Wattenrat

Ost-Friesland

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Öffnung eines Teekabfuhrweges im Nationalpark Wattenmeer unvereinbar mit europäischem Naturschutzrecht

Pressemitteilung  21. Juli 2005  Nr. 10/2005

Umwelt/Naturschutz/Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

Dornumersiel. Der Wattenrat Ost-Friesland hält die von der Gemeinde Dornum beantragte Wegeöffnung in der strengsten Schutzzone des Nationalparks Wattenmeer westlich von Dornumersiel in Richtung Nessmersiel für unvereinbar mit geltendem EU-Naturschutzrecht.

Die Gemeinde hatte beim Umweltminister Sander (FDP) die Freigabe des Teekabfuhrweges für die touristische Nutzung beantragt. Die Gemeinde verfüge jedoch beriets über ein ausreichend großes Wanderwegenetz auch direkt am Watt, so der Wattenrat, auch alle Hauptdeiche seien frei begehbar. Die jetzt gültige Wegeführung sei seit fast zwei Jahrzehnten nicht strittig und in langen Verhandlungen auch mit der Gemeinde Dornum abgestimmt worden. Zudem gäbe es einen mehr als zwanzig Jahre alten Kompensationsbeschluss für dortige Deichauarbeiten, dass diese Wege im Deichvorland aus Naturschutzgründen nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Allein die Tatsache, dass ein für Nutzungsinteressen sehr offener Umweltminister stets neue Nutzungen in Schutzgebieten vorantreibe, habe die Gemeinde offenbar bewogen, nun erneut Forderungen zu stellen, die aber mit der Flora-Fauna-Habitat- und EU-Vogelschutzrichtlinie nicht vereinbar sind. Das Gebiet ist gemeldetes FFH- und Vogelschutzgebiet und unterliegt dem europäischen Naturschutzrecht.

Auch nach dem Bundesnaturschutzgesetz muss zunächst eine aufwändige Verträglichkeitsuntersuchung vorgelegt werden, wenn in solchen Schutzgebieten neue Nutzungen geplant sind. Es sei jedoch schon jetzt naturschutzfachlich unstrittig, dass die bloße Anwesenheit von Menschen die bisher ungestörten Brut- und Rastflächen zwischen Dornumersiel und Nessmersiel erheblich beeinträchtigen würden. Bestimmte Vogelarten wie Brachvögel, Goldregenpfeifer oder Brandenten reagierten sehr empfindlich auf die Annäherung von Menschen und hätten Fluchtdistanzen von 200 und mehr Metern. Umweltminister Sanders populistische Politik der "Natur mit den Menschen" zerstöre in Wirklichkeit Schutzgebiete. Dies konnte bereits am Beispiel des Naturschutzgebietes "Petkumer Deichvorland" bei Emden nachgewiesen werden. Durch die dortige Wegeöffung gingen nach gutachterlicher Untersuchung 90 Hektar von 200 Hektar Schutzgebietsfläche für Brut- und Rastvögel verloren.

In vielen Schutzgebieten wie im Nationalpark Wattenmeer gäbe es zudem schon ausreichend ausgewiesene Wege für den Tourismus. Man könne Umweltminister Sander nur vorschlagen, mit Niedersachsen aus der Europäischen Union auszutreten, um seine naturzerstörenden Eingriffe ungestört fortsetzen zu können.

 
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