Norderney: erfolgreicher Strandbrüterschutz mit Zäunen

Strengste Schutzzone im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer (Ruhezone, Zone I): Ignoranz trifft Strandbrüterschutz, zwei Brutpaare Zwergseeschwalben“erfolgreich“ vertrieben. Foto (C): Eilert Voß

Küstenvögel, die an den Stränden brüten (sog. „Strandbrüter“), haben es schwer, ihre Bruten hochzubekommen. Die Bruterfolge der Zwergseeschwalben, Seeregenpfeifer oder Sandregenpfeifer, weitgehend unbekannte Wesen, gehen dramatisch zurück, auch im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und „Weltnaturerbe“.

Neben Verlusten durch Prädatoren wie Möwen, Krähen, Igeln, ausgebüxte Frettchen der Jäger oder verwilderte Hauskatzen ist der Massentourismus, also der Mensch, ursächlich für die enormen Bestandsrückgänge. Abertausende Urlauber „fluten“ in jedem Jahr mit Hunden, Drohnen oder Lenkdrachen die Inselstrände und wissen in der Regel wenig über diese gefährdeten Vogelarten. Ständige Störungen an den Brutplätzen führen dann zum längeren Verlassen der Nester, die schnell übersanden. Krähen oder Möwen können anschließend leicht die Gelege plündern. Auf Norderney wurden in diesem Jahr durch Nationalpark-Ranger gezielt Brutflächen der Zwergseeschwalben und Sandregenpfeifer mit Litzenzäunen, die sonst zur Schafbeweidung eingesetzt werden, gesichert. Strom führten diese Zäune allerdings nicht. Die Sicherung der Brutareale allein durch Schilder ist weit weniger effektiv, weil diese oft einfach ignoriert werden. Der alte Spruch bewahrheitet sich auch diesmal: „Schilder sind gut, Zäune sind besser“, leider.

Sandregenpfeifer: Einer der letzten seiner Art – weitgehend von den Stränden im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und „Weltnaturerbe“ vertrieben – Foto (C): Archiv Wattenrat

Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung vom 04. Aug. 2021 Erfolgreiches Jahr für Strandbrüter auf Norderney

Intensive Schutzmaßnahmen im Nationalpark werden von den Besucher:innen respektiert. Bei den Zwergseeschwalben brüten mehr als drei Viertel aller niedersächsischen Brutpaare auf Norderney.

Zwergseeschwalben am Strand von Norderney

Allmählich neigt sich die Brutzeit ihrem Ende entgegen – bei den Strandbrütern auf Norderney mit einem sehr erfreulichen Verlauf. In diesem Jahr konnten die Nationalpark-Ranger Frauke Gerlach und Niels Biewer insgesamt 161 Brutpaare der Zwergseeschwalbe und 13 des Sandregenpfeifers zählen – ein in dieser Größenordnung sensationelles Ergebnis. Niedersachsenweit wird die Brutpopulation der Zwergseeschwalbe auf etwa 200 Paare geschätzt, bundesweit auf etwa 600. Hier zeigt sich deutlich die Bedeutung der Norderneyer Nationalpark-Strände für die Strandbrüter und die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen. Diese Arten brüten in Deutschland fast nur auf den Inseln erfolgreich.

Jedes Jahr zur Brutsaison markieren und sichern die Norderneyer Ranger gemeinsam mit den Bundesfreiwilligen des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) Bereiche des Strandes für die Strandbrüter. Dafür stellen sie mobile Zäune auf, ergänzt durch Hinweisschilder, die den Zweck der Maßnahme erläutern. Sowohl die Zwergseeschwalbe als auch der Sandregenpfeifer, beides vom Aussterben bedrohte Arten, brüten mitten auf dem Strand. Die Strände werden aber auch intensiv durch den Menschen genutzt. Die Vögel reagieren insbesondere in ihrer Ansiedlungsphase sehr sensibel auf Störungen, ihre Gelege sind im Sand schnell zu übersehen. Deshalb sind entsprechend beruhigte Bereiche am Strand unumgänglich, um diese Arten im Bestand zu erhalten.

Über die Dauer der gesamten Brutzeit dokumentieren die Ranger:innen das Brutgeschehen, pflegen die Zäune und informieren die Besucher:innen der Norderneyer Strände über die besonderen Vögel und die Schutzmaßnahmen. Wenn die Jungvögel flügge sind, werden die mobilen Zäune wieder entfernt. Im Ergebnis dieser intensiven Betreuung leisten nicht nur die Ranger:innen und  Bundesfreiwilligen einen wichtigen Beitrag zum Erhalt bedrohter Arten auf Norderney – auch die Besucher:innen, die die Schutzmaßnahmen am Strand akzeptieren und beachten, einschließlich der Anleinpflicht für Hunde, tragen wesentlich zum positiven Brutergebnis bei. Viele Gäste erfreuen sich an den Vögeln und unterstreichen so, dass ein guter Schutz die beste Voraussetzung für ein spannendes Erleben der Vögel ist.

Jetzt im Juli sind die meisten Zwergseeschwalben und Sandregenpfeifer bereits geschlüpft. Erste Flugversuche konnten schon beobachtet werden. Eine tolle Brutsaison für Strandbrüter auf Norderney neigt sich dem Ende zu.

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