Ranger-Fachtagung ´Tourismus in Schutzgebieten´ auf Langeoog- Weichgespültes von der Nationalparkverwaltung

Lemon Squeezer: typischer Ranger-Hut

Vom 13. bis 15. März 2019 fand auf der Insel Langeoog im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer die Fachtagung „Tourismus in Schutzgebieten – Herausforderung oder Chance in der Gebietsbetreuung“ statt. Veranstalter war der Bundesverband Naturwacht (German Ranger Association) .Weiter unten finden sie eine „informative“ Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung aus Wilhelmshaven dazu (mit Gender*) sowie einen Zeitungsbericht aus der Lokalzeitung. Inhaltlich erfährt die Leserschaft nur wenig von den so zitierten „spannenden Fachvorträgen“ der Veranstaltung, dafür aber, dass sich die Teilnehmer „im Krebsgang“ bei „Bewegungsspielen am Strand“ fortbewegten; das erfreut auch Grundschulkinder bei Naturerlebnisspielen.

Ranger sind unbestritten unverzichtbare Mittler in Schutzgebieten, aber auch Aufsichtspersonen, die über die Einhaltungen der Schutzbestimmungen wachen, dafür Personalien feststellen und Platzverweise erteilen dürfen Aber nur, wenn sie über hoheitliche Befugnisse wie die Polizei oder Forstbeamte verfügen. Das ist in Niedersachsen nicht der Fall. Im niedersächsischen Wattenmeernationalpark (der auch europäisches Vogelschutzgebiet ist) , der heftig als „Weltnaturerbe“ von der Tourismusindustrie vermarktet wird, gibt es ganze elf Ranger, aber ohne hoheitliche Befugnisse und ohne Boote auf 3.500qkm Nationalparkfläche, eigentlich ein Betreuungswitz. Es ist noch nicht einmal bekannt, ob es überhaupt eine Dokumentation der täglich vorkommenden Verstöße – Ordnungswidrigkeiten oder gar Straftaten – gegen das Nationalparkgesetz gibt.

Auf nach Langeoog: Anstehen bis auf die Straße nach den Fährtickets, Fähranleger in Bensersiel – Foto (C): Manfred Knake

Die Dosis macht das Gift

Weichgespült und mit Allgemeinplätzen garniert liest sich das Tagungsergebnis in der Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung u.a. so:

„Dabei ist es klar, dass in vielen Gebieten Naturschutz und Tourismus gut miteinander kooperieren und Natur als wichtigste ´Ressource von Tourismus geschützt werden muss. In anderen Fällen sind klare Management-Regeln erforderlich, um die Güter der Natur nicht durch zu viel Störungen zu gefährden. In jedem Fall scheint essenziell, dass Einheimische und Gäste kennen wollen, was sie schützen sollen.“

Das ist zweifellos richtig, nur geht es um die Dosis, die bekanntlich nach Paracelsus das Gift macht. Klare Management-Regeln sind unerlässlich, nur müssen sie auch eingehalten und vor allem die Einhaltung überwacht werden, sonst bleiben Regeln bedrucktes Papier. Bei festgestellten Verstößen darf ein Ranger daher auch schon mal unfreundlich werden.
Nicht „Natur und Tourismus“, sondern „Natur und Massentourismus“ wäre also das passendere Thema gewesen. Langeoogs Bürgermeister Uwe Garrels wird in der Lokalzeitung so zitiert: „Die Menschen kommen wegen der Uferschnepfen, der Sandregenpfeifer und der Schwärme von Knutts, die das Wattenmeer so einzigartig machen.“ Weit gefehlt, die Touristen kommen überwiegend wegen des Strandes und des Nordsee-Erlebnisses. Die genannten Vogelarten sind dem überwiegenden Teil der Touristen gar nicht bekannt. Der Bekanntheitsgrad des niedersächsischen Wattenmeer-Nationalparks ist ohnehin gering: Nur 47 Prozent der Befragten kannten ihn, und das nur mit einer Hilfestellung durch Vorlesen der Nationalparknamen in Deutschland. (Quelle: Sozio-ökonomisches Monitoring (SÖM Watt) in der Nationalpark-Region, 2016, Seite 6). Gerade auf Langeoog gab es immer wieder tolerierte und nicht tolerierbare Verstöße gegen Artenschutzgesetze, z.B. Höhenfeuerwerke in der Brutzeit, ein illegal gebauter Golfplatz oder Eiersammler in Brutkolonien. Von Sanktionen ist nichts bekannt: Langeoog: Aktuelles von der Naturschutzfront – Brutvogelvertreibungen und Eiersammler

Sandregenpfeifer auf dem Zuge -als Strandbrüter im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer durch den Massentourismus extrem gefährdet – Foto (C): Eilert Voß/Wattenrat

Dramatisch schwindende Artenvielfalt trotz des Schutzgebietes

Eine der Ursachen der schwindenden Artenvielfalt, neudeutsch Biodiversität, die gerade dramatisch auch im Nationalpark Wattenmeer zu beobachten ist, ist der Massentourismus: Touristen, die jeden Winkel des Nationalparks erkunden, zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Boot, mit Hunden, Lenkdrachen oder Drohnen, außerhalb oder innerhalb der zugelassenen Wege.
Strandbrüter wie Sand- oder Seeregenpfeifer oder Küstenseeschwalben haben kaum noch ungestörte Brutplätze auf oder an den touristisch übernutzten Stränden. Die erwähnten Knuttschwärme wurden im Laufe der Jahre auch geringer, die Ursache ist vermutlich die Überfischung ihrer Nahrungsgrundlagen auf den Zugwegen.

Schutzdünen auf Langeoog, April 2015, Foto (C): Manfred Knake

Übernachtungszahlen

Die „offizielle“ Übernachtungsrate im und am Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer liegt aufgrund der Meldungen der Kurverwaltungen an die Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg an der Nordseeküste (Festland und Inseln) bei weit über 20 Millionen jährlich, wenn man Cuxhaven und die Landkreise Friesland und Wesermarsch dazuzählt, vermutlich aber weitaus höher durch nicht meldende Betriebe und Campingplätze. Die Nationalparkverwaltung bewirbt die Küste ebenfalls als Tourismusregion, sodass man den Eindruck gewinnen kann, die Behörde ist mehr Tourismusagentur als Naturschutzverwaltung.

Verboten: Kitesurfer in der strengsten Schutzzone (Ruhezone) des Nationalparks, Foto (C): Eilert Voß

Kitesurfer in Schutzzonen mit fragwürdigen „Befreiungen“

Es war denn auch der Nationalparkleiter Peter Südbeck, der nach dem Etikettenschwindel „Weltnaturerbe“ für noch mehr Tourismus nach 2009 gezielt zahlreiche vogelvertreibende Kitespots von Cuxhaven bis Emden in Zusammenarbeit mit den Fremdenverkehrskommunen auf den Inseln und auf dem Festland einführte. Er nutzte dazu das Instrument der rechtlich fragwürdigen „Befreiungen“ (§ 67 Bundesnaturschutzgesetz) in den Schutzzonen des Nationalparks. Befreiungen dürfen laut Gesetz nur dann erteilt werden wenn “dies aus Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses, einschließlich solcher sozialer und wirtschaftlicher Art, notwendig ist oder die Durchführung der Vorschriften im Einzelfall zu einer unzumutbaren Belastung führen würde und die Abweichung mit den Belangen von Naturschutz und Landschaftspflege vereinbar ist.“ Kitesurfen in einem Nationalpark zählt zweifellos nicht zu einem überwiegend öffentlichen Interesse – das ist in diesem Falle Naturschutz – und ist mit Sicherheit nicht mit dem „Naturschutz vereinbar“; eine „unzumutbare Belastung“ für Kitesurfer ergibt sich auch nicht, da man diesen Sport auch außerhalb von Schutzgebieten ausüben kann. Kritiker sprachen daher auch schon von „Rechtsbeugung“ zum Vorteil einer kleinen Sportgruppe, und die ist eigentlich strafbar.

Dornumersiel/LK Aurich: zunächst illegaler betriebener Kitespot am Strand von Dornumersiel – von der Tourismus GmbH beworben, schließlich von der Nationalparkverwaltung legalisiert – Foto (C): Dennis Knake

Aktuelles und Historisches

Aktuell wollen einige Inseln mit Hilfe des niedersächsischen Umweltministers Lies (der Schirmherr der Fachtagung auf Langeoog war) das Nationalparkgesetz aufweichen, es gäbe angeblich zu viele Einschränkungen bei der Entwicklung, was immer damit gemeint sein mag. Da hätte man doch gerne Ausführlicheres über die tatsächlichen Probleme mit „Natur und Tourismus“ von der Langeooger Fachtagung gelesen.
Der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen stellte bereits 1980, also vor fast 40 Jahren, in seinem Sondergutachten „Umweltprobleme der Nordsee“ (Kohlhammer Verlag) fest, dass die touristischen Kapazitäten der Nordseeinseln „weitgehend ausgeschöpft“ sind (S.331). Das Gutachten warnte vor dem Druck „gerade auf die restlichen, naturnahen noch attraktiven Landschaftsräume“, der „wahrscheinlich noch wachsen“ werde (S.330). Die mahnenden Stimmen verhallten ungehört bei Politik, Verwaltungen und Tourismusmachern.

Im Juli 1991 erschien das Buch „´Ranger´in Schutzgebieten„, herausgegeben von der „Förderation der Natur- und Nationalparke Europas“ (FÖNAD), damals noch eine Organisation mit inhaltlichem  „Biss“. Die FÖNAD heißt heute neoliberalisiert „Europarc Deutschland e.V.„, der Vorsitzende ist kein anderer als Peter Südbeck, Leiter des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Zu den Förderern gehören u.a. Coca Cola, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (die die Auswirkungen der Windenergienutzung auf  Natur und Menschen verharmlost und bewirbt) und der Fahrzeughersteller Honda. Das Vorwort des Buches schrieb der damalige FÖNAD-Vorsitzende und  Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald, Dr. Hans Bibelriether. Das war die Initialzündung für den Rangerberuf in Deutschland, den es bis dahin gar nicht gab. Vor 27 Jahren, im September 1992, fand in Wilhelmshaven der 12. internationale Wattenmeertag des WWF zusammen mit der FÖNAD mit dem Thema „´Ranger´ in Schutzgebieten – Ehrenamt oder staatliche Aufgabe?“ statt. Damals schrieb man Ranger stets noch in Anführungszeichen, weil man diese Berufsgruppe wohl für irgendwie zu paramilitärisch hielt. Zu diesem Wattenmeertag wurde extra ein Ranger mit berufstypischem „Lemon Squeezer“-Hut aus den USA eingeflogen. Die Beiträge der Referenten aus mehreren Nationalparks, auch aus der Schweiz, machten schon 1992 erschreckend deutlich, welche enormen Auswüchse der Massentourismus bereits damals auf die Schutzgebiete hatte. O-Ton eines Schweizer Rangers: “Das Ansprechniveau bei Touristen ist dritte Klasse Primarstufe, sonst kapieren die nichts“.
Der Autor dieses Beitrages, ebenfalls Referent auf der Tagung in Wilhelmshaven, war 20 Jahre lang als ehrenamtlicher Landschaftswart des Landkreises Aurich im und am Nationalpark Niedersächsischer Wattenmeer tätig und fünf Jahre Mitglied des Nationalparkbeirates, in dem es überwiegend um die Nutzungsansprüche von Wassersportlern, des Tourismus, der Berufsfischerei und der Landwirtschaft in diesem Schutzgebiet ging.

Memmert, April 1998: Vogelwart und Nationalparkranger Reiner Schopf (links), Manfred Knake (Autor dieses Beitrages), Foto (C): Lena Fukushi

Ein weiterer Zeitzeuge

Ein weiterer Kenner der real existierenden Zustände in diesem Pseudo-Nationalpark ist Reiner Schopf, der von 1973 bis 2003 mehr als dreißig Jahre lang hauptamtlicher Vogelwart und ab 1986 Nationalparkwart auf der Vogelinsel Memmert war. Er lebte mit seiner Lebensgefährtin und späteren Ehefrau Barbara Carp ganzjährig auf der sonst unbewohnten Insel. Schopf hielt Dia-Vorträge vor Touristen auf der Nachbarinsel Juist. Die Vortragsräume wurden ihm schließlich wegen der kritischen Inhalte seiner Vorträge gekündigt. Genau so erging es dem Autor mit seinen Dia-Vorträgen im Touristenort Bensersiel auf dem Festland. Schopf verließ die Insel nur für Versorgungsfahrten und für mehrmonatige Urlaubsreisen im Winterhalbjahr, die in bis nach Australien und in das südliche Afrika führten.
Seine Erfahrung mit dem Massentourismus im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer veröffentlichte Schopf bereits 2006 in der Zeitschrift „Nationalpark“ (Nr. 133, 3/2006), hier im Nachdruck nachzulesen:

DIE ACHTE INSEL
Reiner Schopf
Sieben Inseln sind vor der ostfriesischen Küste aufgereiht. Beliebte, vom Tourismus stark geprägte Ferienziele. Seit 1986 gehören sie, das Watt und die Salzwiesen vor den Festlandsdeichen zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Wenig bekannt und scheinbar vergessen liegt südlich vom Juister Westende eine achte Insel: Die Vogelinsel Memmert. Erst um 1900 ist sie aus einer Sandbank entstanden. Der Juister Lehrer und Naturschutzpionier Otto Leege hat sie 1906 gepachtet und zu einer „Vogelfreistätte“ gemacht. 1924 wurde sie Naturschutzgebiet und der auf der Insel lebende Vogelwart wurde von einer Behörde bezahlt. Nun liegt sie in der Ruhezone (Zone 1) des Nationalparks. […] weiter hier

Manfred Knake                                                                                                          (editiert am 25. März 2019)

 

Presseveröffentlichung der Verwaltung des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, 20.03.2019

Bundesweites Naturwachttreffen auf Langeoog
Über 150 Rangerinnen und Ranger trafen sich in der vergangenen Woche auf Langeoog zur 25. Fachtagung des Bundesverbandes Naturwacht e. V., die erstmalig von der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer ausgerichtet wurde.
Ranger, das sind die „freundlichen Gesichter“ der Nationalparks, Biosphärenreservate, Naturparks und anderer Schutzgebiete. Sie haben Obacht über ihre Gebiete, erklären den Menschen die Natur, passen auf, dass der Schutz gesichert ist und arbeiten in vielfältigster Weise daran, Natur in Schutzgebieten zu erhalten und zu verbessern. Einmal im Jahr sind alle eingeladen, sich in einem Schutzgebiet in Deutschland zu treffen und dort sich auszutauschen und gemeinsam zu einem relevanten Thema zusammen zu kommen. Das Thema der diesjährigen Tagung lautete „Tourismus in Schutzgebieten – Herausforderung oder Chance in der Gebietsbetreuung“. An drei Tagen gab es ein vielseitiges Programm für die aus Deutschland, Tschechien, der Schweiz und Österreich angereisten Teilnehmenden. Auch wenn der Rangerberuf eine Vorliebe für die Arbeit in der freien Natur voraussetzt, so war das stürmische norddeutsche Wetter auf Langeoog für manchen eine Herausforderung.
Dennoch ließen sich nur ganz wenige von der langen Anreise abschrecken, mit insgesamt gut 160 Teilnehmenden war die Fachtagung auf Langeoog damit die größte, die es bislang gab. Begrüßt wurden die Rangerinnen und Ranger im Haus der Insel von Carsten Wagner, dem ersten Vorsitzenden des Bundesverbandes, der sichtlich erfreut über die gute Resonanz war: „Es ist wichtig, dass wir Ranger über die Grenzen unseres eigenen Schutzgebiets schauen. So können wir voneinander lernen und holen uns Motivation für die tägliche Arbeit. Dass trotz der „geografischen Extremlage“ auf einer Nordseeinsel so viele Ranger*innen die Fachtagung besuchten, zeugt von der Wichtigkeit dieser alljährlichen Veranstaltung“.
Ingelore Hering vom Niedersächsischen Umweltministerium, Wittmunds Landrat Holger Heymann und der Bürgermeister von Langeoog, Uwe Garrels sprachen weitere Grußworte und hoben darin die Bedeutung des Rangerberufes als Mittler zwischen Menschen und Natur in bemerkenswerter Weise hervor. Denn, darin waren sich alle einig, Naturschutz, ohne die Menschen einzubeziehen, funktioniere nicht.
Das Tagungsthema wurde in spannenden Fachvorträgen, die ausgehend vom Weltnaturerbe Wattenmeer durch den Nationalpark-Leiter Peter Südbeck in andere Schutzgebiete Deutschlands und bis nach Botswana reichten, wurde das Thema der Tagung nicht nur geographisch von unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Und es wurde deutlich, dass in jedem einzelnen Gebieten, angepasste spezifische Lösungen für die Fachfragen des Naturschutzes und des Tourismus gefunden werden müssen. Dabei ist es klar, dass in vielen Gebieten Naturschutz und Tourismus gut miteinander kooperieren und Natur als wichtigste „Ressource“ von Tourismus geschützt werden muss. In anderen Fällen sind klare Management-Regeln erforderlich, um die Güter der Natur nicht durch zu viel Störungen zu gefährden. In jedem Fall scheint essenziell, dass Einheimische und Gäste kennen wollen, was sie schützen sollen. Eine gute Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit durch die Ranger ist dabei oft entscheidend, Herausforderungen in Chancen zu verwandeln. Dies zeigt vor allem auch das Beispiel des gastgebenden Nationalparks, der in 2015 ein echtes Rangersystem mit überaus positiver Resonanz installieren konnte.
Aufgelockert wurde das Vortragsprogramm durch einige Bewegungsspiele am Strand, die wie die Vor-Ort-Organisation insgesamt die niedersächsischen Ranger unter Koordination von Britta Schmidt organisiert hatten. Um das Leben aus Sicht einiger tierischer Wattenmeerbewohner selber nachempfinden zu können, durften die Gäste zwischen den Vorträgen am Strand selber einmal Teil eines Zugvogelschwarms sein und im Krabbengang durch den Sand laufen.
Am Freitag standen, trotz angesagtem Regen und Sturm, Exkursionen auf dem Programm. So teilten sich die Ranger in drei Gruppen und schwärmten in den Inselwesten, den Inselosten und an die Leybucht aus. Auch, wenn wetterbedingt etwas improvisiert werden musste, so war der Tag voller eindrucksvoller Erlebnisse für die Gäste. Am Nachmittag kam versöhnlich die Sonne heraus, als wolle sie eine Einladung aussprechen, wiederzukommen, ins UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer.
Der Bundesverband Naturwacht e. V. hält seine Tagung jedes Jahr in einem anderen Schutzgebiet ab. Mit der Einführung der Ranger im Niedersächsischen Wattenmeer war schnell klar, dass die Mitglieder des Bundesverbandes dieses attraktive Ziel bereisen wollten. Zur nächsten Fachtagung lädt das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft 2020 nach Bautzen ein.

 

Anzeiger für Harlingerland, Wittmund/NDS, 20. März 2019

Biodiversität des Nationalparks erhalten
FACHTAGUNG – Mehr als 160 Ranger tagen auf Langeoog – Stirbt nur eine
Art, gerät das System ins Wanken

Landrat und Bürgermeister loben die gute Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung.

LANGEOOG. Sie waren dieser Tage auf Langeoog nicht zu übersehen: In tarnfarbener Funktionskleidung gewandete Menschen, teils mit interessanten Nationalpark-Wappen an den Ärmeln und Taschen. Die Ranger waren los, und Anlass dieses Besuchs von mehr als 160 haupt- und ehrenamtlichen Naturwächterinnen und -wächtern war die 25. bundesweite Naturwacht-Fachtagung des Bundesverbands Naturwacht (German Ranger Association), welche in Kooperation mit der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer im Haus der Insel stattfand.
Neben Langeoogs hauptamtlichem Nationalparkranger Jochen Runar waren auch die Ehrenamtlichen der Insel, Birgit Haller und Lothar Redmann, anwesend; der dritte ehrenamtliche Nationalparkwächter, Hartmut Börger, war aus beruflichen Gründen verhindert. Die Schirmherrschaft über die Fachtagung hatte Olaf Lies, Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz des Landes Niedersachsen, inne. Grußworte sprachen unter anderem Landrat Holger Heymann, Langeoogs Bürgermeister Uwe Garrels, der selbst langjährig als Natur- und Wattführer tätig war, Carsten Wagner, Vorsitzender des Bundesverbands Naturwacht, und Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer. Dazu gab es zahlreiche Vorträge namhafter Fachreferentinnen und -referenten.
„Natur und Tourismus“ stand dabei ganz oben auf der Themenliste – eine nicht immer ganz glückliche Liason. Aber auch Bedrohungen durch Schiffsunglücke wie die derzeitige Ölverschmutzung vor der französischen Küste durch einen gesunkenen Autofrachter, die Havarie der „Glory Amsterdam“ im vergangenen Jahr oder der Containerverlust der „MSC Zoe“ Anfang Januar wurden angesprochen. Im Nationalpark haben solche Ereignisse schließlich ganz besonders gravierende Folgen auf Flora und Fauna.
Dass die Biodiversität des Nationalparks Wattenmeer (und aller anderen Naturschutzgebiete) unbedingt zu erhalten ist, wurde von allen Rednern deutlich gemacht. Denn wenn hier nur eine einzige Art ausstürbe, geriete unmittelbar das ganze System ins Wanken – mit nicht absehbaren Folgen. Auch für den Tourismus, denn, so brachte es Uwe Garrels auf den Punkt: „Die Touristen kommen hier nicht wegen der Silbermöwen oder der Dohlen her. Die gibt es überall. Die Menschen kommen wegen der Uferschnepfen, der Sandregenpfeifer und der Schwärme von Knutts, die das Wattenmeer so einzigartig machen. Artenverlust ist nicht nur eine ökologische Katastrophe, sondern auch ein Verlust an touristischer Qualität.“
Allerdings dürfe „der Standort Weltnaturerbe auch nicht nur als Werbefläche dienen“. Daher sei es so wichtig und ehrenwert, dass die anwesenden Rangerinnen und Ranger „mit Herz, Verständnis und Verstand“ bei der Sache seien, so wie das Langeooger Viererteam.
Lob gab es von Bürgermeister Uwe Garrels und seinem Vorredner, Landrat Holger Heymann, auch für die gute Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung. Überdies betonten beide die Wichtigkeit einer Unterstützung der Naturwacht durch die Politik.

Natürlich durfte auch die Frage nicht ausgeklammert werden, ab wann es zu viele Menschen sind, die sich diese beeindruckende Artenvielfalt ansehen möchten, und wie sich diese Touristenströme steuern lassen. Dazu gehört, so der Konsens, unvermeidlich das Einrichten von Schutzzonen und das Durchsetzen von Betretungsverboten im Interesse aller. Weitere Reden und Vorträge befassten sich mit dem Ranger-Alltag in anderen Naturschutzgebieten, denn schließlich waren Rangerinnen und Ranger aus allen Teilen der Republik mit ihren ganz spezifischen Herausforderungen angereist. Auch Nationalparkwarte aus Tschechien, der Schweiz und Österreich waren unter den Teilnehmenden. […]

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