Ems: Überführung „Disney Dream“: Albtraum für Vögel im EU-Vogelschutzgebiet, Feuerwerk an Bord

Keine Fotomontage: "Disney Dream" bei Oldersum

Unser Mitarbeiter Eilert Voß legte mal wieder eine Nachtschicht an der kalten Ems ein, diesmal um die Überführung des Meyer-Dickschiffes „Disney Dream“ vom binnenländischen Papenburg an das seeschifftiefe Wasser zu dokumentieren. Vor einigen Tagen hatte er bereits eine Aktion für die BI „Rettet die Ems“ vorbereitet. Die Eindrücke, die er von der Störung der Vogelwelt in ihrem EU-Vogelschutzgebiet mitbrachte, sind den Gaffern mit Sicherheit im Meyer-Wahn entgangen. An der Ems, Teil eines EU-Vogelschutzgebiets,  rasten zur Zeit abertausende Wat- und Wasservögel, die durch das Spektakel und die Suchscheinwerfer der Schlepper von ihren  Rastplätzen vertrieben wurden.

In der Höhe von  Leer, zwischen der Jann-Berghaus-Brücke und dem Bingumer Sand,  wurde an Bord des Schiffes ein Feuerwerk gezündet, hier beginnt das EU-Vogelschutzgebiet und das Naturschutzgebiet  „Emsauen  Ledamündung bis Oldersum“, ein eindeutiger Verstoß gegen die Naturschutzverordnung also.  Der Wattenrat erstatte Anzeige beim Landkreis Leer. Bei den letzten Schiffsüberführungen wurde vom Landkreis Leer  das Abspielen von Musik auf den überführten Schiffen untersagt: aus „Naturschutzgründen“. Vor der Überführung des schwimmenden bunten Luxus-Plattenbaus wurde die Sohle der Ems systematisch mit einem Baggerschiff nivelliert, um Unebenheiten im Flussbett zu beseitigen. Das kostete zahllosen Aalen das Leben und den Steuerzahlern viel Geld. Fazit: Die Meyer Werft mit ihren riesigen Musikdampfern gehört an die Küste, nicht an einen schmalen Fluss!

Hier einige seiner Bilder und ein Auszug seines eMail-Berichts:

Bunter Albtraum "Disney Dream"

[…] unter lautem Tuten fuhr mal wieder ein dicker Meyer- Pott Richtung Kueste. Ich stand zwischen Oldersum und Gandersum. Touris waren sogar aus Frankfurt und Osnabrueck angereist. Ein Meyer-Fan zog seinen Mercedes-Sprinter mit großem Wohnwagen von Standort zu Standort durch die Nacht. In meiner Hoehe verlor er das Ding bei hoher Geschwindigkeit vom Haken und der Kasten machte sich selbststaendig. Zum Glueck ist kein Gaffer unter das fuehrerlose Ding geraten.

Am Stauwerk mal wieder lautes Getute, damit auch jeder Einwohner Petkums um den Nachtschlaf gebracht wird. Die Gaffer bedankten sich mit einem Blitzlichtgewitter. Als die Disney- Dream in Hoehe des NSG Petkum war, verliessen Tausende Nonnengaense die Schlafplaetze an der Ems und flohen in die dunkle Nacht. Und immer wieder die starken Suchscheinwerfer der Schlepper und des grossen Pottes ueber die Emsvorlaender und die Flucht von Grossen Brachvoegeln und Gaensen. […]

Protest des Wattenrates gegen die Zerstörung der Ems

Disney Dream und Dieselruß: ohne Feinstaubplakette am Ems-Stauwerk bei Gandersum

Ostfriesen Zeitung, online

Papenburg/Eemshaven

Schiff „Disney Dream“ erreicht Eemshaven

13. November 2010

Trotz des starken Windes ist das Kreuzfahrtschiff am Sonnabendmorgen an der Nordsee angekommen. Es folgen Tests auf See und der Einbau der Innenausstattung. Noch vor ein Uhr früh passierte die „Disney Dream“ dieJann-Berghaus-Brücke in Leer und ein Feuerwerk wurde an Bord gezündet.

Papenburg/Eemshaven – Die Überführung des bisher größten in Deutschland gebauten Kreuzfahrtschiffes von Papenburg nach Eemshaven hat geklappt: Nach Angaben der Meyer-Werft erreichte die „Disney Dream“ am Sonnabendmorgen die Nordsee. […] Weil das Schiff ohne die schwere Innenausstattung die Ems hinab geschleppt worden ist, um weniger Tiefgang zu haben, muss die Einrichtung größtenteils noch in Eemshaven eingebaut werden. Am Freitagabend hatte das Kreuzfahrtschiff nicht wie geplant um 19 Uhr, sondern erst kurz vor 20 Uhr den Werkshafen in Papenburg verlassen können, weil es so windig war. An der Überführungsstrecke entlang der Ems bestaunten zahlreiche Schaulustige das 340 Meter lange und 37 Meter breite Schiff. Gegen 0.30 Uhr passierte es Leer, wo ebenso wie in Papenburg ein Feuerwerk an Deck gezündet wurde. Es sei für seine Werft eine „sehr große Ehre“ gewesen, für einen so großen Konzern wie Disney ein Schiff zu bauen, sagte Unternehmenschef Bernard Meyer an Bord.

Link: taz 10.Nov.2010: Größer, breiter, tiefer

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