Prekäre Beschäftigungsverhältnisse auf der Meyer Werft: „Herr Meyer wusste natürlich von nichts“

Es ist nicht alles Gold, was glänzt: Luxus, auch mit fragwürdigen Beschäftigungsverhältnissen gebaut

Riesige Kreuzfahrtschiffe, spektakuläre Überführungen, Luxusleben an Bord: Das ist die eine Seite der Meyer Werft im binnenländischen Papenburg. Die andere Seite ist eine zerstörte Ems, die vor allem für die Schiffe der Meyer Werft ständig auf über 8m Tiefe gehalten werden und bei der Überführungen der Luxusdampfer an die Nordsee mit einem Stauwerk aufgestaut werden muss, damit die Schiffe überhaupt in den Fluss passen. Dazu kommen die prekären Arbeitsverhältnisse von Arbeitern überwiegend aus Osteuropa, die für niedrigste Löhne von Subunternehmern auf der Werft beschäftigt und in engen Unterkünften „gehalten“ wurden, Manchester-Kapitalismus an der Ems pur im 21. Jahrhundert!

Dann kam erst durch ein Feuer Licht ins Dunkel dieser Machenschaften: Im Juli 2013 brannte eine Unterkunft für Arbeiter der Meyer Werft in Papenburg aus. Dabei kamen zwei Rumänen ums Leben. Die Brandursache konnte bis heute nicht ermittelt werden, die Untersuchungen wurden eingestellt. Die Meyer Werft gründete daraufhin in Zusammenarbeit mit dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium, dem Betriebsrat und der IG Metall eine „Task Force“ , die nun einen Bericht zur Situation der Werkvertragsbeschäftigen beim Papenburger Schiffbauer Meyer-Werft vorlegte.

Die Arbeitsbelastung der osteuropäischen Arbeiter war enorm, in Einzelfällen gab es sogar Doppelschichten bis zu fast 24 Stunden; die Entlohnung dagegen war unanständig niedrig. Die taz berichtete:

„Monatlicher Mindestlohn 173,80 Euro plus 35 bis 50 Euro Tagespauschale für eine 40-Stunden-Woche. Was tatsächlich gezahlt wurde, lässt sich kaum rekonstruieren: So wurden Arbeiter teils angewiesen, nach Barauszahlungen ihre Unterschrift unter Quittungen zu setzen, die mit weißen Blättern verdeckt waren.“ schreibt die taz am 26. November 2013.

Und weiter:

„Herr Meyer wusste natürlich von nichts – Die Meyer-Werft selbst will von derlei lange nichts gewusst haben. Die Werft hat zwar keine direkte vertragliche Verantwortung für die rund 1.500 bei Sub- und Sub-Sub-Unternehmen angestellten Menschen. Den Problemen, über die Medien monatelang berichteten, wurde aber aus Sicht der Task Force `im Rahmen der allgemeinen sozialen Verantwortung viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt`.“

Screenshot-Bildzitat: Ostfriesen Zeitung, online, 17. Sept. 2013

Den vollständigen Beitrag aus der taz können Sie hier nachlesen:

160 Seiten Missstände  – Task-Force stellt fest: Die Papenburger Meyer-Werft hat über die prekäre Lage ihrer Werkvertragsarbeiter großzügig hinweggesehen.

Weser-Kurier, 27. Nov. 2013: […] Beschwerden gab es aber offenbar kaum. Die osteuropäischen Arbeiter hatten auf der einen Seite Angst vor dem Verlust des Jobs, auf der anderen Seite wurden sie laut Bericht auch massiv von „Aufpassern“ ihrer Arbeitgeber drangsaliert; manchmal durften verletzte Arbeiter noch nicht mal zum werfteigenen Sanitäter. Sogar die Familien in den Heimatländern seien bedroht worden. Auch Betriebsräte seien bedrängt worden. In einem konkreten Fall sei ein Beschäftigter ohne Geld und Habseligkeiten auf dem Oldenburger Bahnhof ausgesetzt worden. Dort habe er eine Woche verbracht, bis seine Familie ihm Geld für die Heimreise zukommen ließ. […]

Der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) machte Werft-Chef Bernhard Meyer anlässlich des Pressegespräches bei der Vorstellung des Berichts nach der wochenlangen Negativpresse flugs wieder zum „Vorbild“: „Da ist gesündigt worden„, wird zunächst der Kommissionvorsitzende Dr. Walter Remmers (CDU, ehemaliger Justiz- und Innenminister in Niedersachsen) in einer dpa-Meldung vom 28. November 2013 zitiert, und das im allerchristlichsten katholischen Emsland. Und weiter:

Die Probleme sollten gelöst und nicht versteckt werden, betonte Werft-Chef Bernard Meyer. „Wir nehmen die Kritik sehr ernst, wir nehmen sie an, wir wollen da gegensteuern.“ Alle Beteiligten lobten den schnellen Einsatz des Unter­nehmens für Verbesserungen. „Die Meyer Werft ist aus einer schwierigen Situation her­aus zum Vorbild geworden“, meinte Minister Lies.

So schnell kann kann man in Niedersachsen nach einem Skandal mit Toten dank eines Politikers der Sozialdemokratischen Partei  wieder zum „Vorbild“ geadelt werden.

Der Meyer-Bericht zur Task Force ist hier nachzulesen: Meyer Werft – Task Force legt Bericht vor

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