BUND-Nationalparkhaus Dornumersiel neu eröffnet: „klimaschonende Umweltbildung“

Peter Südbeck, Leiter des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, bei der Festrede

Das BUND-Nationalparkhaus in Dornumersiel/LK Aurich wurde nach monatelangen Umbauarbeiten mit einer neuen Ausstellung im Beisein von Landtagspräsident Hermann Dinkla (CDU) neu eröffnet. Der Leser der Nationalpark- Pressemitteilung  zur Neueröffnung des Nationalparkhauses (ganz unten) erfährt, dass nun sogar die Umweltbildung „klimaschonend“ betrieben wird; zeitgeistige semantische Blähungen machen eben auch vor der Bildung nicht halt.

Verschwiegen wurde diesmal in der nachstehenden Presseberichterstattung der Regionalpresse, wer sich denn genau hinter den „Förderern und Sponsoren“ der neuen Ausstellung verbirgt, da war die Berichterstattung im Ostfriesischen Kurier vom 20. Mai 2010 schon wesentlich präziser:

[…] Finanzierung

An der Finanzierung beteiligen sich die N-Bank mit 392.000 Euro, Wattenmeerstiftung mit 189.200 Euro, Bingo-Lotto mit 150.000 Euro sowie der BUND mit 25.000 Euro. Hinzu kommen Eigenmittel und Eigenleistungen sowie weitere 47.800 Euro Spenden. Die Gemeinde Dornum unterstützt das ehrgeizige Projekt mit 26.000 Euro in Eigenleistung. […] Vor Ort kommt Unterstützung vom Arbeitskreis Umweltschutz (AKU) Norden und dem Naturschutzbund (Nabu) Dornum mit jeweils 5000 Euro.Weiterhin beteiligen sich Statoil, EON-Climate & Renewables und CentralEurope GmbH. […] Ebenso seien hiesige Energieproduzenten und Betreiber von Windkraftanlagen, Biogas- und Solaranlagen bemüht, das Projekt finanziell und inhaltlich zu verwirklichen.“ […]

Die reale Restnatur des Nationalparks und „Weltnaturerbes“ in Dornumersiel ist indes weniger für Sonntags- oder schöne Eröffnungsreden geeignet: Ein viel zu trockener, als Grünand genutzter Münstersommerpolder, der eigentlich als „Ersatzmaßnahme“ für den Bau der Statoil- Erdgasleitung Europipe durch den Nationalpark mit Salzwasser wiedervernässt werden sollte, ist nach wie vor ein brut- und rastvogelarmes Gebiet, die planfestgestellte Maßnahme wurde hier mit Beteiligung von BUND, WWF und NABU nie umgesetzt.  Auf einer Lenkdrachenwiese am Rande des Polders, bis 2001 Teil des Nationalparks, werden durch die Fluggeräte weiträumig alle Rast- und Brutvögel vertrieben, hier werden nun sogar Meisterschaften durchgeführt. Kitesurfer verscheuchen im Dornumersieler Watt seit Jahren die Rastvögel, die Flächen sind nicht für Kitesurfer freigegeben, aber die Gemeinde hat nun Flächen beantragt. Die Salzwiesen der strengsten Schutzzone (Ruhezone) östlich von Dornumersiel sind in einem erbärmlichen Zustand, sie verquecken durch zu starke Entwässerung in den oberen Bereichen und sind für Brut- und Rastvögel wenig attraktiv. Der BUND hat sich bisher nicht erkennbar für eine Verbesserung der realen Situation in diesem Nationalparkbereich und „Weltnaturerbe“ eingesetzt,  dafür findet der Naturschutz nun  im Saale des Nationalparkhauses mit einer neuen Ausstellung statt. Grundlage sind Mittel der N-Bank und des norwegischen Energiekonzerns Statoil. 1995 stellte der Konzern Finanzmittel in Millionenhöhe (Stiftungskapital  10 225 837,62 EUR) für die „Wattenmerstiftung“ als Ablasszahlung für den Bau der Erdgasleitung Europipe durch das Wattenmeer bereit; aus diesen Mitteln bedienen sich jetzt die finanziell klammen Naturschutzverbände für ihre Projekte. „Die Niedersächsische Wattenmeerstiftung fördert Umwelt- und Landschaftsschutz im Nationalpark Wattenmeer und in seinem Einzugsbereich. Projekte zur Energieeinsparung und zur Verwendung von umweltschondenden und regenerativen Energien aus Wissenschaft und Forschung werden unterstützt.“

Ostfriesischer Kurier, Norden, 9. Oktober 2010 / Seite 13

NORDSEEHAUS DORNUMERSIEL MIT NEUER AUSSTELLUNG

„Brillante Ausgangslage für die Zukunft“ Eröffnung Gestern wurde das Nationalpark-Haus wieder in Betrieb genommen

Mehr als 830000 Euro wurden im vergangenen Jahr in den Umbau und die Neugestaltung der Ausstellung investiert.

DORNUMERSIEL/OLI – Nach aufwendigen Bauarbeiten wird das Nationalpark-Haus Niedersächsisches Wattenmeer, Nordseehaus Dornumersiel gestern feierlich wiedereröffnet. Mehr als 830000 Euro wurden im vergangenen Jahr in den Umbau des Hauses und die Neugestaltung der Ausstellung investiert. […]

Begrüßt wurden die Gäste der Eröffnung, zu denen auch Landtagspräsident Hermann Dinkla gehörte, durch den Bürgermeister der Gemeinde Dornum, Michael Hook. Weitere Redner waren der Leiter des Nationalpark-Hauses, Uilke van der Meer, und der Leiter des Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, Peter Südbeck. […] Finanziell ermöglicht haben dies verschiedene Förderer und Spender.

Die neue Ausstellung verfolgt vor allem das Thema „Von der Küste zur Insel“. Nationalpark Haus-Leiter  Meer erklärt: „Wir zeigen einen Querschnitt von der Küste zur Insel, von der Geest über die Marsch, die Salzwiesen, das Wattenmeer bis hin zu den Inseln. Die zweite Themenlinie dreht sich rund um erneuerbare Energien, die die Küste bereits verändern und künftig noch stärker verändern werden. Die Ausstellung enthält zusätzlich viele multimediale Elemente und besonders viele Tiere des Wattenmeers. Die Ausstellung enthält viele spielerische Elemente, sie weckt beim Besucher Lust darauf, selbst hautnah die Natur draußen zu erleben und verbindet diese. So treten die Besucher zum Beispiel beim Wattwurm-gegen-Zugvogel- Tischkicker gegeneinander an als auch beim Wissensquiz. Ein Highlight für Jugendliche ist der Vogelstimmen-Rap. Hier können sie selbst verschiedene Rap-Zeilen mit einem selbst gewählten Sound unterlegen und einen eigenen Hit komponieren. […]

Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung (ohne Datum)

Umweltbildung modern, barrierefrei und klimaschonend

Nationalpark-Haus Dornumersiel nach Umbau wieder eröffnet

Nach mehrmonatiger Umbaupause wurde heute das Nationalpark-Haus Dornumersiel im Bei-sein von Gestaltern, Unterstützern und zahlreichen Gästen wieder der Öffentlichkeit übergeben. Nicht nur die Ausstellung wurde komplett erneuert, auch der Zugang für Menschen mit Behinderungen wurde hier wie bislang kaum in einem anderen Nationalpark-Haus ermöglicht. Die Sanierung des Gebäudes trägt zudem den heutigen Standards zur Energieeffizienz Rechnung.

Einmalig sind auch die Unterbringungsmöglichkeiten für Praktikanten, Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) und andere Mitarbeiter, über die kein anderes Haus in diesem Umfang verfügt. Insgesamt wurden mit dem Umbau hervorragende Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter geschaffen. In seiner Eröffnungsansprache dankte Nationalpark-Leiter Peter Südbeck allen Akteuren, die die Umgestaltung in einem vergleichsweise kurzen Zeitraum ermöglicht haben. Uilke van der Meer, Leiter des Nationalpark-Hauses, hat in enger Zusammenarbeit mit dem Ausstellungs-Gestalter Peter Szekeres (nature concept, Bremen) und den Kollegen der Nationalparkverwaltung die Inhalte der neuen Ausstellung erarbeitet. Diese ist, didaktisch gelungen, vor allem auf Kinder zugeschnitten, aber auch Erwachsene werden ihre Freude an der besonderen Aufmachung haben.

Neben Mitteln der Europäischen Union waren Finanzierungsbeiträge des Landes Niedersachsen, der Bingo-Umweltstiftung und der Niedersächsischen WattenmeerStiftung wesentliche Säulen für die Realisierung des Projektes. Die Gemeinde Dornum sorgte mit Bauleistungen und der organisatorischen Abwicklung, gemeinsam mit Architekt Kautz, für einen möglichst reibungslosen Ablauf.

Südbeck erinnerte daran, dass seit der Inbetriebnahme im Jahre 1988 bereits viele Investitionen in das Haus geflossen seien. In Verbindung mit dem angegliederten Umweltforum, mit Unterkunftsmöglichkeiten für Gruppen und Betreuer, könne die Einrichtung mit einigen Pfunden wuchern. Dieses Potenzial gelte es nun auszunutzen, um das Haus mit Leben zu füllen und auch die Finanzierung der kommenden Jahre zu sichern.

Die derzeit von der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste als „Nordseehaus“ eröffnete Infoeinrichtung wird heute vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Niedersachsen und der Gemeinde Dornum betrieben. Zukünftig wird auch der Name „Nationalpark-Haus Dornumersiel“ deutlich machen, dass es in die Familie 14 der Nationalpark-Einrichtungen gehört.

Link: Horst Stern: Naturschutz-friesisch herb

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