Wie sich die Zeiten ändern: In Dornumersiel im LK Aurich wurde im letzten Jahr das BUND-Nationalparkhaus für insgesamt 830.000 Euro aufwändig umgebaut und neu gestaltet, auch mit Finanzhilfe des norwegischen Energiemultis Statoil und dem Energieriesen E.ON. Seit 1994 gibt es die vom Land Niedersachsen verwaltete Wattenmeerstiftung dieser Energieanbieter als Ablassstiftung für den gewaltigen Eingriff durch den Bau der Erdgasleitung „Europipe“ durch den Nationalpark Wattenmeer. Die Gasleitung aus dem norwegischen Troll-Sleipner-Feld wurde 1994 im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer verlegt und in Dornumersiel angelandet, gegen den öffentlichen heftigen Widerstand von BUND, NABU, WWF und regionalen Naturschutzgruppen.
Durch die Verlegung der Gasleitung wurden Bagger- und Spülarbeiten mit gewaltigen Sedimentbewegungen im Wattenmeer notwendig, durch die die Mikrofauna im Eingrifffsbereich völlig vernichtet wurde.
Das ist alles Schlick von gestern, wirkt aber auf die Naturschutzverbände bis heute „nachhaltig“ nach. Wie sich die Naturschutzverbände im Dickkicht der Fördertöpfe verstrick haben und darin hoffnungslos bewegungsunfähig gefangen sind, zeigen exemplarisch das Nationalparkhaus in Dornumersiel und der BUND: Damals, als die Europipe gebaut wurde, war Onno Poppinga (SPD) Bundesgeschäftsführer des BUND (nicht identisch mit dem Agrarwissenschaftler Prof. Dr. Onno Poppinga!) . Zuvor war Poppinga Referent des niedersächsischen Landtagsabgeordneten Wolfgang Jüttner (SPD, ab 1998 bis 2003 Umweltminister in Niedersachsen) in der Regierung Gerhard Schröder, dem späteren Bundeskanzler, der heute als Berater Putins im Gasgeschäft tätig ist. Poppinga wohnt im benachbarten Dornum und verteilt beruflich BINGO-Lotto-Gelder (bis 2008 für Niedersachsen in der staatliche Bingo-Projektförderung, heute in Schleswig-Holstein und in Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg für die Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung). Von den Fördermitteln profitieren auch die Umweltverbände. Poppinga ist auch als Geschäftsführer eines großen Wind“parks“ an der Küste tätig und betreibt eine WKA in einem ehemaligen Vogelschutzgebiet. Aus dem früheren Widerstand der Naturschutzverbände gegen den Bau der Erdgasleitung ist heute die finanziell abhängige Kooperation geworden. Der Naturschutz findet nun, politisch völlig stressfrei neo-liberalisiert und am Fördertropf, im Saale der Nationalparkhäuser statt. Vier Mitglieder aus den Umweltverbänden sitzen im Beirat der Wattenmeerstiftung und bestimmen über die Mittelvergabe mit. Und ganz nebenbei: Poppingas Ehefrau war früher Dezernentin und ist nun nach einer internen Reform Sachbearbeiterin in der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer.
Als sichtbares Zeichen dafür, wer die Richtung im Wattenmeer-Naturschutz mitbestimmt, steht vor dem umgestalteten BUND-Nationalparkhaus der Teil eines betonummantelten Gasrohres von Statoil mit einem entsprechenden Werbetext. Wie zum Hohn wirbt Statoil damit auf seiner WebSeite! In diese Röhre sieht nun der Naturschutz im Nationalpark. Vom BUND und anderen „anerkannten“ Naturschutzverbänden hört man heute kaum noch etwas zu aktuellen Eingriffen und Naturschutzproblemen im Wattenmeer. Projektgeld sediert und macht zahm und zahnlos.
Förderungsmittel und Finanzierung des Umbaus (Auszug):
Wattenmeerstiftung 189.000 Euro, Bingo-Lotto 150.000 Euro, N-Bank 392.000 Euro, Spenden (von wem?) 47.800 Euro, BUND 25.000 Euro, Gemeinde Dornum 26.000 Euro (handwerkliche Eigenleistung), Quelle: Lokalpresse
Aber auch den „Erneuerbaren Energien“ werden in der neuen Ausstellung des Nordseehauses im wahrsten Sinne des Wortes viel Raum gegeben, allerdings auf Grundschulniveau. Zusammenhänge mit der üppigen Förderung durch das Erneuerbare Energien Gesetz, das alle Stromkunden verpflichtet, eine Zwangsabgabe für die Betreiber von Wind-, Solar- und Biogasanlagen mit ihrer Stromrechnung zu zahlen, oder die tatsächlichen gravierenden Auswirkungen von Windenergieanlagen auf den Vogelzug findet man nicht. Die aktuellen Naturschutzbelange und -probleme im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer treten vergleichsweise in den Hintergrund. In der alten Ausstellung des seinerzeit stark renovierungsbedürftigen Nationalparkhauses wurde Statoil z.B. noch mit angeschwemmten Original- Ölkanistern (mit Statoil-Aufdruck) aus der Nordsee erwähnt oder die Auswirkungen des Massentourismus thematisiert. Die Geldgeber der Neugestaltung des Nationalparkhauses haben offensichtlich starken Einfluss auf die Inhalte der Ausstellung gehabt; sie ist zwar mit Monitoren, Videoshows und Lautsprecherbeschallung technischer geworden, das Ansprechniveau wurde deutlich gesenkt,und die Inhalte wurden“entschärft“.
Link: Europipe- Ersatzmaßnahme auf Langeoog dient nicht dem Naturschutz, sondern dem Küstenschutz und Tourismus Küstenschutzmaßnahme als Naturschutzprojekt umdeklariert (2002)