In der finanziell klammen Gemeinde Dornum/LK Aurich hat man Großes vor. Teile des vorgelagerten Küstenbadeortes Dornumersiel sollen unter Glas verschwinden, mit ihm ein Hafen, so jedenfalls ein Konzept der Hamburger Agenturen GBP Projekt und Profund Consult, das am 03. Mai im Reethaus in Dornumersiel vorgestellt wurde. Lockere 35 Millionen soll die Disneyland-Treibhausnummer kosten, von denen Dornum 5 Millionen an Fördergeldern einwerben will; 30 Millionen sollen von Investoren kommen, die noch niemand kennt. Vielleicht darf es gleich ein neuer Name für Dornumersiel sein: Kängurusiel , weil man wieder einmal große Sprünge machen will, ohne etwas im Beutel zu haben!
Der „Macher“ ist wieder einmal Tourismusmanager Rolf Kopper, dem der angrenzende Nationalpark Wattenmeer als „Weltnaturerbe“ vermutlich so fremd ist wie der Mars. Kopper hatte es schon gebracht, monatelang auf der WebSeite von Dornumersiel für das Kitesurfen in einer Schutzzone des Wattenmeeres zu werben, obwohl es dort verboten war. Nun ist es erlaubt, die Nationalparkverwaltung legalisierte die Dreistigkeit. Ohnehin könnte man dem Ort Dornumersiel das Prädikat „hübsch-hässlich“ verleihen: Hier brummt der Massentourismus, in dräuender Enge auf einem Campingplatz erholen sich vornehmlich Touristen aus Nordrhein-Westfalen; wer´s mag, mag´s mögen. Gebadet wir am künstlich aufgespülten Badestrand, der früher einmal eine Salzwiese war. Bis vor fünfzig Jahren war Dornumersiel wirklich ein ansprechender Sielort, ein breites Tief (Wasserlauf) mit Holzbrücken und einer echten Windmühle führte zum malerischen Kutterhafen. Nach der Sturmflut 1962 wurde der Ort verschlimmbessert, das Tief und der alte Hafen zugeschüttet und der Kutterhafen weiter an die Küste verlagert. Seit einigen Jahren ist der Ort von riesigen Windturbinen umstellt, alles dreht sich und bewegt sich, wenn der Wind weht.
Nun sieht es dort so aus wie es eben aussieht. Irgendein Schelm in der Gemeindeverwaltung muss ähnlich gefühlt haben: Am Ortseingang von Dornumersiel steht ein Seezeichen als Willkommensgruß. Die Bedeutung: Gefahrenstelle, östlich umfahren!
Ostfriesen Zeitung, 05. Mai 2012
Dornumersiel Indoor-Hafen soll Urlauber anlocken
[…] 35 Millionen Euro sollen in Dornumersiel investiert werden. „Um für Gäste attraktiv zu bleiben, müssen wir uns weiterentwickeln“, sagte Rolf Kopper, Geschäftsführer der Tourismusgesellschaft.[…] Rund fünf Millionen an Fördergeldern will man dafür einwerben. Den Rest sollen Investoren beisteuern. Touristisches Aushängeschild soll ein Indoor-Hafen mit Kneipen und Shops sowie eine Marina mit 50 Liegeplätzen sein. In dem glasüberdachten Hafen sollen Kutter anlegen und ihren frisch gefangenen Fisch verkaufen können. Mit dem Konzept könne man die Saison verlängern, erklärten die Planer. Außerdem würde es kein vergleichbares Projekt an der deutschen Nord- und Ostseeküste geben. […]
#edit 13. Juni 2012: Wer nun meint, solch eine Kopfgeburt an der Küste erledige sich von selbst, hat sich getäuscht. Die Sozialdemokraten wollen das Projekt in ihren Landtagswahlkampf einbinden; da weiß man eben, was man noch so alles für die Küste im und am „Weltnaturerbe“ Wattenmeer erwarten kann, damit der Massentourismus brummt. Danke für die Warnung! Viele Dornumersieler sehen das Projekt viel nüchterner und lehnen es ab.
Ostfriesen Zeitung, 13. Juni 2012:
Dornumersiel
SPD-Landtagskandidat für Indoor-Hafen
von Rudi MeyerHolger Heymann informierte sich in Dornum über das geplante 35-Millionen-Projekt. Der Sozialdemokrat betonte, dass eine Weiterentwicklung notwendig sei, um langfristig die Defizite derKommune zu verringern. […] Das neue Tourismuskonzept hält jetzt auch Einzug in den Landtagswahlkampf: Auf Einladung der Dornumer SPD-Gemeinderatsfraktion informierte sich der SPD-Landtagskandidat für den Wahlkreis 87 (Wittmund/Inseln), Holger Heymann, in der vergangenen Woche über die touristische Entwicklung der Gemeinde Dornum. […]
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Ostfriesen Zeitung 07. Juni 2012
Dornum
Bürgerinitiative bleibt auf der Agenda
Von Heidi JanssenGegen den geplanten Indoor-Hafen in Dornumersiel formiert sich der Protest. Während einer Informationsveranstaltung am Dienstagabend scheiterte die Gründung. Aber die Projekt-Gegner wollen an ihrem Vorhaben festhalten. Kurdirektor Rolf Kopper (rechts) nutzte die Versammlung, um vor den Kritikern seine Sicht der Dinge darzulegen. […]