Naturschützer auf der ostfriesischen Halbinsel: Onno Poppinga (SPD) und Landrat Sven Ambrosy (SPD)

Screenshot_Bildzitat: Anzeiger für Harlingerland, Wittmund, 16. März 2019

Wo Naturschutz draufsteht, muss nicht immer Naturschutz drin sein. Beispiel: der Naturschutzhof in Wittmund, sein neuer Besitzer sowie die Naturschutzstiftung Friesland, Wittmund, Wilhelmshaven, in der auch die Jever-Brauerei mitmischt (siehe auch Wattenrat vom September 2006, hier). Der Käufer und Besitzer des im nachfolgenden Presseartikel genannten „Naturschutzhofes“ im Wittmunder Wald  ist Onno Poppinga, SPD (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Agrarwissenschaftler!). Hier fand unlängst eine Ehrung statt (Zeitungsartikel s.u.), die aber hier nicht kommentiert werden soll.

Es geht um Personalien: Poppinga studierte Meeresbiologie in Hamburg und arbeitete in den 1980er-Jahren zunächst zusammen mit Monika Griefahn (später von 1990 -1998 Umweltministerin in Niedersachsen im Kabinett Gerhard Schröder) für Greenpeace. Dann wurde er Referent des ehemaligen niedersächsischen Landespolitikers Wolfgang Jüttner (SPD) in Hannover, der später von 1998 bis 2003 als Nachfolger von Griefahn Umweltminister des Landes im Kabinett Schröder war. Poppinga war 1993 auch kurzzeitig Bundesgeschäftsführer des BUND. Die Statoil-Erdgasleitung „Europipe“, die bis 1995 in der Regierungszeit von Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) von Norwegen kommend durch die strengsten Schutzonen des Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer gebaut wurde, landete in Poppingas Heimatgemeinde Dornum in Dornumersiel im Landkreis Aurich an. Heute „ziert“ ein kleines Rohrstück der Leitung als „Denkmal“ das BUND-Nationalparkhaus in Dornumersiel. Der Umbau dieses BUND-Nationalparkhauses (2010) wurde u.a. mit erheblichen Finanzmitteln des norwegischen Unternehmens Statoil , vom Energieversorger EON-Climate & Renewables und BINGO-Lottomitteln mit finanziert.

Poppinga wurde nach der Aufgabe des BUND-Geschäftsführerpostens Geschäftsführer der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung (die bei seinem Arbeitsantritt noch unter einem anderen Namen firmierte und damals auch mit für Niedersachsen zuständig war). Die Stiftung verteilt BINGO-Lotto-Mittel, der NDR ist auch beteiligt. Poppingas Büro residiert in der aufwändig restaurierten historischen Mühle in Westeraccum/Gem. Dornum. Auch mit anderen finanziell sehr ertragreichen „Mühlen“ ist Poppinga stark involviert (siehe auch taz-Bericht vom 03.11.2003 „Windrausch an der Ostfriesenküste“ und hier). Poppinga ist Geschäftsführer und Betreiber von verschiedenen Windparks in der Region, z.B. des Windparks Georgshof in seiner Heimatgemeinde Dornum (die gerne „Biosphärenreservat“ werden will und eine sehr hohe Windkraftdichte mit weit über einhundert Anlagen hat). Die Windparkfläche Georgshof war davor ein „national bedeutsames Rastgebiet für Vögel“ ausweislich einer Fachkarte des inzwischen aufgelösten Niedersächsischen Landesamtes für Ökologie.

Screenshot-Bildzitat, https://www.northdata.de/onno+poppinga : North Data (Handelregister-Recherche),  abgerufen am 19. März 2018

Zurück zum Naturschutzhof in Wittmund: Der Naturschutzhof wurde zunächst seit 1999 von der Kreisvolkshochschule des Landkreises Wittmund betrieben. Ab 2017 wurden Gelände und Gebäude durch den Ankauf  von Onno Poppinga in Privatbesitz überführt. Förderer des Naturschutzhofes sind u.a. das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und der Landkreis Wittmund, kooperiert wird u.a mit dem NABU (Kreisgruppe Wittmund), der Kreisjägerschaft Wittmund, den Niedersächsischen Landesforsten und dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer (Junior Ranger). Mit dem Ankauf avancierte der Privatmann Onno Poppinga zum Vorzeigenaturschützer im Nachbarlandkreis Wittmund als „Retter“ des ursprünglich abrissreifen Naturschutzhofes, den der Landkreis Wittmund abstoßen wollte. Es darf vermutet werden, dass die enormen Gewinne aus dem Erneuerbare Energien Gesetz und dem Betrieb der Windkraftanlagen den Kauf erleichtert haben könnten.

Der ebenfalls erwähnte Landrat Sven Ambrosy (SPD, LK Friesland) ist Vorsitzender des Stiftungsvorstandes der Naturschutzstiftung Friesland, Wittmund, Wilhelmshaven. Stifter sind die Landkreise Friesland und Wittmund, die Stadt Wilhelmshaven sowie das Friesische Brauhaus zu Jever. Die Naturschutzstiftung wurde bei der Gründung unterstützt durch die Landessparkasse zu Oldenburg, die Teilnehmergemeinschaft des Flurneuordnungsverfahrens Zetel-Driefel im Landkreis Friesland und durch den Kreislandvolkverband Friesland e.V..

Ob so viele „Naturschützer“ auf einmal sein Gewinn für die Landschaft sein können, sei dahingestellt. Diese Naturschutzstiftung betreut auch Flächen, die ohnehin als Ausgleich oder Ersatz im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen geschützt werden müssen; das ist aber immer noch staatliche Aufgabe in der Zuständigkeit der Landkreise und nicht die Aufgabe einer Stiftung. Wie Kenner berichten, sollen auch diese Flächen z.T. stark landwirtschaftlich genutzt werden, sprich u.a. ein erheblicher Gülleauftrag. Der Leiter des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, Peter Südbeck, möchte große Flächen im Landkreis Friesland mit dem Etikett „Biosphärenreservat“ versehen und stößt dabei auf Widerstand, vor allem bei den Landwirten.

Sven Ambrosy ist auch Vorsitzender des Tourismusverbandes Nordsee e.V. (seit 2004) und des Tourismusverbandes Niedersachsen e.V. (seit 2006). Das sind die, die u.a. den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer als „Weltnaturerbe“ touristisch vermarkten. Seine Ehefrau Yvonne ist seit 2018 „Klimamanagerin“ des Landkreises Wittmund, es mögen nützen. Naturschutz in Niedersachsen eben, viel Etikett und wenig Inhalte…

Anzeiger für Harlingerland, Wittmund/NDS, 16. März 2019

Ehrung für den „Mann der ersten Stunde“
AUSZEICHNUNG – Preis der Naturschutzstiftung für den Friedeburger Hillrich Reents, Sven Ambrosy (r.), Vorsitzender des Stiftungsvorstandes der Naturschutzstiftung, ehrte im Beisein von Onno Poppinga (l.), Besitzer des Naturschutzhofes, und Wittmunds Erstem Kreisrat Uwe Cassens (2. v. r) Hillrich Reents mit einem Preis. BILD: Inga Mennen

WITTMUND. (ime) „Er ist ein menschlicher Leuchtturm für den Naturschutz“, lobte Sven Ambrosy, Vorsitzender des Stiftungsvorstandes der Naturschutzstiftung am Donnerstag, als er Hillrich Reents mit einem besonderen Preis der Stiftung auszeichnete. 13 Jahre war der heute 74-jährige Friedeburger stellvertretender Geschäftsführer der Naturschutzstiftung Region Friesland, Wittmund, Wilhelmshaven und somit, so Ambrosy ein Mann der ersten Stunde, denn die Stiftung wurde 2006 gegründet. […]

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