Ohne Krimi ging die Mimi bekanntlich nie ins Bett, heute könnte sie statt eines Buches auch ein Smartphone benutzen und am Deich spazierengehen, um den Tätern auf die Spur zu kommen. Ein sog. „QR-Code“, ein quadratisches schwarz-weißes Zeichen, kann nur mit einem entsprechend ausgerüsteten Mobiltelefon oder einem Scanner ausgelesen werden. „Erfinder“ dieses Schildes an der ostfriesischen „Krimiküste“ sind die Wirtschaftsbetriebe der Stadt Norden GmbH.
Diese Schilder wenden sich an Urlauber, von denen man annimmt, an der Wattenküste nichts besseres zu tun zu haben, als ausgerechnet am Deich nach Krimis Ausschau zu halten: „Mit dem Projekt ´Krimiküste´ der Kurverwaltung Norden-Norddeich wird ein Teil dieses Geheimnisses ans Licht gebracht. Egal, ob beim ´Krimicaching“´im Norder Umland, bei spannenden Themenführungen oder unserer interaktiven, multimedial gestützten ´Distery Tour´, bei der Du selbst in die Rolle des Ermittlers schlüpfen und rätselhaften Ereignissen auf den Grund gehen kannst – schnell wirst Du feststellen: `Ostfriesland ist ein Krimi – und ich bin mittendrin!`”
Früher sollen die Urlauber wegen der guten Luft, dem weiten Blick und möglicherweise auch wegen des Naturgenusses an die Küste gekommen sein. Die Zeiten ändern sich eben, heute braucht man die elektronische Prothese eines Mobiltelefones, um ausgerechnet am Seedeich die tägliche Dosis fiktiven Mordes und Totschlags zu konsumieren. Wenn schon Prothese: Wie wäre es denn stattdessen mit Informationen über den vor dem Deich liegenden Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und das „Weltnaturerbe“? Darauf muss man aber als Touristiker, die die Wattenküste vermarkten, erst mal kommen.