Niedersachsens Umweltminister Sander befand sich auf Ostfrieslandtour. Anlässlich eines Besuchstermins beim Offshore-Windkrafthersteller BARD in Emden ließ er sich über den Stand und Fortschritt des Hochsee-Wind“parks“ „Bard Offshore 1″ vor Borkum informieren. Bekanntlich muss der Strom der Offshore-Parks über Leitungen zunächst durch die Nordsee, dann durch das Wattenmeer und schließlich über das Festland abgeführt werden. Im Wattenmeer gab es erhebliche Verlegungsprobleme im Nationalpark.
Der Wattenrat hatte schon 2004 auf die Problematik des weiteren Zubaus der ostfriesischen Landschaft mit zusätzlichen Höchstspannungsleitungen aufmerksam gemacht; zunächst war eine Freileitungstrasse von Hilgenriedersiel über Dornum, Westerholt und Holtgast geplant. Kommunalpolitiker wehrten sich erfolgreich gegen diese Landschaftsverschandelung, nun soll ein großer Teil der Trasse aufwändig mit Erdkabeln nach Diele verlegt werden. Zunächst sind mehr als 800 km neue Höchstspannungsleitungstrassen in Deutschland notwendig, um den Offshore-Strom abzuführen. Dagegen regt sich kommunaler Widerstand. Umweltminister Sander kennt die Problematik. Er will „früh das Gespräch mit den Bürger suchen“, um die Höchstspannungstrassen akzeptabel zu machen, und wird damit scheitern, es regt sich bereits breiter Widerstand in den Kommunen. Statt demokratische Prozesse zu akzeptieren, beschimpfte Sander anlässlich seines Besuches bei BARD Kritiker in den Kommunen als „Rädelsführer“. Dieser Stil sollte zu denken geben. Mit Sander besuchte auch der Fraktionsvorsitzende der Emder FDP, Erich Bolinius den Windkrafthersteller BARD. Ob er mäßigend auf Umweltminister Sander einwirkte, ist nicht bekannt.
Ostfriesischer Kurier, Norden, 15. Oktober 2010
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„Wir müssen früh mit den Bürgern das Gespräch suchen, wenn es um Investitionen in die Stromnetze geht“, sagte Sander. Denn sonst ergriffen Rädelsführer in den Kommunen das Wort, die sowieso gegen einen Ausbau der Stromnetze, vor allem bei Überlandleitungen, seien. […]