Bergung der „Glory Amsterdam“: Sie schwimmt wieder!

Der Schleppverband mit der GLORY AMSTERDAM und den drei Schleppern, 02. Nov. 2017, Foto: Havariekommando

Alles noch mal gutgegangen mit der wirklich professionell durchgeführten Bergung der „Glory Amsterdam“. Alle Befürchtungen von Ölaustritten und der damit verbundenen Verseuchung des Wattenmeeres haben sich als unbegründet erwiesen. Nur bleibt die Frage nach dem Notfallschleppkonzept. Das hat nicht geklappt. Es hat viel länger als die vorgesehenen zwei Stunden gedauert, bis Bergungschlepper am Havaristen waren und diesen auf dem Haken hatten.

Das kann dann zu folgenschweren Problemen führen, wenn z.B. ein Tanker mit dem Ausfall der Ruderanlage in einen Offshore-Windpark treibt. Und davon stehen inzwischen einige wie eine dichte Ansammlung künstlicher Riffe nicht weit vom Verkehrstrennungsgebiet entfernt. Diese „Schiffsautobahn“ vor der niedersächsischen Küste ist einer der meistbefahrenen Schifffahrtswege auf der Erde. Nur 21 Seemeilen östlich von der Stelle, wo die „Glory Amsterdam“ vor Langeoog auf Grund lief, wurde gerade der Windpark Nordergründe mit 18 Anlagen in der Außenweser fertiggestellt, nur 560 Meter vom  Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und „Weltnaturerbe“ entfernt…Man muss kein Hellseher sein, um solch ein Katastrophenszenario vorherzusehen.

www.marinetraffic.com: Position des freigeschleppten Havaristen am 02. Nov. 2017 um 10:09h Ortszeit

HAVARIEKOMMANDO CENTRAL – COMMAND FOR MARITIME EMERGENCIES GERMANY

Pressemitteilung Nr. 8 Datum: 2 .11 .2017

GLORY AMSTERDAM wieder auf See

Bergungsoperation erfolgreich

Gegen 7:15 Uhr ist es dem Bergungsteam gelungen die GLORY AMSTERDAM aus ihrer Situation zu befreien. Insgesamt wurden 16.000 Tonnen Ballastwasser von der GLORY AMSTERDAM abgepumpt , bis sie aufschwamm. Während der Bergung wurden die Anker des Havaristen vom Schiff getrennt. Die beiden Schlepper FAIRMOUNT SUMMIT und UNION MANTA haben die GLORY AMSTERDAM ins Tiefwasser gezogen. Dort werden nun die drei Schlepper JADE, BUGSIER 11 und MULTRATUG 4 mit der GLORY AMSTERDAM verbunden, um sie in den Hafen nach Wilhelmshaven zu schleppen.

Das Bergungsteam an Bord hat die GLORY AMSTERDAM technisch überprüft und konnte keinen Schaden am Schiffskörper feststellen. An Bord der GLORY AMSTERDAM sind die 22 Personen der Schiffsbesatzung und sieben Experten des Bergungsteams. Ein Offshore – Notfall – Reaktionsteam (ONRT) * aus Cuxhaven stand während des Bergungsvorgangs zur Sicherung in Nordholz in Bereitschaft. Auch während des Schleppvorgangs konnte kein Schadstoffaustritt festgestellt werden. Das Ölüberwachungsflugzeug des Havariekommandos wird den Schleppzug Richtung Wilhelmshaven begleiten. Das Mehrzweckschiff MELLUM ist weiterhin als Einsatzleitung vor Ort. Der Schüttgutfrachter GLORY AMSTERDAM (L 225m, B: 32,26 m; Flagge: Panama) lag rund 2 km vor Langeoog.

* Ein ONRT ist ein sechs köpfiges Te am mit ei nem Notarzt, einem Einsatzleiter und vier Rettungsassistenten, die gleichzeitig ausgebildet sind für die spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen auf
See.

Aktualisiert am 03. November 2017:

Wie die Presse am 03. Nov. 2017 meldet, ermittelt die Wasserschutzpolizeiinspektion Oldenburg nun gegen den chinesischen Kapitän des Schiffs wegen Gefährdung des Schiffsverkehrs. Es bestehe ein Anfangsverdacht, dass wegen der fehlenden Kooperationsbereitschaft der Schiffsführung die ersten Bergungsversuche gescheitert seien und das Schiff daher auf einer Sandbank vor Langeoog gestrandet sei.

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