Windkraft: ´Infraschall schwächt den Herzschlag deutlich´

Wohnen in Utgast/LK Wittmund/NDS – Foto (C): Insa Bock

Tieffrequenter Schall oder Infraschall als Gesundheitsrisiko für die Anlieger von Windparks ist ein Dauerbrenner in den Medien. Die Windenergiewirtschaft und die damit verbandelten Politiker, die die „Energiewende“ auf ihre Fahnen geschrieben haben, verweisen Gesundheitsprobleme im Zusammenhang mit Windkraftanlagen in den Bereich der Fabel und versuchen mit allen Mitteln, verträglichere Abstandsregelungen von Windkraftanlagen zur Wohnbebauung zu verhindern. Anlieger beklagen sich aber über massive Gesundheitsbeeinträchtigungen von Schlaf- bis zu Herzrhytmusstörungen. Auch im Deutschen Ärzteblatt werden die Probleme relativiert und verharmlost: „Windparks erzeugen Infraschall – Meeresrauschen auch. Dennoch bringen nicht Küstenbewohner ihn als ´Bumerang der Energiewende in Misskredit, sondern die Nachbarn von Windenergieanlagen´“, so berichtet in dieser Veröffentlichung aus 2019: hier.  Den ignoranten Autoren sind offensichtlich die zahlreichen Proteste der Küstenbewohner gegen diese lärmenden Mühlenmonster entgangen, die lieber dem Meeressrauschen als den weit über tausend Windkraftanlagen in den Küstenlandkreisen zuhören würden…

Ein bundesweit bekannt gewordener Fall sind die massiven Gesundheitsbelastungen durch den Windpark Utgast im Landkreis Wittmund. Insa Bock und Hermann Oldewurtel als Anlieger von 42 Enercon-70-Anlagen gehen nun gerichtlich dagegen vor, nicht etwa gegen das Meeressrauschen der nahegelegenen Nordsee, sondern gegen mehrere Betreiber des Windparks Utgast. Diese Anlagen machen ihnen das Leben zur Hölle. Unerwartete Unterstützung bekamen Sie nun durch eine Studie der Universität Mainz und der Arbeitsgruppe Infraschall (Working group Infrasound) von Prof Vahl et al..

Die Lokalzeitung „Anzeiger für Harlingerland“ aus Wittmund berichtete am 06. Juni 2020 ausführlich über die Arbeit von Prof. Vahl. Wir übernehmen den Beitrag mit freundlicher Genehmigung:

Anzeiger für Harlingerland, Wittmund, 06. Juni 2020

Die Idylle trügt: Nach einer herzchirurgischen Studie der Universitätsmedizin Mainz können tieffrequente Dauergeräusche (Infraschall) zu einer Schwächung der Herzkraft führen. Stiller Lärm, wie er von Windkrafträdern oder Industrieanlagen ausgehe, könne bereits nach einer Stunde Einwirkungsdauer die Herzleistung um bis zu 20 Prozent einschränken. Die Empfehlung der Experten: Menschen mit Herzschwäche sollten die andauernde Nähe zu Schallquellen mit tiefen Frequenzen unter 20 Hertz vermeiden, so lange deren Langzeitwirkungen nicht geklärt sind. Politik und Wirtschaft wird empfohlen, diese gesundheitlichen Gefahrenquellen bei ihren Bauvorhaben stärker zu berücksichtigen. Vorgelegt wurde die Studie von Prof. Dr. Christian Vahl, der seit langer Zeit über die Auswirkungen des Infraschalls forscht.

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„Infraschall schwächt den Herzschlag deutlich“
GESUNDHEIT – Neue Studie der Uniklinik Mainz beschäftigt sich mit gesundheitlichen Auswirkungen durch Windkraftanlagen

Forscher der Uniklinik Mainz sind überzeugt: Tieffrequenzen können krank machen.

WITTMUND/UTGAST. Insa Bock und Hermann Oldewurtel aus Utgast (Samtgemeinde Esens) sind davon überzeugt: Die massiven gesundheitlichen Probleme, unter denen sie seit mehr als zwei Jahren leiden, sind auf den Betrieb von 40 großen Windkraftanlagen etwa 700 Meter vor ihrer Haustür zurückzuführen: Symptome wie Schwindel, Migräne, Schlaflosigkeit, Tinnitus und Herzrhythmusstörungen – darunter leiden auch andere Anwohner.

Oldewurtel und Bock machten bundesweit Schlagzeilen, weil sie nun auch auf juristischem Weg klären lassen wollen, ob Anwohner durch Windkraftanlagen gesundheitlich gefährdet werden können. Das Verfahren läuft.

Argumentative Hilfe bekommen sie jetzt durch eine neue Studie von Professor Dr. Christian Vahl von der Uniklinik Mainz. Er sagt: „Infraschall schwächt den Herzschlag deutlich. Gesundheitliche Risiken sind bei Abstandsregelungen zu Wohn- und Arbeitsstätten zu berücksichtigen.“ Vahl, der einen zweiten Wohnsitz in der Samtgemeinde Esens hat und somit auch die Windparks der Region gut kennt, beschäftigt sich seit langem mit möglichen Auswirkungen des Infraschalls auf die menschliche Gesundheit.

Die neue herzchirurgische Studie belegt laut Vahl, dass tieffrequente Dauergeräusche (Infraschall), wie sie von Windkraftanlagen ausgehen, zu einer Schwächung der Herzkraft führen können (Seite 1). Politik und Wirtschaft wird deshalb empfohlen diese gesundheitlichen Gefahrenquellen bei ihren Bauvorhaben stärker berücksichtigen.

„Lärm kann krank machen. Das ist eine wissenschaftliche Tatsache. Wer dauerhaft einem hohen Geräuschpegel ausgesetzt ist, läuft Gefahr, sein Gehör zu schädigen. Aber auch die Psyche leidet unter der Dauerbeschallung“, so Vahl. Allerdings seien die Folgen, wenn es um die gesundheitlichen Auswirkungen von Infraschall geht, bisher noch recht unerforscht. In ihrer aktuellen Studie sehen die Herzchirurgen der Mainzer Universitätsmedizin nun den Beleg, dass auch nicht hörbarer Schall, der sogenannte Infraschall, den isolierten, schlagenden menschlichen Herzmuskel mit zunehmender Einwirkungsdauer schwächt. „Die Untersuchung zeigt unter experimentellen Bedingungen eine mehr als 20 prozentige Einschränkung der menschlichen Herzleistung – und das bereits nach einer Stunde“, heißt es in einer
Pressemitteilung der Uniklinik.

Töne werden irgendwann so tief, dass sie für das Ohr nicht mehr hörbar sind. Ab dann wird von Infraschall gesprochen. In der Regel ist dies ab einer Frequenz von unter 20 Hertz (Hz) der Fall. Solche Geräusche können natürliche Ursachen haben, wie etwa Meeresrauschen oder Lawinen. Doch es gibt auch vermehrt die technischen, menschengemachten Quellen: Autos, Flugzeuge, Kühlanlagen, Industrieanlagen und insbesondere Windkraftanlagen. Zwar könne Infraschall bei extrem hohem Schalldruckpegel über das Gehör wahrgenommen werden, es ließen sich aber keine Tonhöhen mehr unterscheiden. Darin liege jedoch die Gefahr: Von Windenergieanlagen gehen laut der Studie Schallwellen im niedrigen, unhörbaren
Frequenzbereich aus. Gerade für Menschen mit Herzschwäche könnte der dauerhafte Aufenthalt zu einer weiteren Verminderung des Leistungsvermögens führen – insbesondere, wenn sie neben einem modernen Windpark leben. „Die Daten unserer Auswertungen sind von enormer Bedeutung und sollten bei der Diskussion von Abstandsregelungen zu Windkraftanlagen beachtet werden“, so Prof. Vahl, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Uni Mainz.

Viele Anwohner in der Nähe von Windkraftanlagen beklagen bereits, dass der Infraschall bei ihnen gesundheitliche Probleme wie Leistungsschwäche, Konzentrationsstörungen und Abgeschlagenheit hervorruft. Obwohl nur 30 Prozent der Menschen in der Lage sind, Infraschall zu hören, treffe der Schalldruckpegel dennoch jeden. Anders als beim Fluglärm, der etwa 60 bis 70 Dezibel (dB) erreicht, habe der Mensch für Infraschall in der Nähe von Windparkanlagen kein Warnsystem. Personen in der Nähe von solchen Schallquellen können Schalldruckpegeln von über 100 dB ausgeliefert sein. Man könnte die Wahrnehmung und Auswirkung von Infraschall am ehesten mit Röntgenstrahlen vergleichen: man spürt nichts, aber die körperlichen Auswirkungen stellen sich je nach Intensität und Bestrahlungsdauer im Langzeitverlauf ein.

Die Studienergebnisse der Mainzer Arbeitsgruppe zeigten, dass Abstandsregelungen zu Windkraftanlagen sorgfältig bedacht werden müssten, damit sie keinen schädigenden Einfluss auf physiologische Prozesse ausüben. Sie bestätige Daten anderer Wissenschaftler, die die schädigenden Wirkungen von Infraschall am Herz-Kreislaufsystem unter experimentellen Bedingungen untersucht haben.

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