Integrierter Bewirtschaftungsplan Ems (IBP): Kreisjägermeister und Krähentöter als ständiger Vertreter der Jagd vorgeschlagen

Flugunfähige Blässgänse an der Ems. Es liegt nahe, dass die Tiere durch die intensive Bejagung angeschossen wurden. Blässgänse dürfen in diesem EU-Vogelschutzgebiet nicht bejagt werden. Die Gans links im Bild sieht nach einem Hybriden zwischen Bläss- und Graugans aus, mit hellerem Gefieder, aber mit Blässe, sie ist flugfähig und vermutlich mit einer der verkrüppelten Blässgänse verpaart.

Am 09. Dezember 2010 berichteten wir über den „integrierten Bewirtschaftungsplan Emsästuar (IBP Ems)“, an dem alle Akteure an der Ems mitwirken sollen. Die Federführung hat der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutzschutz (NLWKN). Der Wattenrat hatte an der Auftaktveranstaltung teilgenommen und dabei ein Positionspapier zur Jagd vorgelegt. Dieses Papier erschien nicht im späteren Protokoll der Veranstaltung. Vor zwei Tagen benannte der zuständige Geschäftsführer des NLWKN einen Vorschlag zur ständigen Vertretung für den Bereich Jagd in der Planungsgruppe Ems mit einer Mail an die Landesjägerschaft in Niedersachsen, die als sog. „anerkannter Naturschutzverband“ gilt.

From: Winkelmann, Lutz

To: info@ljn.de

Cc: *.*

Sent: Tuesday, March 08, 2011 2:55 PM

Subject: IBP_Ems_Planungsgruppe

Betr.: Integrierter Bewirtschaftungsplan Emsästuar (IBP Ems)

Hier: Abstimmung der Interessenvertreter Jagd für 1 ständigen Vertreter in der Planungsgruppe IBP Ems

Sehr geehrter Herr  *.*, sehr geehrte Damen und Herren,

Bezug nehmend auf Ihr Schreiben vom 23.02.2011, kann ich Ihnen heute mitteilen, dass Ihrem Vorschlag, dass ein Interessenvertreter aus dem Bereich Jagd ständiges Mitglied der Planungsgruppe IBP Ems werden sollte – vorbehaltlich der Abstimmung in der ersten Planungsgruppensitzung – aus Sicht des NLWKN gefolgt werden kann.

In Ihrem Schreiben haben Sie, in Abstimmung mit den Jägerschaften Norden, Leer und Emden, Herrn Jan-Wilhelm Hilbrands als ständigen Vertreter in der Planungsgruppe IBP Ems für den Bereich Jagd vorgeschlagen. Diesem Vorschlag kann – vorbehaltlich der Abstimmung in der ersten Planungsgruppensitzung – aus Sicht des NLWKN gefolgt werden.

Die offizielle Bestätigung Ihres Vertreters muss dann auf der 1. Planungsgruppensitzung (Anfang April) erfolgen. Die Einladung wird Herrn Jan-Wilhelm Hilbrands rechtzeitig zugestellt werden.

Mit freundlichen Grüßen,

Lutz Winkelmann

(Geschäftsführer IBP Ems)

Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft

Küsten- und Naturschutz (NLWKN)

Betriebsstelle Brake-Oldenburg

Dienstgebäude Oldenburg

Ratsherr–Schulze–Strasse 10

26122 Oldenburg

Tel.: 0441 / 799 – 2547

Fax: 0441 / 799 – 2730

E-Mail: lutz.winkelmann@nlwkn-ol.niedersachsen.de

Der vorgeschlagene Kreisjägermeister des Landkreises Leer ist kein Unbekannter im Lande. Sein Name ist eng verbunden mit der unsäglichen Krähentötung im Landkreis und anderswo, die als „Forschungsprojekt“ deklariert wurde. Die Tötung der Rabenvögel fand ab 2004 im Rahmen eines Projektes der Tierärztlichen Hochschule Hannover (Prof. Klaus Pohlmeyer) statt, das vom Land Niedersachsen inhaltlich und finanziell unterstützt wurde. Ein auf drei Jahre angelegter Feldversuch im Landkreis Leer (Kreisjägermeister Jan-Wilhelm Hilbrands) sollte herausfinden, ob sich die Bestände von Wiesenvögeln und Feldbrütern durch weniger Rabenvögel erholen. Etwa 12.000 Krähen und Elstern wurden dabei umgebracht. Die Tiere wurden dabei in der Regel in spezielle Krähenfallen gelockt und danach erschlagen. Seit Beginn des Projektes im Januar 2004 protestierten dagegen viele Tier- und Naturschutzverbände sowie anerkannte Experten.

Kreisjägermeister Hilbrands erschien 2010 erneut in der Regionalpresse, als unser Mitarbeiter Eilert Voß flugunfähige handschwingenamputierte Lockenten in einem eingezäunten Bereich an der Ems fotografierte. Die Jagd mit verstümmelten Tieren ist verboten. Hilbrands sah keine Veranlassung, strafrechtlich gegen seine Waidgenossen vorzugehen.

Wir fragen uns, warum so eine umstrittene Person als ständiger Vertreter in der Planungsgruppe IBP Ems für den Bereich Jagd vorgeschlagen wird. Da fällt einem nur noch der Spruch vom Bock, der zum Gärtner gemacht werden soll, ein.

Ziel sollte es sein, die Wasservogeljagd gänzlich aus den Naturschutzgebieten und dem EU-Vogelschutzgebiet an der Unterems herauszunehmen. Es würde uns sehr überraschen, wenn das ausgerechnet von Kreisjägermeister Hilbrands oder der Landesjägerschaft unterstützt würde. Der Vorsitzende der Landesjägerschaft in Niedersachsen ist der Landtagsabgeordnete Helmut Dammann-Tamke (CDU).

Vom Ökologischen Jagdverband (ÖJV) wird die Jagd in diesen Gebieten strikt abgelehnt!

Kann es sein, dass beim NLWKN der Naturschutz im Kürzel das Letzte ist?

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