Ostfriesland: Der NABU, das gescheiterte Wildrinder-Beweidungsprojekt und die Rolle eines Veterinärs

Symbolfoto (Heckrinder): Guido Gerding –  URL: Ex :: Natura – Freies Portal für Umweltbildung (Environmental Education), CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1063334

In Ostfriesland bahnt sich ein juristischer Streit zwischen dem Naturschutzbund NABU, dem Landkreis Leer und dem Tierarzt Dr. Hansjörg Heeren an. Der ist der 1. Vorsitzende des Friesischen Verbandes für Naturschutz e. V. (FVN).

Dr. Heeren war als Veterinär für die Aufsicht über das Beweidungsprogramm des NABU und seiner Tochtergesellschaft, der LUNO gGmbH, mit frei lebenden Heckrindern (Rückzüchtung der ausgerotteten Auerochsen) zuständig. Das Programm kam wegen der Vernachlässigung der Tiere durch NABU-Mitarbeiter ins Gerede. Nun soll das Beweidungsprogramm nach Verfügung des Landkreises Leer endgültig zum 31. Oktober 2023 eingestellt werden. Die Beweidungsflächen liegen in Nüttermoor und Coldam im Vogelschutzgebiet „Emsmarsch zwischen Emden und Leer“ hinter dem Emsdeich. Dem NABU, der die Beweidung vom NABU-eigenen Woldenhof im Nachbarlandkreis Aurich organisiert, erscheint diese vorgegebene Frist zu kurz, um die Rinder auf andere Flächen zu verteilen – und will klagen: „40 Rinder konnten allerdings zwischenzeitlich entgegen der falschen Behauptung, dies sei nur mit einem tierschutzwidrigem Abschuss aller Tiere möglich, lebend von der Fläche aus Coldam zu neuen Haltern verbracht werden [..] Wir sind der Auffassung, dass eine tiergerechte Auflösung der Herden etwa zwei bis drei Jahre Zeit benötigt“, wird der NABU-Presssprecher in der Ostfriesen Zeitung zitiert.

Die merkwürdige Rolle des Tierarztes Dr. Heeren, der womöglich Eigeninteressen vertritt, beleuchtet der NABU so auf seiner WebSeite: „Schwerwiegende Vorwürfe gegen ehemaligen Woldenhof-Tierarzt Unter Aufsicht von Dr. Heeren geschlachtete Kühe stehen quicklebendig auf der Weide

Ehemaliger Woldenhof-Tierarzt in Erklärungsnot: Eine Aufarbeitung der Vorgänge durch den NABU brachte gravierende Versäumnisse aus der Zeit der Zusammenarbeit mit Dr. Heeren ans Licht.[…] Angesichts dieser vielen Ungereimtheiten ist es aus Sicht des NABU an der Zeit, die Rolle von Dr. Heeren und anderer Beteiligter bei den Vorwürfen gegen die LUNO aufzuarbeiten. Dazu gehören Behördenmitarbeitende und Funktionsträger des Landkreises Leer, CDU-Abgeordnete des Kreistages Leer und der CDU-Landtagsabgeordnete Ulf Thiele. […]“ Hier weiterlesen: https://niedersachsen.nabu.de/wir-ueber-uns/transparenz/34015.html

Mehr zum „Friesischen Verband für Naturschutz e. V.“ (FVN), der „es sich zur Aufgabe gemacht […] hat, die Vielfalt, Schönheit und Eigenart der friesischen Flora und Fauna zu bewahren sowie das Brauchtum und die Traditionen der Nutzung natürlicher Ressourcen an der Nordseeküste zu erhalten.“ Weiter: “ Aus den Schutzgebietsausweisungen [Anm. Wattenrat: EU-Vogelschutzgebiete, Nationalpark Wattenmeer] erwachsen bei anderen Naturschutzverbänden Begehrlichkeiten, traditionelle Nutzungen wie zum Beispiel den Fischfang, das Ernten von Muscheln, die Weidewirtschaft (Stichwort: Vorlandbeweidung) oder auch die Jagd auf Wasserwild massiv einzuschränken oder ganz zu verbieten […] In unserer Region ist das eine nachhaltige, umweltgerechte Landwirtschaft und Fischerei ebenso wie die traditionelle friesische Jagd auf Hase, Fasan, Kaninchen und das Wasserwild. […] Wir kämpfen dafür, die reichen Ressourcen unseres Naturraums weiterhin sensibel und nachhaltig zu nutzen, wie es seit vielen Jahrhunderten Brauch und Recht der Friesen ist. […] Wir verfolgen dagegen das Ziel, unsere friesischen Traditionen der Nutzung der Natur zu erhalten und […] Begehrlichkeiten entgegenzuwirken.“

Der 2. Vorsitzende ist Hero Schulte, Landwirt und ein bekannter Wasservogeljäger in der Region, der schon mal halbautomatische Waffen zur Gänsejagd forderte, gegen Zugvögel, die in ihren Schutzgebieten an der Ems überwintern und dabei lebensnotwendiges Gras fressen.

Ebenfalls kein Unbekannter ist Jann Bengen, Beisitzer im Friesischen Verband für Naturschutz e. V., Lokalpolitiker, Gänseschießer und Gastromom auf der Insel Baltrum. Er wollte 2018 aus dem Nationalpark Wattenmeer „austreten“. Mehr hier.

Dr. Heeren als Vorsitzender des FVN war zudem der Initiator einer Demonstration in Aurich im Juni 2023, die mehr von unqualifizierter Wolfshetze als vom biologischen Sachverstand dominiert war. Der Verein FVN ist also nicht mehr als eine Vereinigung von überwiegend Jagdausübenden – oder Schießern, wie Kritiker sagen. Ob die Mitglieder des FVN überhaupt ethnische „Friesen“ und zudem auch noch echte „Naturschützer“ sind, sei dahingestellt.

Der NABU in Ostfriesland geriet schon 2008 in die Schlagzeilen, als Tiere seiner Heckrinderherde im LK Leer durch mangelhafte Betreuung verhungerten. Der damalige verantwortliche NABU-Regionalgeschäftsführer Matthias Bergmann wurde dafür zu einer Geldstrafe von 3000 Euro verurteilt. Bergmann betreibt heute ein Planungsbüro in Aurich.

Dieser Beitrag wurde unter Jagd, Naturschutz, Verbände abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.