Langeoog: Der Geist der Mirabelle…

Mirabellen, Foto: Wikipedia

…oder einfach nur Zeitgeist-Gesülze?

Die Urlaubsinsel Langeoog goes „Slow-Food“. Der erste – durchaus löbliche – „Slow-Food-Tag“ am 20. August 2017, bei dem in einigen Gaststätten auf der Insel „natürliche Produkte von regionalen Erzeugern“ angeboten wurden, bewarb die Lokalpresse nach der 1:1- Übernahme von der Langeooger WebSeite „Langeoog News“ mit unnachahmlicher Insellyrik, u.a. so: „Für viele Insulaner, die schließlich mitten im Weltnaturerbe wohnen, ist ein Leben im Einklang mit der Natur und nachhaltiges Wirtschaften auch ohne jede Marketing-Komponente unabdingbar.“

Da muss wohl der Geist der Mirabelle fleißig mitgetextet haben, oder es ist einfach nur wahrnehmungsgestörtes Marketing -Gesülze? (Ja, auf der Insel gibt es tatsächlich Mirabellen-Bäumchen, gleich hinter der Teestube am Hafen!)

Langeoog hat ca. 1790 „endemische“ Einwohner. 2016 verzeichnete man auf der Insel zusätzlich 217.161 zahlende Gäste bei 1.555.462 Übernachtungen (Zahlen: Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg nach Angaben der Kurverwaltung). Die Tagesgäste sind nicht eingerechnet. Die Insel im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und „Weltnaturerbe“ wird heftig beworben, vor allem mit dem Werbe-Etikett „Weltnaturerbe“. Die Touristen kommen mit Hunden und Lenkdrachen, nutzen Surfbretter und Kitesegel oder irren mit GPS-Empfängern beim Geo-Caching über die Insel, bis in die letzten Winkel. Beim „Dörpfest“ im Sommer wird es laut über dem Großschutzgebiet Nationalpark: Es muss immer ein Höhenfeuerwerk zur Bespaßung der Gäste sein. In den vergangenen Jahren wurden auch schon mehrfach im Jahr Höhenfeuerwerke in der Urlaubssaison abgebrannt. Darauf weist der Wattenrat seit Jahren hin und wird es auch weiterhin tun. Steter Tropfen…

Und ab November, gleich nach den „Zugvogeltagen“, dürfen dann wieder Gänse bejagt werden.

Ob das wildlebende nichtmenschliche „Inventar“ des Nationalparks, vor allem die geschützten Brut- und Rastvögel, bei diesem Massenrummel auch noch „im Einklang mit der Natur“ leben kann, ist allerdings fraglich und für das realitätsferne Insel-Marketing offensichtlich auch nebensächlich. Wie schrieb schon Horst Stern: „Die Werbung ist die Schwester der Lüge“!

P.S.: Tatsächlich soll der von der Teestube am Hafen „im Einklang mit der Natur“ servierte Mirabellen-Kuchen sehr lecker gewesen sein.

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