BUND-Gründungsmitglied Freiherr zu Guttenberg tritt aus dem Verband aus: „Mir reicht es!“

Enoch zu Guttenberg, Foto ©: Superbass / CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons)

 

Der Mitbegründer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Komponist und Dirigent Freiherr Enoch zu Guttenberg (*1946), trat am 11. Mai aus dem BUND aus. Ins einem Schreiben an den BUND-Vorsitzenden Prof. Hubert Weiger begründete er seinen Schritt mit der aktiven Duldung und Unterstützung des BUND zur weitgehenden Zerstörung der deutschen Landschaftsschutzgebiete und Naturparks durch riesige Windkraft- aber auch Photovoltaikanlagen. In seinem Austrittsschreiben führt er u.a. aus:

„Den letzten Anstoß für meinen Entschluss mich vom BUND endgültig zu trennen, ist der bis heute, trotz aller Recherchen, nicht ausgeräumte Verdacht der Käuflichkeit unserer einmal uns alle einigenden Philosophie. Die Zurücknahme der Klage gegen den Windpark Nordergründe zum Preis von 800.000 € an eine dem BUND nahe stehende Stiftung und der Klageverzicht Ausbau Ems für nicht weniger als 9 Mio. € im gleichen Modell erschrecken mich zutiefst, trotz aller Versuche der zuständigen BUND-Verantwortlichen den jeweiligen Deal zu begründen. Die offensichtlichen Geschäfte mit der Windenergie halte ich erst recht nicht für vertretbar.“

Die Austrittserklärung (Offener Brief) können Sie im Wortlaut hier nachlesen: Guttenberg_BUND_Austritt_11.Mai.2012

Am 12. Mai hielt Enoch zu Guttenberg eine Rede in Kulmbach, in der er pointiert seinen Austritt aus dem BUND begründete; den Wortlaut können Sie hier nachlesen: zu Guttenberg_Austritt BUND_Rede_Kulmbach_12Mai2012

Der Wattenrat Ostfriesland fühlt sich mit seiner jahrelangen Kritik an den naturschutzverhindernden Praktiken des BUND durch Enoch zu Guttenbergs Austritt  bestätigt; der BUND ist auch  Kooperationspartner von Ökostromanbietern.

Die erheblichen Flächenverluste für ziehende Rastvögel an der Küste durch den Scheucheffekt schon einer einzigen Windkraftanlage und dem damit verbundenen großflächigen Lebensraumverlust, die enormen Todeszahlen von Vögeln oder Fledermäusen durch direkten Anflug oder das Baromtrauma durch geplatzte Lungen wird von vielen BUND-Gruppen weitgehend ignoriert, ganz abgesehen von den Landschaftszerstörungen oder dem Martyrium von Anwohnern von Windkraftanlagen durch Lärm oder Schattenwurf. Der BUND hat sich leider von seinem satzungsgemäßen Naturschutzauftrag weitgehend entfernt und sich dafür überwiegend dem technischen Umweltschutz (oder was dafür gehalten wird) gewidmet.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.05.2012, Nr. 111, S. 33

Ich trete aus

Vor 37 Jahren habe ich den BUND mitgegründet – für eine schönere, gesündere Welt. Dieses Ziel wurde verfehlt. Mir reicht es.

[…] Woher dieser Enthusiasmus für die Windkraft, der den BUND in Baden-Württemberg sogar zu einem Internetauftritt mit dem Titel „Argumente für Windenergie“ veranlasste? Woher die Chuzpe, darin auch noch das folgende Unfassbare zu formulieren: „Landschaftsschutz kann dabei nur ein Unter-Argument in der Abwägung sein. Schon immer prägte der Mensch massiv seine Umwelt.“ […] Und es ging um Geld, als der BUND im Jahr 2003 vor Gericht zog, um gegen den geplanten Windpark in Nordergründe am Wattenmeer zu klagen. Eine der wichtigsten europäischen Vogelrouten war höchst gefährdet. Aber weil es eben um Geld ging, um sehr viel Geld, zog der BUND gegen eine Zahlung von 800 000 Euro des Betreibers seine Klage zurück. Das Geld floss bei Baubeginn an eine Stiftung, die von BUND-Mitgliedern verwaltet wird (wegen geradezu marginaler Beiträge treten heute Bundespräsidenten zurück). Das gleiche Muster, nur mit abenteuerlicheren Beträgen gegen die Emsvertiefung: Klageverzicht des BUND, gütliche Einigung mit dem Betreiber, 9 Millionen Euro an eine Stiftung. So einfach ist das.Dies jedoch, diesen Verdacht der Käuflichkeit, vermag ich nicht länger mitzutragen. […]

Hamburger Abendblatt, online, 12. Mai 2012

[…] Den „Enthusiasmus für die Windkraft“ des BUND kann zu Guttenberg nicht verstehen. Die 5.500 Anlagen in Niedersachsen sind für ihn die „desaströse Realität“ eines „Schreckensszenarios“. Dass nun auch die bayerische Landesregierung den Ausbau von Windenergie vorantreibt, bereitet ihm große Sorgen. Er hoffte auf Unterstützung „seiner“ Umweltorganisation. Als jedoch sein langjährige Mitstreiter Hubert Weiger, der auch Vorsitzender des Landesverbandes in Bayern ist, mitteilte, dass es aktuell keine Daten gebe, die eine Gefährdung von Tier- und Pflanzenarten belegen würden, habe ihm der Atem gestockt, schreibt zu Guttenberg. […]

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