
Coastal Legend: Archivfoto: Ra Boe / Wikipedia / Lizenz: Creative Commons CC-by-sa-3.0 de
Seit Jahren warnt der Wattenrat vor Schiffshavarien in der südlichen Nordsee. Seit Jahren wird die Nordsee mit künstlichen Riffen zugebaut, sprich Windkraftanlagen, die nicht weit vom Verkehrstrennungsgebiet vor den Ostfriesischen Inseln errichtet wurden. Das ist einer der meist befahrenen Schifffahrtswege der Welt. Am 23. Juli 2025 war es dann wieder soweit, zwar nicht offshore, sondern, Glück im Unglück, im Cuxhavener Vorhafen.
Das Tankschiff CAPELLA stieß beim Einlaufen mit dem Offshore-Versorgungsschiff COASTAL LEGEND zusammen. Es gab keine Personenschäden. Die COASTAL LEGEND wurde dadurch auf ca. 80 Zentimeter Länge im Rumpf aufgerissen, wodurch dann bis zu 12.000 Liter Marinedieselöl austraten. Einsatzkräfte verhinderten Schlimmeres.
Nach Murphys Gesetz („alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“) ist es nur eine Frage der Zeit, wann ein größeres Schiff mit einer der vielen Offshore-Windkraftanlage kollidieren wird. Hoffentlich ist es dann kein Öl- oder Gastanker…
Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN) gab dazu die folgende Pressemitteilung heraus:
Cuxhaven, 24.07.2025 – Kleine Schiffshavarie mit großer Aufmerksamkeit
Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN) ruft dazu auf, sich vor allem der steigenden Havarie-Gefahr auf der zunehmend industrialisierten Nordsee zu stellen.
Cuxhaven/Nordsee. In den frühen Morgenstunden stieß das Tankschiff CAPELLA [L: 69 m] gestern beim Einlaufen mit dem Offshore-Versorgungsschiff COASTAL LEGEND [L: 44 m] im Cuxhavener Vorhafen zusammen. Zum Glück ohne Personenschaden. Allerdings erlitt die COASTAL LEGEND dabei einen rund 80 Zentimeter langen Riss im Rumpf, aus dem bis zu 12.000 Liter Marinedieselöl ausgetreten sind, die sich als roter Ölfilm an der Wasseroberfläche zeigen. Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks und der Feuerwehr errichteten umgehend Ölsperren und das Havariekommando übernahm aufgrund eines „komplexen Schadstoffunfalls“ (bei mehr als fünf Kubikmeter Schadstoff) die Einsatzleitung.
„Alles in Allem bisher gut gelaufen”, befindet Kapitän und Seelotse Ulrich Birstein als 2. SDN-Vorsitzender. „Professionell arbeitende helfende Dienste standen schnell zur Verfügung und vermochten wohl rechtzeitig zu verhindern, dass sich der giftige Ölfilm aus dem Hafenbecken heraus in die Elbe bzw. Nordsee ausbreiten konnte.” Dabei sehr hilfreich sei sicherlich, dass sich der Unfallort innerhalb eines teilweise geschlossenen Hafenbeckens ereignete. „Aber schaut man von da aus nur wenige Kilometer weiter auf die offene See, würde sich eine solche Havarie bei der Räumung und den Auswirkungen auf den Lebensraum extrem problematischer gestalten. Und sie wäre mit den vorhandenen technischen Mitteln wohl auch nicht zu bewältigen.” „Aber anstatt intensiver Bemühungen, Havarie-Risiken zu minimieren, wird die Industrialisierung unseres kleinen Meeres immer weiter großräumig ausgeweitet,” so Birstein mahnend. Was nicht nur weite Teile des natürlichen Lebensumfelds zerstöre, sondern auch noch die Fahrwege für die Schifffahrt einenge und somit Schiffshavarien, insbesondere mit Windkraftanlagen, immer wahrscheinlicher mache. „Und solche Havarien würden dann sicher auch sehr schnell zu wirklichen Katastrophen werden, die mit menschlichen Mitteln nicht mehr zu bewältigen sind!.” Denn eine einzige solch folgenschwere Schiffs-Havarie könne schon ausreichen, die Nordsee mit Wattenmeer und Ästuaren als Lebensraum für Menschen und Tiere nachhaltig zu schädigen und teilweise zu zerstören.