Ems-Kanal: BUND, NABU und WWF rücken von eigener „Schnapsidee“ ab

01. Dez. 2009, Zollhaus in Leer: Verbandsfunktionäre sorgen für Unmut in Ostfriesland bei der Rechtfertigung ihres "Ems-Kanals"

Nun sind BUND, NABU und WWF endlich von der Idee des „Ems-Kanals“(.pdf_Projektmerkmale und Ziele des Emskanal_28082009) abgerückt, die sie Ende 2008 selbst mit Unterstützung des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Wulff, CDU (heute Bundespräsident)  geboren hatten, abgerückt mit Hilfe eines Gutachtens, mit dem wieder viel öffentliches Geld verbrannt wurde. Der Kanal sollte die Ems entlasten und der Meyer Werft die Überführung noch größerer Kreuzfahrtschiffe ermöglichen. Welch´ späte und teure Erkenntnis! Nach Auffassung des Wattenrates und vieler Aktivisten der Region gehört eine Werft, die riesige Luxusliner im Binnenland baut, an die Küste, und nicht nach Papenburg. Noch im April 2011 waren die Verbändespitzen in Leer auf einem Workshop nicht bereit, die Verlegung der Meyer Werft an die Küste überhaupt zu diskutieren.

Also, was ist nun mit dem von den Umweltverbänden und der Papenburger Meyer Werft 2009 auf 30 Jahre geschlossenen „Generationenvertrag“ (Vereinbarung der Verbände WWF, BUND, NABU mit der MEYER WERFT vom 11.06.2009 zur Verbesserung der ökologischen und der ökonomischen Bedingungen an der Unterems), der die Schiffsüberführung der riesigen Musikdampfer über die Ems incl. Sommerstau und dem Ertrinken von späten Jungvögeln und Gelegen im EU-Vogelschutzgebiet an der Ems ohne Klage garantiert? Gilt der noch? Damals zogen die Verbände in bekannter Manier eine vorher eingereichte Klage gegen den Sommerstau zurück (2009 beim VG Oldenburg), Ergebnis war der in der Region heftig kritisierte Vertrag mit der Meyer Werft, der bis heute inhaltlich der Öffentlichkeit und den Untergliederungen der Naturschutzverbände nicht vorliegt, es wurde damals „Stillschweigen vereinbart“. Und: Was genau soll mit den Millionen aus dem „Ems-Fond“ geschehen, der auf Grund eines früheren Klageverzicht der Verbände (2006 vor dem Bundesverwaltungsgericht gegen den NLWKN) eingerichtet wurde? Bereits 1994 vereinbarten die Naturschutzverbände NABU und BUND und die Stiftung WWF einen gewaltigen finanziellen Deal an der Ems .

Stiller Protest am Emsdeich: "Meyer an die Küste"

Nichts, aber auch gar nichts hat sich bisher inhaltlich an der Verbesserung der ökologischen Situation an der Ems verbessert, trotz oder wegen der hauptamtlichen Funktionäre Naturschutzverbände und deren jahrelanger undurchsichtigen Kungeleien? Aber nun haben die Verbandsfunktionäre einen neuen Schauplatz der Aktivitäten auserkoren: Der Rysumer Nacken an der Ems bei Emden soll weiter industrialisiert werden, dagegen wurde jetzt Widerstand angekündigt. Also wieder irgendwann Klageverzicht gegen Stiftungsbares, wie gehabt beim Flughafen in Lübeck, bei der Ostseepipeline „Nordstream“, beim Wattenmeerwind“park“ Nordergründe bei Wangerooge oder wie gehabt auch bei der Ems und dem „Ökofond“ ? Das NDR-Fernsehen hat über einige Geschäftspraktiken der Verbände bereits berichtet: Tauschgeschäfte im Naturschutz?

Links:

* Meyer Werft: Ems-Sommerstau (2009) Naturschutzverbände ziehen Klage zurück – Garantierter Vogeltod mit Hilfe von WWF, BUND und NABU – Fotodokumentation des Wattenrates zur Überführung der „Celebrity Equinox“

* Ems-Kanal: Kuddelmuddel im Zollhaus (2009)

* Die Ems und die Spur des Geldes (2009)

* Ein Kanal parallel zur Ems für die Meyer Werft? „Adolf-Hitler-Kanal“ von Naturschutzverbänden reanimiert! (2009)

Die Ems: Klageverzicht gegen Bares, schon wieder „über den Tisch gezogen“! Ein geschundener Fluss, auch mit den Millionen des neuen Ems-Deals der Umweltverbände mit dem Land Niedersachsen (2006)

* Ems-Millionen, wo sind sie geblieben? 1994 vereinbarten die Naturschutzverbände NABU und BUND und die Stiftung WWF einen gewaltigen finanziellen Deal (siehe Textauszug aus einer WWF-Veröffentlichung). Was ist daraus geworden? Thomas Schumacher fragte in der taz nach.

 

Ostfriesen Zeitung, online, Samstag, 03. Sept. 2011:

Bremen

Auch die Umweltschützer rücken vom Emskanal ab

Von Jochen Brandt

3. September 2011

Laut BUND, Nabu und WWF würde die künstliche Wasserstraße dem Fluss nicht ausreichend helfen. Zudem kündigten die Verbände am Freitag in Bremen an, sich gegen ein weiteres in Ostfriesland geplantes wasserbauliches Großprojekt zu stemmen. Bremen – Die Umweltverbände BUND, Nabu und WWF haben sich offiziell von der Idee eines Emskanals verabschiedet. Eine künstliche Wasserstraße zwischen Leer und Papenburg könne nicht in ausreichendem Maße zur Lösung der ökologischen Probleme des Flusses beitragen, sagte der niedersächsische BUND-Geschäftsführer  Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler am Freitag in Bremen. Das habe ein unabhängiges Gutachten ergeben. […] Die Vertreter von BUND, WWF und Nabu kündigten zudem Widerstand gegen eine Erweiterung des Emder Hafens auf dem Rysumer Nacken an. Das Projekt, das von einem breiten Bündnis aus Wirtschaft und Kommunen gefordert wird, wäre eine weitere Belastung für die Natur an der Ems, sagte Marike Boekhoff vom Nabu.

Kommentar Ostfriesen Zeitung, 03. Sept. 2011:

 ABSCHIED VOM EMSKANAL

VON UWE HEITMANN

DIESE WOCHE

Der Leeraner Landrat Bernhard Bramlage sah ihn schon im Februar „auf dem Weg zur Beerdigung“. Seine SPD-Kollegin Johanne Modder ging weiter und erklärte ihn für tot: Der Emskanal, jenes irrlichternde Milliardenprojekt, hatte allein aus Kostengründen bereits vor sechs Monaten seine Zukunft hinter sich. Doch erst jetzt tragen auch die „Hebammen“ dieser Totgeburt das von Beginn an weitgehend sinnfreie Planspiel zu Grabe: WWF, BUND und Nabu bestatten endlich jenes Monstrum, das eine ganze Region zerschnitten hätte. […]

Interessant an der Kehrtwende der Verbände ist aber vor allem die Aufkündigung des Nichtangriffspakts mit der Meyer-Werft. Auf OZ-Nachfrage stellten die Öko-Sprecher den Standort Papenburg – bislang zähneknirschend akzeptiert – für die weitere Zukunft plötzlich wieder infrage. […] Die Ökoverbände setzen jetzt erste Nadelstiche, werden aber auch vor Klagen nicht zurückschrecken.

Hamburger Abendblatt/dpa, 02. September 2011:

[…]Die Kanalidee war nicht falsch, aber wir müssen sie jetzt beerdigen“, sagte der niedersächsische BUND-Geschäftsführer Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler. Die alte Forderung nach einer Verlagerung der Werft sei derzeit jedoch kein Thema: Naturschützer hätten dies seit 25 Jahren vorrangig verfolgt, ohne dass die Politik dies aufgegriffen habe. Jetzt müssten dringend Alternativen her. […] Im Juni 2009 hatten die drei Organisationen ihren jahrzehntelangen Streit mit der Meyer Werft um Schiffsüberführungen auf der Ems überraschend beigelegt. Details der als „Generationenvertrag“ gelobten Regelung für das umstrittene Aufstauen der Ems im Sommer sind bislang jedoch nicht veröffentlicht, da mit der Werft Stillschweigen vereinbart wurde. Die Organisationen verzichteten seitdem auf die Forderung nach einem Werftumzug. […]

Ostfriesen Zeitung, online, 7. Juli 2010:

Leer/Westoverledingen

Leeraner Grüne fordern Auflösung der „Lenkungsgruppe Emskanal“

Meta Janssen-Kucz fordert, dass der Kreistag die Vorstudie stoppt. WWF, BUND, Nabu und die Landesregierung „machen gemeinsame Sache gegen die Region“. Man müsse ihnen „die Rote Karte zeigen“.

Leer/Westoverledingen – Aus Sicht der Grünen im Leeraner Kreistag gab es von Anfang an kein Bestreben, eine ergebnisoffene Machbarkeitsstudie „Emskanal“ auf den Weg zu bringen. Das teilt die stellvertretende Vorsitzende der Kreistagsfraktion, Meta Janssen-Kucz, mit.

Die Allianz der Verbände WWF, BUND und Nabu, der Meyer-Werft in Papenburg und der niedersächsischen Staatskanzlei hätten „ein klares Ziel vor Augen und das ist ein Emskanal, der quer durch Westoverledingen nach Leer führt, zur Überführung noch größerer Luxusliner“, so Janssen-Kucz. Mit dem Einsetzen der Lenkungsgruppe und der Einbindung der Landräte Bernhard Bramlage (Leer) und Hermann Bröring (Emsland) sei dem Vorhaben „ein demokratisches Mäntelchen umgehängt“ worden. Die Staatskanzlei und Umweltverbände machten „gemeinsame Sache gegen die Menschen in der Region“. Man müsse ihnen die Rote Karte zeigen. […]

taz Nord, 17. Januar 2009, online

Naturschutzstau an der Ems

BUND und WWF schlagen vereint mit der Papenburger Meyer Werft einen Kanal parallel zur Ems vor. Der soll die Ems entlasten und Meyers großen Schiffen freie Durchfahrt an die Nordsee garantieren

VON THOMAS SCHUMACHER

„Das ist ein Geschenk. Wir hätten nicht gewagt, so etwas zu fordern“, jubeln Wirtschaftsverbände des Emslandes und Ostfrieslands. Mit ihrer Idee, einen Kanal von Dörpen nach Leer / Ostfriesland zu bauen, haben BUND und WWF mit der Meyer Werft eine Art Goldrausch ausgelöst. Eigentlich sollte der Kanal die Ems ab Papenburg entlasten und sicherstellen, dass die Werft ihre immer größer werdenden Schiffe aus dem Binnenland an die Nordsee transportieren kann. „Das sind gut 60 Kilometer neue Hafenkajen ins Binnenland mit Anbindung an die tiefen, internationalen Wasserwege“, freuen sich regionale Unternehmen. Sie wittern ein einzigartiges Industrieentwicklungsgebiet. Naturschützer sind entsetzt.

„Die Idee ist Wahnsinn. Unsere Arbeit vor Ort wird lächerlich gemacht“, sagt Walter Bünker aus Weener. Elfi Oorlog ist Vorsitzende des Umweltschutzvereins „De Dykloopers“: „Wir haben von der Kanalidee des WWF nichts gewusst, obwohl wir ständig mit BUND und WWF in Kontakt stehen.“ Ulrich Thüre vom Landesverband des NABU ist überrascht: „Der NABU lehnt den Kanal ab. Wir fordern weiter, die Meyer Werft muss ans tiefe Wasser an die Küste!“

[…]

Vorsitzender der Arbeitsgruppe von Verbänden, Land und Meyer Werft, die dieses Konzept erarbeiten soll, ist Alfred Schumm vom WWF. Gehässig wird der WWF „Wirtschaft- und Werft Freund“ genannt, denn mit der Kanalidee wolle die Arbeitsgruppe den „Renaturierungsstau“ wohl zerschlagen. „Meyer wird aus Papenburg nicht weggehen. Da haben wir einfach das Unmögliche gedacht und müssen jetzt prüfen ob ein Kanal sinnvoll umsetzbar ist“, sagt ein Sprecher des WWF-Hamburg. […]

 

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