Schweinswale und WKA-Rammarbeiten: Probleme mit den Dezibel

Wartung einer Offshore WKA; Windpark "Alpha Ventus" vor Borkum, (C) Pressefoto Alpha Ventus

Technische Analphabeten oder wieder nur ein X für ein U? Die Pressemitteilung des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg als Genehmigungsbehörde für Offshore-Wind“parks“ bringt es an den Tag. „Der Grenzwert des BSH zum Schutz des Schweinswals konnte nahezu verlässlich eingehalten werden“, stellt BSH-Präsidentin Monika Breuch-Moritz erfreut fest. „Wir haben bei der Reduktion von Lärmwerten beim Bau von Offshore-Windparks spürbare Fortschritte zu verzeichnen. Es ist beeindruckend, was die Kreativität von Ingenieuren zu Wege gebracht hat und welche innovativen Lösungen zur Schallminderung in den letzten Jahren entwickelt werden konnten“ Der Wert liegt bei 160 Dezibel. Selbst Kim Detloff vom kritischen Naturschutzbund Nabu lobt: „Der technische Schallschutz hat eine positive Entwicklung genommen.“ (Pressemeldungen weiter unten):

Fakt ist: Direkt an den Rammstellen der Windkraft-Offshore-Rammstellen liegt der Lärmwert bei ca. 200 Dezibel.  Der mit der Industrie und den Umweltverbänden (!) 2012 in Berlin vereinbarte Grenzwert lautet 160 dB, aber 750m von der Rammstelle entfernt, das ist das derzeit technische Machbare.  Das entspricht immer noch dem Abschus eines Artilleriegeschosses in unmittelbarer Nähe, und zwar als Dauerlärm, ist also für die empfindlichen Ortungsorgane der Schweinswale auch noch viel zu laut und schädigt diese. 2012 wurden an der Westküste Schleswig-Holsteins mehr als 130 Schweinswale tot angetrieben, gleichzeitig fanden Rammarbeiten für Offshore-Windparks vor der niedersächsischen Küste statt. Keiner der Wale wurde untersucht, obwohl das Meeresschutzabkommen ASCOBANS das vorsieht. Die Presse hatte damals nur ganz knapp in einem Zehnzeiler berichtet! Seit Jahren wird die Öffentlichkeit von Windkraftprojektierern, Behörden und „anerkannten“ Naturschutzverbänden, die auch Ökostromvermittler sind, bei den Auswirkung der Windenergie auf wildlebenden Tiere hinters Licht geführt und gezielt desinformiert, und die Mainstream-Presse übernimmt das oft ungeprüft!  Noch im August 2014 prangerte die BUND-„Meeresschutzexpertin“ Naja Ziebarth die laute Erdgasexploration in den Niederlanden mittels einer Schallkanone an. Auch dieser Lärm schädigt die Ortungsorgane der Schweinswale enorm, genau wie die Rammarbeiten für die Offshore-Windgeneratoren. Nur blieben BUND, NABU und WWF zu den heimischen lauten Nordsee-Rammarbeiten stumm. Auch von Greenpeace hört man nichts dazu, Greenpeace propagiert sogar die Industrialisierung der Nordsee mit Windkonvertern. Die Lüge oder süßliche Halbwahrheit ist offensichtlich zur Standardform der Kommunikation bei der  öffentlichen Vermittlung der „Erneuerbaren Energien“ geworden, die fast Religionsstatus im Lande erlangt haben.

Pressemitteilung des Bundesamtes für Seeschiffahrt und Hydrografie vom 13. Oktober 2014
Schallschutz beim Bau von Offshore-Windenergieanlagen erfolgreich
Hamburg, 13.10.2014 Die Auswertung der im Jahr 2014 durchgeführten Messungen des Unterwasserschalls während der Bauarbeiten von Offshore-Windparks hat gezeigt, dass der Grenzwert des BSH zum Schutz des Schweinswals nahezu verlässlich eingehalten werden kann.
„Wir haben bei der Reduktion von Lärmwerten beim Bau von Offshore-Windparks spürbare Fortschritte zu verzeichnen. Es ist beeindruckend, was die Kreativität von Ingenieuren zu Wege gebracht hat und welche innovativen Lösungen zur Schallminderung in den letzten Jahren entwickelt werden konnten“ betonte die Präsidentin des BSH, Monika Breuch-Moritz.
Seit Beginn des Baus des Testfeldes für Offshore-Windenergie „alpha ventus“ 2009 werden Schallminderungssysteme erforscht, entwickelt und mittlerweile seriell bei jeder Installation in Offshore-Bauvorhaben eingesetzt. Die Umsetzung wird durch Maßgaben begleitet, die in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) erarbeitet und festgelegt werden.
Der Einsatz von Schallminderungssystemen beim Bau von Offshore-Windanlagen ist notwendig, um vor allem die sensiblen Schweinswale vor Schädigungen durch den Rammschall zu schützen. Die Diskussion zeigte aber auch, dass weiterer Forschungsbedarf zu den Reaktionen der Schweinswale besteht.
Der aktuelle Stand der technischen Entwicklung wurde am 09.10.2014 im Rahmen des Workshops „Aktuelle Erkenntnisse aus der Umsetzung von Schallschutzmaßnahmen in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ)“ diskutiert, zu dem das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) eingeladen hatte. Rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Behörden, Verbänden, Forschungseinrichtungen und Wirtschaftsunternehmen informierten sich über den erreichten Stand der Entwicklungen bei Schallschutzmaßnahmen und erörterten weitere Forschungs- und Entwicklungsfelder.Das BSH ist für die Genehmigungs- und Planfeststellungsverfahren für Offshore Windparks und Netzanbindungen in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) zuständig. Es überwacht die Schallschutzmaßnahmen in der Bauphase von Offshore-Vorhaben.
Das BSH ist Partner für Seeschifffahrt, Umweltschutz und Meeresnutzung, der Seeschifffahrt und maritime Wirtschaft unterstützt, Sicherheit und Umweltschutz stärkt, nachhaltige Meeresnutzung fördert, Kontinuität von Messungen gewährleistet und über den Zustand von Nord- und Ostsee kompetent Auskunft gibt.
Das BSH mit Dienstsitz in Hamburg und Rostock ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur.

SHZ, online, Rücksicht auf Schweinswale: Lärmschutz wirkt vom 16. Oktober 2014
Aus der Redaktion des Flensburger Tageblatts

[…] Die Behörde hat die Ramm-Arbeiten für die in diesem Jahr errichteten Meereswindräder ausgewertet – unter anderem für die 80 Fundamente im Park „Butendiek“ vor Sylt. „Der Grenzwert des BSH zum Schutz des Schweinswals konnte nahezu verlässlich eingehalten werden“, stellt BSH-Präsidentin Monika Breuch-Moritz erfreut fest. Der Wert liegt bei 160 Dezibel. Selbst Kim Detloff vom kritischen Naturschutzbund Nabu lobt: „Der technische Schallschutz hat eine positive Entwicklung genommen.“ Erreicht wurde der wirksame Lärmschutz beim Bau von „Butendiek“ durch zwei Maßnahmen: Zum einen hat Bauherr WPD die Pfähle der Windräder mit einem doppelwandigen Rohr umschlossen, was den Krach beim Rammen verringert. Zum anderen wurde während der Arbeiten ein „Blasenschleier“ rings um die Pfähle erzeugt. Dabei wird Druckluft aus Schläuchen mit integrierten Düsen gepumpt, so dass ein feiner Schleier von Luftblasen an die Meeresoberfläche steigt und den beim Rammen entstehenden Lärm zusätzlich dämpft. […] Dank doppelwandigem Rohr und Blasenschleier besteht künftig beim Rammen nicht mehr die Gefahr, dass das Orientierungssystem von eventuell in der Nähe schwimmenden Schweinswalen  beschädigt wird und die Tiere sich verirren und womöglich am Strand verenden. Gestört fühlen sich die Meeressäuger allerdings trotzdem. […]

Und hier eine ältere Meldung aus 2013, die an Radio Eriwan erinnert: Die „höhere Artenvielfalt“ bildet sich auf jedem Schiffswrack, dazu benötigt man keine Offshore-Anlagen. Zu den Vogelkollisionen schreibt das BSH: „Bei normalen Wetterlagen zeichneten die Geräte keine Kollisionen auf. Ungeklärt ist noch die Kollisionsgefahr bei schweren Wetterlagen, die für die Vögel unerwartet auftreten.“ Genau das ist aber das Problem, und es ist untersucht: Finobird Zugvogelmassaker auf See und Minos-Projekt. Demnach kommt es bei unsichtigem Wetter zu Zugvogelmassakern durch die Offshore-Anlagen, und Seevögel wie Seetaucher oder Meeresenten verlieren durch den Scheucheffekt großflächig  ihre Rast- und Nahrungsgebiete.

Quelle (2013) : http://www.alpha-ventus.de/ mit Verweis auf das  BSH
Interationale Konferenz in Berlin
Positive Bilanz von fünf Jahren ökologischer Begleitforschung
 Das vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg koordinierte Forschungsprojekt StUKplus zog Ende Oktober 2013 in Berlin mit einer internationalen Konferenz eine positive Bilanz von fünf Jahren intensiver Forschungsarbeit.
Die Forscher haben eine höhere Artenvielfalt festgestellt, befürchtete Entwicklungen wie Verödung der Fauna oder Massenschlag bei Vögeln sind nicht eingetreten. So bilden die Fundamente der Offshore-Windenergieanlagen künstliche Riffs, an denen sich Muscheln, Seeanemonen und Seelilien sowie Seesterne ansiedeln. Auch bei den Fischen zeigt sich im Windpark alpha ventus eine größere Artenvielfalt. […] Die Bewegungen und Beleuchtungen der Windenergieanlagen in den Offshore-Windparks scheinen die Vögel zu verscheuchen. Das senkt das Kollisionsrisiko erheblich. Hinzu kommt, dass die Zugvögel breitflächig ohne besondere Zugstrassen über die Nordsee fliegen, da sie nicht an Rastplätze oder thermische Gegebenheiten gebunden sind. Für die Erfassung der Vogelbewegungen setzten die Wissenschaftler erstmals neue Technologien der digitalen Bildererfassung ein. Die Auswertung erfolgt mit Hilfe besonderer Software. Bei normalen Wetterlagen zeichneten die Geräte keine Kollisionen auf. Ungeklärt ist noch die Kollisionsgefahr bei schweren Wetterlagen, die für die Vögel unerwartet auftreten.
Während des Betriebs zeigt der Windpark alpha ventus keinen Effekt auf Meeressäuger. In der Bauphase meiden Schweinswale während der schallintensiven Rammungen den Baustellenbereich in einer Entfernung von bis zu 15-20 km. Wie schnell die Tiere in das Gebiet zurückkehren, hängt jeweils von der Dauer der Arbeiten ab.

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