In der Nacht zum 14. August 2012 lief der unter der Flagge der Bahamas registrierte Tanker „Katja“ im niedersächsischen Wattenmeer bei der kleinen Insel „Minsener Ooog“ bei Wangerooge auf Grund. An Bord des modernen 232m langen Doppelrumpf-Tankers befanden sich fast 90.000t Rohöl. Es gelang, den Tanker bei ruhiger See mit Schleppern freizubekommen, Öl ist nicht ausgelaufen. Vermutlich hat ein Lotsenfehler zur Havarie geführt, gegen Kapitän und Lotsen wurde ein Verfahren eingeleitet. Vor der ostfriesischen Küste im sog. Verkehrstrennungsgebiet ziehen jedes Jahr mehr als 100.000 Schiffe vorbei, darunter viele Tanker. Reflexhaft reagierten die Naturschutzorganisationen BUND, NABU und WWF: So etwas dürfe nicht passieren, der Tankerhafen Wilhelmshaven sei ein „tickende Zeitbombe“, Ölpest im Wattenmeer etc., etc.. Nein, so etwas wird wieder passieren; die Gefahr wird noch größer werden, wenn im Außenweserbereich erst der geplante Wind“park“ Nordergründe im Wattenmeer gebaut wird. Dann werden dort, nicht weit von der Schifffahrtsstraße, 18 künstliche Riffe im Watt errichtet werden, auf Stahlfundamenten, jede Anlage mehr als 180m hoch und nur etwas mehr als 500m von den Grenzen des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer und „Weltnaturerbes“ entfernt, 18 weitere „tickende Zeitbomben“.
Was die Naturschutzorganisationen in ihren Pflichtbeteuerungen vergaßen war der Hinweis auf das steigende Kollisionsrisiko durch Windkraftanlagen. Starkwind und hohe Wellen würden es ungleich schwerer machen, ein gestrandetes oder ruderlos treibendes Schiff festzulegen oder wieder flottzumachen; eine Kollision mit einer Windkraftanlage würde ein ein Doppelrumpfschiff schwer beschädigen, eine herabfallende tonnenschwere Generatorgondel könnte das Schiff wie ein Spielzeug zerschlagen. Das ist kein fiktives Schreckensszenario, sondern kann sehr schnell Realität werden. Weil die Windenergie von den Naturschutzverbänden gehätschelt wird und man selbst Nutznießer als Vermittler von sog. „Naturstromverträgen“ ist, wird dieses Thema einfach ausgeblendet.
Havarien in Küstennähe sind gar nicht so selten: Die „Pallas“ verunglückte im Oktober 1998 an der Westküste Dänemarks. Sie war noch nicht einmal ein Öltanker und transportierte Holz. An Bord brach ein Feuer aus, das Schiff driftete bei starkem Wind nach Schleswig-Holstein. Das Mehrzweckschiff „Mellum“ nahm das Schiff auf den Haken, aber die Trosse brach. Vor Amrum im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer lief die „Pallas“ auf Grund, „nur“ 90t Bunkeröl (Treibstoff) liefen aus und verursachten ein Massensterben von Küstenvögeln, vor allem Eiderenten.
Im März 2008 havarierten gleich zwei Schiffe vor der ostfriesischen Küste: Der Reefer (Kühlschiff) „Hope Bay“ kollidierte beim Versuch, ihn auf den Haken zu nehmen, mehrfach mit dem Bergungsschlepper und musste dann vor Anker gehen. Auf dem unbeladenen Tanker „Navkios“, der im nördlichen Verkehrstrennungsgebiet der Deutschen Bucht unterwegs war, fiel nachts die Ruderanlage aus. Der 117 Meter lange und erst drei Jahre alte Tanker war auf dem Weg von Wilhelmshaven nach Rotterdam und trieb danach manövrierunfähig durch die zwei Kilometer breite Schiffstrennungslinie und den südlichen Schifffahrtsweg in südöstlicher Richtung. Erst zirka zwei bis drei Seemeilen vor Norderney hielt der Anker. Erst um 18 Uhr des Tages konnte ihn ein Schlepper sicher auf den Haken nehmen!
In der Deutschen Bucht sind derzeit nur drei Schlepper bzw. Mehrzweckschiffe stationiert: Der gecharterte Schlepper „Nordic“ und die Mehrzweckschiffe „Mellum“ und „Neuwerk“ der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung.
Vor diesem Hintergrund und der Planung von Off-und Nearshore-Wind“parks sogar im Wattenmeer ist es völlig unakzeptabel, dass NABU, BUND und WWF sich so zurückhaltend bei diesen Projekten verhalten. Im Falle des geplanten Turbinenfeldes „Nordergründe“ im Watt östlich von Wangerooge hatte der BUND zunächst gegen den Standort beim VG Oldenburg geklagt, dann aber die Klage nach Verhandlungen mit dem Land Niedersachsen zurückgezogen, gegen die Ankündigung einer Zahlung aus der dem Land Niedersachsen zustehenden Naturschutz-Kompensationszahlung in Höhe von mehr als 800.000 Euro für eine BUND-nahe Stiftung.
Nicht nur Glaubwürdigkeit eines Naturschutzverbandes ist hier aus dem Ruder gelaufen, es ist nur eine Frage der Zeit, wann das nächste Schiff dasselbe tut…