Man hat viel vor in Emden und umzu. Im Nautischen Verein Emden wurden große Entwürfe wie im Rausch ventiliert. Referent war Harm Post, Direktor der niederländischen Hafenbehörde Groningen Seaports. Es soll weiter gebaggert, vertieft, entwickelt und gebaut werden, in einem sehr sensiblen Naturraum, der großflächig dem Schutz des europäischen Rechts unterliegt. Einen Tag später fand in Leer die Auftaktveranstaltung zum „Integrierten Bewirtschaftungsplan Emsästuar“ statt, die wirtschaftliche Planungen mit den Erfordernissen der Natura-2000-Richtlinien der EU abstimmen sollten. Aber solche Feinheiten sind den gnadenlosen Machern fern und fremd.
Dr. Jürgen Hinnendahl (SPD), von 1986 bis 1998 Oberstadtdirektor der Stadt Emden und jetzt Vorstand der Emder Hafenförderungsgesellschaft e.V. sowie Kommunal- und Finanzberater, ist auf dem Naturschutzauge offensichtlich völlig blind und den dazugehörigen Ohren taub: Die Emder Zeitung berichtete am 09. Dezember, Dr. Hinnendahl habe die anwesenden Umweltschützer bei einem Vortrag des Direktors der niederländischen Hafenbehörde Groningen Seaports im Nautischen Verein Emden als „naiv und blöde“ bezeichnet. Soll mit solchen „Argumenten“ in Zukunft ein integriertes Bewirtschaftungskonzept zum Schutz des Ems-Ästuars entwickelt werden? Nassforsche Berater vom Schlage eines Dr. Hinnendahl sind da fehl am Platze!
Emder Zeitung, online, 09. Dez. 2010
http://www.emderzeitung.de/?id=20&nid=175395
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700 Hektar noch frei
”Die Entwicklung in Eemshaven und Delfzijl ist auch für uns erstaunlich”, sagte Post in einer vermutlich gewollten Untertreibung, denn schließlich wird er qua Amt nicht unmaßgeblich an eben dieser Entwicklung beteiligt sein. Ein Industriepark mit einem der größten Aluminiumhersteller der Niederlande, mit einem der größten Naturgasverarbeiter und einem der größten Natursalzproduzenten des Landes, ein Energiepark mit künftig mindestens vier Großkraftwerken und mit einem der größten strategischen Erdöl-Depots weit und breit, ein Logistikpark mit einer Niederlassung des Emder Windkraftunternehmens Bard, der Niederlassung eines der weltweit größten Datenunternehmen sowie zahlreiche Logistikfirmen, eine vorhandene und eine geplante Gas- und Ölanlandestelle aus Norwegen und Dänemark, geplante Riesengewächshäuser, ein geplanter Ausbau der Kaianlagen in Eemshaven, gleich mehrere geplante Unterwasserleitungen zwischen Delfzijl und Eemshaven, der geplante Ausbau einer Tiefwasserrinne zwischen Eemshaven und der Außenems und noch mindestens 700 Hektar freie Industrieflächen – das sind die Fakten, mit denen der Niederländer Harm Post wuchern kann, und die er seinen Zuhörern in hohem Tempo mal ernst, mal lächelnd um die Ohren hauen konnte.
20 Prozent mehr Jobs
Und Harm Post kann sich noch mehr vorstellen: mindestens 88 weitere Windkraftanlagen, ein Speicher für CO2-Gase, eine Algenzucht und vieles andere mehr.[…]
Die Kritik der anwesenden Umweltschützer wurde bezeichnenderweise vom Repräsentanten des Emder Hafens, Dr. Jürgen Hinnendahl, abgebügelt. Er bezeichnete die Einwände gegen die geplanten Kohlekraftwerke und die Vertiefung der Ems sowie die Kritik an Harm Post als ”naiv und blöde”. […]