Wattenrat

Ost-Friesland

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Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 105 (01.06.2005)

Wangerooge - Streit um Golfplatz

Der lange zugekleisterte Konflikt Naturschutz vs. Tourismus bricht wieder auf

Auch auf Wangerooge soll im Nationalpark ein Golfplatz entstehen, ein Bürgerentscheid sprach sich dagegen aus. Auf Langeoog geht man da schon etwas unbekümmerter zur Sache, man schuf einfach Fakten. Siehe auch "Wattenrat: Illegaler Golfplatz auf Langeoog" und die Seite des Golfklubs.

Wir zitieren aus dem Jeverschen Wochenblatt:

Am Golfplatz scheiden sich die Geister

Gutachten sieht sehr wohl mögliche Beeinträchtigungen für Wiesenvögel / Rat nicht richtig informiert?

Touristische- und Naturschutzinteressen prallen aufeinander.

WANGEROOGE / PKU - Zwischen Flugplatz und Kläranlage, dort wo die Kühe weiden und Austernfischer ihre Nester gebaut haben, in dieser idyllischen Landschaft plant die Gemeinde Wangerooge, mit den Mitteln privater Investoren einen Golfplatz zu bauen. Zurzeit erhitzen sich daran allerdings wieder die Gemüter auf der Insel. Denn nach dem Ablauf der Bindungsfrist an einen Bürgerentscheid, wonach kein Golfplatz gebaut werden sollte, wurden mit Steuermitteln (Machbarkeits- und Verträglichkeitsstudie kosteten zusammen 16.000 Euro) die ersten Schritte in Richtung eines Golfplatzes gelegt obwohl doch 2003 die Mehrheit gegen einen Golfplatz votiert hatte.

Die Befürworter möchten das touristische Angebot auf der Insel erweitern und Wangerooge für den Wettbewerb wappnen. Die Gegner sehen trotz Ausweisung dieser Fläche als Erholungszone im Nationalpark Wattenmeer die Gefahr, dass seltene Vogelarten aus ihrem Lebensraum verdrängt werden. Die Gemeinde hatte dazu eigens eine Verträglichkeitsstudie beim Büro für Landschaftsplanung in Wilhelmshaven in Auftrag gegeben. Gerlinde von der Mühlen als Mitarbeiterin des Büros kam zu der Erkenntnis, das nach FFH-Richtlinie der EU keine erheblichen Beeinträchtigungen zu erwarten sind. Nach den EU-Vogelschutzbestimmungen könnte es allerdings für Wiesenbrutvögel und Rohrweihe sehr wohl dazu kommen.

Dieses Ergebnis des Gutachtens stellte von der Mühlen auf der jüngsten Sitzung des Bürgervereins vor. Stellvertretender Bürgermeister Uwe Osterloh (SPD) hatte seinerzeit den Bürgerentscheid initiiert. "Wir hatten das den Bürgern bei der letzten Kommunalwahl versprochen, um die Akzeptanz für ein solches Projekt zu überprüfen." Nach seinem Kenntnisstand wurde der Rat nicht über die zu befürchtenden Beeinträchtigungen informiert. Bürgermeister Holger Kohls als einer der Befürworter des Golfplatzes gab dabei zu bedenken, "dass dem Rat mit Vorlage der Verträglichkeitsstudie sehr wohl bekannt gewesen ist, dass das der Erholungszonenfläche benachbarte Vogelschutzgebiet im Ostinnengroden Schutzwirkungen entfachen kann und es dann im weiteren Verfahren abzuwägen gilt, von Ausnahmeregelungen im öffentlichen Interesse Gebrauch zu machen oder nicht". Dabei sollten Eingriffe in Natur und Landschaft weitgehend minimiert werden, jedoch sei auch zu berücksichtigen, dass es sich beim Golfsport um eine extensive Nutzung der Erholungszonenfläche im Ostinnengroden handele.

 
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