Am 25. Februar 2020 havarierte der unter der Flagge von Barbados registrierte Frachter „Santorini“ vor Helgoland in schwerer See. Das nicht beladene Schiff hatte das Ruder verloren und trieb manöverierunfähig in der Nordsee. Der Notschlepper „Nordic“ wurde von seiner Sturmposition zum Havaristen beordert. Es gelang, eine Notschleppverbindung herzustellen. Drei Feuerwehrleute der Feuerwehr Cuxhaven, darunter ein Notarzt, ein Einsatzleiter der Feuerwehr und ein Notfallsanitäter, wurden von einem Hubschrauber der Bundespolizei auf der „Santorini“ abgesetzt. Sie stellten die medizinische Versorgung sicher. Von den 23 Besatzungsmitgliedern an Bord waren 22 Personen unverletzt. Eine leichtverletzte Person wurde ambulant versorgt.
Am Abend des 26. Februar erreichte ein Schleppverband mit der „Santorini“die Wesermündung, gezogen vom Schlepper „Bugsier 30“, der „Bugsier 5“ und begleitet von der „Nordic“. Die „Santorini“ wurde nach Bremerhaven geschleppt, wo sie in die Werft ging. Bemerkenswert ist dieser Passus aus der Pressemitteilung Nr. 3 des Havariekommandos in Cuxhaven: „Durch das professionelle Handeln aller Beteiligten konnte verhindert werden, dass die SANTORINI in das Offshore-Windpark-Cluster 8 mit den Windparks Global Tech I, Albatros und Hohe See trieb. Die dort vorsorglich vorbereiteten Evakuierungen waren nicht notwendig.“
In diesen drei Windparks stehen insgesamt 167 Anlagen. Es ist also wieder einmal gutgegangen. Es bleibt zu hoffen, dass auch in Zukunft kein Havarist in ein Windturbinenfeld gerät. Einige Windparks wurden nicht weit vom viel befahrenen Verkehrstrennungsgebiet in der Deutschen Bucht ins Meer gestellt, die wie künstliche Riffe eine enorme Gefahr bei einer Kollision darstellen. Träfe ein steuerloser Havarist auf eine Offshore-Anlage, wäre nicht auszuschließen, dass sich die Rotorgondel beim Anprall lösen und den Schiffsrumpf durchschlagen würde. Träfe es einen vollbeladenen Tanker, wäre dies verheerend für die nahegelegeneKüste. Nach Murphy´s Law geht das irgendwann nicht mehr glimpflich ab: „Anything that can go wrong will go wrong“! Hier die vollständige Pressemitteilung des Havariekommandos in Cuxhaven.
Havariekommando, PressemitteilungNr. 3, Datum: 26.02.2020
Schleppverbindung zur SANTORINI an Bergungsschlepper übergeben
Schleppverband auf dem Weg zur Wesermündung
Zwischen 2:20 Uhr und 3:00 konnte die Schleppverbindung zur SANTORINI vom Not-schlepper NORDIC an die Bergungsschlepper BUGSIER 30 übergeben werden. DieBUGSIER 30 hatteum 2:20 Uhr denSchleppverband erreicht; der Wechsel erfolgte planmäßig und dauerte nur 40 Minuten. Um 3:00 Uhr konnte sich der Schleppverband von BUGSIER 30 und SANTORINI in Begleitung der NORDIC in Bewegung setzen. Zurzeit läuft er mit etwa 5 Knoten (ca. 9km/h) in südöstliche Richtung zur Wesermündung. Dort wird er voraussichtlich gegen 21Uhr ankommen. Das Towing Assistance Team (TAT) überprüftregelmäßig die Stabilität der Schleppverbindung. Die drei Einsatzkräfte der Feuerwehr Cuxhavenwurden gestern Nachmittag vom Bundespolizeihubschrauber von Bord des Havaristen aufgewinscht, da keine weitere medizinische Versorgung notwendig war. Das Havariekommando hatte die Gesamteinsatzleitung in der Lage der manövrierunfähigen SANTORINI[L:159m, B: 26m, Flagge: Barbados] am Dienstagmorgen übernommen. Das nicht beladene Frachtschiff hatte westnordwestlich von Helgoland den Ausfall der Ruderanlagegemeldet. In der Lageerkundung wurde festgestellt, dass das Ruderblatt fehlt. Durch das professionelle Handeln aller Beteiligten konnte verhindert werden, dass die SANTORINI in dasOffshore-Windpark-Cluster 8 mit den Windparks Global Tech I, Albatros und Hohe See trieb. Die dort vorsorglich vorbereiteten Evakuierungen waren nicht notwendig. Dies bestätigt die Wirksamkeit der getroffenen Verbesserungen wie eine frühzeitige Übernahme der Gesamteinsatzleitung durch das Havariekommandound den Einsatz eines landgestützten TATs. So konnten die Einsatzkräfte des TATs trotz widriger Wetterverhältnisse ohne zeitliche Verzögerung auf dem Havaristen abgesetzt werden. * Ein Towing AssistanceTeam besteht in der Regel aus vier Seeleuten, die speziell für den Einsatz auf manövrierunfähigen und verlassenen Schiffen ausgebildet sind