Weitere Planungen in der Samtgemeinde Holtriem/LK Wittmund: „Windkraftanlagen gehören zum ostfriesischen Landschaftsbild dazu“

„Windkraftanlagen gehören zum ostfriesischen Landschaftsbild dazu“ Wirklich? 23. Nov. 2025, Blick vom Seedeich bei Dornumersiel am Nationalpark Wattenmeer in Richtung Landkreis Wittmund – Foto: Wulf O. /Wattenrat (iPhone 15)

Am 20. Nov. 2026 berichtete die Nordwest Zeitung (online) über weitere Windparkplanungen in der Samtgemeinde Holtriem im Landkreis Wittmund. Zitat daraus: “Nach aktuellem Stand befinden sich 95 genehmigte Anlagen in Holtriem. Diese Anlagen stehen vorwiegend innerhalb ausgewiesener Windparkflächen, zusätzlich existieren noch zwei Einzelanlagen in Blomberg und Neuschoo“, schreibt der Landkreis Wittmund als Genehmigungsbehörde. Damit befinden sich die meisten Windkraftanlagen im Kreis in Holtriem. Zum Vergleich: 77 Anlagen gibt es in Wittmund, 68 in der Samtgemeinde Esens, zehn in Friedeburg und eine auf Spiekeroog.“ Die gesetzliche vorgegebenen Flächenvorgaben seien mit 2,19 Prozent damit überschritten, so der Bericht. Dennoch sind in Ochtersum/Samtgemeinde Holtriem mit Sitz in Westerholt weitere Anlagen geplant, nur finden diese Planungen im stillen Kämmerlein unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Teilansicht Windpark Ochtersum/SG Holtriem/LK Witmund/NDS – Foto: Manfred Knake

Alle 95 Anlagen in Holtriem gehörten bis Ende 2002 der Firmengruppe Norderland von Johann Eisenhauer und wurden ab 2023 an Enercity in Hannover verkauft. Nun sollen laut Zeitungsbericht 30 Anlagen in Holtriem abgebaut und mit 15 größeren Anlagen repowert werden, in Ochtersum soll im bestehenden Windpark mit 10 Anlagen noch eine Anlage hinzukommen, die früher vorgeschriebene Nachabschaltung der Anlagen zum Schutz der Anlieger wurde später vom Landkreis Wittmund wieder aufgehoben. Das brachte mehr Geld in die Betreiberkasse. „Dem Vernehmen nach“ sind aber bis zu 5 weitere Anlagen in Ochtersum geplant. Die Ochtersumer Windparkflächen sollten ursprünglich vom Landkreis Wittmund für den Wiesenvogelschutz entwickelt werden, nun werden dort Vögel von den Windturbinen erschlagen.

Die Berichterstattung brachte nur ein wenig Licht ins Dunkel der weiteren Windkraftplanung in der Samtgemeinde Holtriem, da auch Ochtersums Bürgermeister Pfaff (SPD) weitere Anlagen in Ochtersum nicht ausschließ. Die Frage ist, für wen der Holtriemer Rat dort eigentlich Politik macht, für die betroffenen Anlieger – oder die Investoren. Beim Wattenrat geht man davon aus, dass die Zeitungsanfrage mit einer Wattenrateingabe an die Verwaltung der Samtgemeinde Holtriem vom 11. Nov. 2025 zusammenhängt. Unter Berufung auf das Umweltinformationsgesetz fragte der Wattenrat u.a. nach Details zum Windkraft-Planungsstand und den vorgeschriebenen Umweltverträglichkeitsprüfungen in Ochtersum an. Diese Anfrage liegt auch der Redaktion vor, nur kam sie im Zeitungsbericht nicht vor. Die Anfrage wurde bisher nicht von der Holtriemer Verwaltung beantwortet.

Da liegt doch die Vermutung nahe, dass Bürgermeister Pfaff wesentlich mehr weiß, als als in der Zeitung zu lesen war: „In Holtriem ist dennoch eine weitere Anlage im Windpark Ochtersum geplant. Vor rund zehn Jahren wurden dort zehn Anlagen errichtet, sagt Bürgermeister Franz Pfaff (SPD). 2022 wurde eine weitere befürwortet, die noch gebaut werden soll. Möglich sei, dass noch zwei weitere errichtet werden.“

2015: Wohnnutzung muss aufgegeben werden – und Demo

Für die damalige (2015) Windkraftplanung in Ochtersum musste die Wohnnutzung in bestimmten Bereichen laut damaligem Flächennutzungsplan wegen der Lärmbelastung aufgegeben werden, aufgebrachte Bürger aus Holtriem und Umgebung kamen (ebenfalls 2015) vor dem Westerholter Rathaus zu einer Demonstration zusammen: „Schnauze voll“ und „Im Nest der Windenergie: Samtgemeinde Holtriem in Westerholt/LK Wittmund: Klüngel und Filz lässt Windkraftanlagen sprießen“Was hindert die Zeitungsredaktion daran, im eigenen Archiv nachzulesen, wie dort bereits vor Jahren gegen die Windkraftplanungen demonstriert wurde?

Screenshot/Bildzitat: Nordwest Zeitung Oldenburg (online) am 20. Nov. 2025

Und dann noch dies zur Bildunterschrift: Nein, Windkraftanlagen gehören nicht zum Landschaftsbild, wie die Bildunterschrift im Zeitungstext suggeriert.

Gehören Windkraftanlagen zum Landschaftsbild dazu? Historische Wasserschöpfmühle in Eemshaven/NL – Foto: Eilert Voß/Wattenrat

Wer diesen interessengeleiteten Propagandaunsinn verbreitet, weiß gar nicht mehr, wie die ostfriesische Landschaft ohne Windturbinen ausgesehen hat. Fast 1200 Anlagen stehen heute auf der ostfriesischen Halbinsel von Emden bis Wilhelmshaven, und es sollen noch mehr werden, nur für den Profit der Betreiber.

Dieser Beitrag wurde unter Windkraft abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.