Nationalpark-Beirat oder Verhinderungs-Beirat?

Schon ein Koch kann den Brei verderben…

Alles neu macht der Mai, aber deshalb nicht unbedingt besser.

Anfang des Monats kam zu seiner konstituierenden Sitzung der neu zusammengesetzte Beirat für den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer in Wilhelmshaven zusammen. Der Beirat soll, so der Wortlaut des § 27 Nationalparkgesetz, die Nationalparkverwaltung beraten. Der Beirat wird für jweils fünf Jahre gewählt.

Als Vorsitzender wurde für die neue Amtsperiode (2017-2021) Holger Wesemüller gewählt, der im Beirat die Naturschutzverbände vertritt. Sein Stellvertreter ist der bisherige Vorsitzende Kai-Uwe Bielefeld, Landrat des Landkreises Cuxhaven. Holger Wesemüller gehört dem Beirat seit Gründung des Nationalparks im Jahr 1986 an, der Unterzeichner dieses Beitrages war von 1991 bis 1996 sein Stellvertreter im Beirat. Aus Kenntnis der Zusammenhänge werden hier einige der aktuellen Beiratsmitglieder näher vorgestellt:

Vorsitzender: Holger Wesemüller (früher WWF, dort entlassen)

Für die Naturschutzverbände u.a. Uilke van der Meer, BUND, Nationalpark-Hausleiter in Dornumersiel/LK Aurich. 1994 war er in Person für den BUND einer der Hauptakteure gegen die Statoil-Erdgasleitung Europipe durch das Wattenmeer in der strengsten Schutzzone des Nationalparks und gegen den Windkraftausbau an der Küste. Die Ausstellungsinhalte des damaligen Nationalparkhauses befassten sich u.a. kritisch mit der Meeresvermüllung, der Jagd, dem Massentourismus und der Küstenfischerei. Nach dem Umbau des Hauses 2010 mit Mitteln der Niedersachsen Bank, der Statoil-Wattenmeerstiftung, Statoil und E.ON-Renewables wird seitdem mit einem „Denkmal“ – einem Teilstück der Erdgasleitung und einer Tafel – vor dem Nationalparkhaus für Statoil und „Erdgas aus Norwegen“ geworben, im Haus wird die Windenergienutzung auf Grundschulniveau vorgestellt. Träger des Hauses ist die Gemeinde Dornum zuammen mit dem windkraftaffinen BUND- Landesverband Niedersachsen. Der BUND erhält Projektfördermittel aus der Statoil-Wattenmeerstiftung.

Van der Meer war Gründungsmitglied und bis 2006 Mitarbeiter des Wattenrates. Nach hier vorliegenden Informationen wurde er nach einer Veranstaltung in Bensersiel zur Umsetzung der Natura-2000-Richtlinen (Link: Blauer Brief aus Brüssel), wo sich der Wattenrat kritisch gegen den anwesenden damaligen Umweltminister H.H. Sander (FDP) äußerte, vom BUND-Landesgeschäftsführer und Multi-Funktionär Bodenstein-Dresler schriftlich aufgefordert, sich nicht mehr für den Wattenrat zu äußern.

Links: http://www.wattenrat.de/aktuell/aktuell198.htm und http://www.wattenrat.de/2011/01/17/bund-nationalparkhaus-dornumersiel-hier-schaut-der-naturschutz-in-die-gas-roehre/ und http://www.wattenrat.de/2010/05/20/bund-nationalparkhaus-dornumersiel-energiekonzerne-haben-fus-in-der-tur/

* Für den Landesfischereiverband: Manuela Gubernator, auch für die Niedersächsischen Muschelfischer GbR tätig. Die Muschelfischerei greift enorm in die Bodenstruktur des Wattenmeeres ein.

* Für die Kommunen u.a. Michael Hook, Bürgermeister von Dornum. Die Gemeinde, die von Windkraftbetreibern „gekapert“ wurde und bis zum November 2016 illegal, entgegen den Vorschriften der Niedersächsischen Kommunalverfassung, Windkraftanlagen in Eigenregie betrieb. Nach der Änderung der Kommunalverfassung 2016 ist das nun legal. Die Kommune mit ihren Teilortschaften ist von mehr als 120 WEA umstellt.

* Für die Kommunen auch der Bürgermeister der Inselkommune Langeoog, Uwe Garrels (parteilos), der sich als ausgewiesener Wattenkenner durchaus für den verbesserten Schutz des Wattenmeers einsetzt. Er konnte sich aber bisher nicht gegen eine Ratsmehrheit durchsetzen, die nach wie vor an Höhenfeuerwerken im Sommer zur Touristenbespaßung festhält. Die Feuerwerke wirken weit in die Schutzzonen des Nationalparks hinein und lassen Brut- oder Rastvögel panikartig fliehen.

* Für die Deichverbände: Heiko Albers. Er gilt bei den Naturschützern an der Küste als „Naturschutzfresser“: Entnahme von Boden aus den geschützten Salzwiesen, Öffnung von Treibselabfuhrwegen für touristische Nutzung, Gänsebejagung

Links: http://www.wattenrat.de/aktuell/aktuell76.htm und http://www.wattenrat.de/2010/11/16/kustenschutz-kleientnahme-aus-geschutzten-salzwiesen/

* Für die Landwirtschaftskammer Manfred Tannen, Bensersiel, auch Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für den Landkreis Wittmund. Tannen ist der Werbeträger im Landkreis Wittmund für die Verbesserung des lädierten Images der Landwirtschaft.

Als Gast: Almut Kottwitz (B90/die Grünen), seit dem 19. Februar 2013 Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz unter Umweltminister Stefan Wenzel. 2016 machte sich Frau Kottwitz bei der EU für ein „Gänsemanagement“ an der Küste, sprich evtl. Abschussfreigabe der bisher nicht jagbaren Nonnengans, stark, die hier überwintert. Die Absprachen in Brüssel erfolgten ohne die Beteiligung der „Arbeitsgruppe Gänsemanagement“ beim Umweltmisterium, in der auch Fachwissenschaftler mitarbeiten.

Warum es in dieser Karikatur eines Nationalparks und „Weltnaturerbe“ so desolat aussieht, ist also kein Geheimnis…

Manfred Knake

§ 27 Nationalparkgesetz:

Die Nationalparkverwaltung wird durch einen Nationalpark-Beirat beraten; der Beirat soll die Nationalparkverwaltung in ihrer Aufgabe unterstützen, den Schutzzweck unter Berücksichtigung sonstiger Belange der Allgemeinheit zu verwirklichen. Dem Beirat gehören an:

1. zwei Mitglieder für die unteren Naturschutzbehörden, in deren Zuständigkeitsbereich Teile des Nationalparks liegen,

2. drei Mitglieder für die Gemeinden,

3. zwei Mitglieder für die nach § 3 des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetzes vom Land Niedersachsen anerkannten Naturschutzvereinigungen, die nach ihrer Satzung landesweit tätig sind,

4. je ein Mitglied für die Industrie- und Handelskammern, in deren räumlichen Bereich Gebiete des Nationalparks liegen, die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, die Deichverbände, die Fremdenverkehrsverbände und den Landessportbund,

5. zwei Mitglieder aus den wissenschaftlichen Fachbereichen Naturschutz und Landschaftspflege sowie Biologie an den niedersächsischen Hochschulen,

6. ein Mitglied aus dem für Naturschutz zuständigen Bundesministerium und

7. ein Mitglied für den Landesfischereiverband Weser-Ems.

 

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