Watten-Rat

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Startseite > Windenergie > Artikel Nr. 95 (Januar 2008)

Windkraft Offhore

Das MINOS-Projekt

Das MINOS-Projekt untersucht, ob große Windkraftanlagen in der deutschen Nord- und Ostsee Schweinswale, Seehunde oder Meeresvögel beeinträchtigen oder gefährden. Die Forschungsergebnisse sollen das notwendige Wissen bereitstellen, um den zukünftigen Windparkausbau auf See bewerten zu können. (www.minos-info.de)

Anders als in Niedersachsen wird in Schleswig-Holstein durch die dortige Nationalparkverwaltung Grundlagenforschung zum Naturschutz koordiniert, so wie dieses MINOS-Projekt zu Windkraft-Offhore und Schweinswalen. Die Bundesanstalt für Seeschifffahrt und Hydrografie hat offensichtlich sehr eilig mit WKA-Standorten in der Nord- und Ostsee, ohne Rücksicht auf Verluste: 20 Wind"parks" auf See wurden bereits von der BSH genehmigt!

Wir zitieren aus der taz Nord, 12. Jan. 2007:

Rammen macht den Schweinswal taub

Ein Forschungsprojekt zur Verträglichkeit von Tierwelt und Offshore-Windkraft ergibt, dass viele geplante Windparks dort liegen, wo sich Vögel und Kleine Tümmler konzentrieren. Und wie wenig Lärm bereits das Gehör der Meeressäuger schädigt

VON GERNOT KNÖDLER

Viele bereits genehmigte Windparks auf hoher See liegen dort, wo sich besonders viele Vögel und Schweinswale tummeln. Das ist im Rahmen der Langzeitstudie "Marine Warmblüter in Nord- und Ostsee" (Minos) ermittelt worden, deren Ergebnisse jetzt bei einer Abschlusstagung in Hamburg vorgestellt wurden. Dabei haben Wissenschaftler erstmals ermittelt, ab welcher Lärmintensität das Gehör der Schweinswale oder "Kleinen Tümmler" geschädigt wird, wodurch diese Tiere sozusagen "blind" werden. Der Wert liegt niedriger als ein einschlägiger Lärmgrenzwert des Umweltbundesamtes und dürfte Änderungen beim Bau der Windparks zur Folge haben.

"Die Auswirkungen von Windparks auf die untersuchten Tierarten würden eine zusätzliche Beeinträchtigung zu den bereits bestehenden Störungen darstellen", schreibt die Verwaltung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, die das Minos-Projekt koordiniert hat. Betrieb und Bau der Windparks könnten die kleinen Wale aus ihren Nahrungs- und Aufzuchtgebieten vertreiben oder ihren Gesundheitszustand verschlechtern. Seetaucher und Meeresenten seien vor allem durch den großflächigen Verlust ihrer Rast- und Nahrungsgebiete gefährdet.

"Wir Menschen sehen vor allem, die Schweinswale hören vor allem", sagt Klaus Lucke vom Forschungs- und Technologiezentrum Westküste der Universität Kiel (FTZ). Lucke hat untersucht, ab welcher Lautstärke bei den Walen der so genannte Disco-Effekt auftritt, das Gehör also vorübergehend taub wird. "Beim Schweinswal kann man zum ersten Mal sagen: Alles, was lauter als 200 Dezibel ist, wird dessen Gehör wahrscheinlich schädigen", sagt der Forscher. Dieser Wert entspreche an Land einem Schalldruck von 160 Dezibel. Ein China-Kracher, der in einem Meter Entfernung explodiere, sei zwischen 120 und 140 Dezibel laut, führt Lucke aus.[...]

Die Fundamente der Offshore-Windkraftanlagen werden 30 Meter tief in den Boden gerammt, damit die Anlagen Stürmen und hohem Seegang trotzen können. Dafür sind Lucke zufolge mehr als 1.000 Rammstöße mit einer Lautstärke von 225 bis 243 Dezibel nötig, sagt Lucke. Die Schweinswale schwämmen zwar weg, müssten die ersten Schläge aber einstecken. Welchen Effekt mehrere gleichzeitige Rammstöße hätten, müsse noch erforscht werden, sagt Lucke. Er vermutet, dass sich deren Wirkung zum Teil addiert.[...]

Erst am 21. Dezember hat das BSH den 20. Windpark in Deutschlands Ausschließlicher Wirtschaftszone in Nord- und Ostsee genehmigt. Diese schließt sich an die Zwölf-Seemeilen-Zone direkt vor der Küste an. Mit der Genehmigung kann die EOS Offshore AG aus Varel 85 Kilometer nördlich der Insel Borkum 80 Windenergieanlagen errichten. Das Vorhaben "Hochsee Windpark He dreiht" ist eines von 17 genehmigten Projekten in der Nordsee, drei weitere sind in der Ostsee genehmigt. Gegenwärtig laufen die Planungen für insgesamt 47 Vorhaben: 40 in der Nord- und sieben in der Ostsee.

 
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