Küste leben. Die CORRECTIV Klimaredaktion war vor Ort. […] weiter

Allein dieser Satz aus dem Artikel disqualifiziert die Klimabewegten: „Doch die Lage an der Nordsee und der Mündung zur Elbe ist Fluch und Segen zugleich, denn das Idyll ist bedroht: In den vergangenen 150 Jahren ist die Nordsee vor Cuxhaven um rund 30 Zentimeter angestiegen.“

Frage: Welches Idyll? Massentourismus, Meeresverschmutzung und starker Schiffsverkehr mit qualmenden Riesenpötten? Verschlickung des Cuxhavener Watts durch den Kugelbake-Leitdamm? Und hier „kämpft“ niemand gegen den Klimawandel, sieht man von den irrationalen Aufrufen gegen einen imaginären, klimaunwirksamen und nur symbolischen „Klimanotstand“ ab.

Alarmistisches zum Meeresspiegelanstieg

Wer hätte das gedacht, ganze 30 cm Meeresspiegelanstieg in nur 150 Jahren stellt CORRECTIV fest, das klingt beunruhigend. Was den „Faktencheckern“ in ihrer Aufregungen entgangen ist: Nicht erst seit „150 Jahren“ steigt der Meeresspiegel der Nordsee an, er steigt schon postglazial seit dem Ende der Weichsel-Kaltzeit vor ca. 12.000 Jahren an, in Schüben, mal schneller, mal langsamer, Transgression und Regression, ganz ohne den Menschen und den derzeitig medien-gepflegten CO2-Hype (siehe auch „Flandrische Transgression“: hier und später die „Dünkirchen-Transgression“ hier). Damals lag der Meeresspiegel nicht nur der Nordsee bis zu 120 m tiefer als heute, der Meeresgrund („Doggerland“) war besiedelt. Steinzeitliche Jäger und Sammler folgten den Wanderungen der Rentiere oder jagten Mammuts und Riesenhirsche, bis auf die heutige Britische Insel, die damals noch trockenen Fußes erreicht werden konnte. Das lernten Kinder früher schon in der Grundschule im Fach Heimatkunde. Hier auf den Wattenrat-Seiten wurde das schon öfter thematisiert. Vor ca. 8000 Jahren v.u.Z. rutschen vor Norwegens Schelf gewaltige Erdmassen in mehreren Phasen ins tiefere Meer und verursachten die sog. „Storegga-Rutschungen“, die zu Flutwellen und Verwüstungen des angrenzenen Nordseeraumes führten.

Grafik erstellt nach Daten des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) von Dipl.Met. K.E. Puls, ehemaliger Leiter eines Wetteramtes (mit freundlicher Genehmigung)

Kein beschleunigter Anstieg

Ein beschleunigter Anstieg ist gar nicht festzustellen. Die Pegelmessungen in Cuxhaven und Norderney lassen das nicht erkennen. Auch die Universität Siegen (pdf:  Meeresspiegel_Nordsee) bestätigt in einer Veröffentlichung aus 2013 den säkularen Anstieg mit derzeit 1,7 mm im Jahr oder 17 cm im Jahrhundert, das sind weniger als die vorher angenommenen 25 cm im Jahrhundert. Ohne den postglazialen Meeresspiegelanstieg gäbe es weder das Watt noch die ostfriesischen Düneninseln.

Bei Nebel erlegte arktische Blässgans (nicht jagdbare Art), Petkumer Deichvorland an der Ems, EU-Vogelschutzgebiet, Foto ist nicht Fundort, Nov. 2011 – Foto (C): Eilert Voß

Zugvögel und Klima

Zugvögel des Wattenmeeres haben ganz andere Probleme als die des „Klimas“. Ihr Jahreslebensraum erstreckt sich von der Arktis bis in subtropisch/tropische Regionen. Ihre Zugwege sind durch menschliche Aktivitäten bedroht: z.B. zunehmende Landnutzung, Trockenlegung, Jagd, Überfischung, Windparks an den Küsten und die riesigen Windparks in den Zugrouten auf dem Meer. Viele ehemalige Rastplätze an der Küste, in unmittelbarer Nähe des „Weltnaturerbes“ Wattenmeer, wurden wegen der hier gebauten Windparks allein durch den weiträumigen Scheucheffekt der Anlagen aufgegeben.

Blick aufs Festland aus dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, „Weltnaturerbe“ (Aufnahmeort Langeoog Fahrwasser). Das Bild ist aus 2015, inzwischen wurden weitere Windparks errichtet und Altanlagen gegen noch höhere repowert. – Foto (C): Manfred Knake

Mit den wechselnden klimatischen Bedingungen leben Zugvögel seit abertausenden Jahren. Kein Wort der „Faktenchecker“ zur Überfischung der Nordsee und auch der Krabben, die heute als Winzlinge vermarktet werden. Die im Artikel erwähnte Pazifische Auster ist nicht zu Fuß aus dem Pazifik in das Wattenmeer eingewandert, sie entkam aus künstlich angelegten Aquakulturen der Schelde und von Sylt, von wo sie als „Sylter Royal“ vermarktet wird.

Ursprünglich aus Asien, aus Kulturen entwichen: Pazifische Austern, hier bei Dornumersiel, LK Aurich – Foto (C): Manfred Knake

Ein stabiles Wunschklima hat es zudem auch in und an der Nordsee nie gegeben. Der CORRECTIV-Beitrag ist ein Musterbeispiel für schlampige, faktenbefreite und zeitgeistig-alarmistische „Recherche“. Es muss heute eben immer „Klima“ sein – und einer schreibt vom anderen ab, sodass der Unsinn schließlich im Mainstream und in den Köpfen landet. Merke: Wo Recherche draufsteht, muss keine Recherche drin sein!

Was ist das Klima?
Klima im engeren Sinne wird üblicherweise als „Durchschnittswetter“ oder genauer als statistische Beschreibung des Mittelwerts und der Variabilität relevanter Mengen über einen Zeitraum von Monaten bis zu Tausenden oder Millionen von Jahren definiert. Die klassische Periode beträgt 30 Jahre, wie von der World Meteorological Organization (WMO) definiert. Diese Größen sind meistens Oberflächenvariablen wie Temperatur, Niederschlag und Wind. Klima im weiteren Sinne ist der Zustand einschließlich einer statistischen Beschreibung des Klimasystems.
Quellen: IPCC und WMO

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