Bearbeitet und ergänzt am 16. Mai 2024
Hier in Holtgast, nur etwa einen Kilometer vom Wattenrat-Büro entfernt, wurde vor einigen Tagen eine abgängige alte Tacke-Windkraftanlage aus den Neunzigern auf besondere Art kostengünstig „entsorgt“. Der Bagger einer Baufirma aus dem Nachbarort Westerholt stieß die Anlage einfach um. Der Rotor aus Verbundkunststoff am Maschinengehäuse zerbarst auf der Ackerfläche. Der Mast wies schon seit Jahren Fett- und Ölleckspuren aus dem Getriebe auf.
Man darf gespannt sein, wie und ob der vollständige Rückbau des Fundaments vorgenommen wird. Jetzt ist nichts mehr auf der Fläche zu sehen, so, als ob dort nie eine Windkraftanlage gestanden hätte. Die Lokalzeitung machte Fotos und berichtete. Im Regelfall muss der Boden bei Havarien auf Glasfiberreste oder Ölkontamination untersucht werden, wird das auch hier der Fall sein?
Ein Parallelfall hat sich 2022, unbemerkt von der Öffentlichkeit, im Ort Neuschoo, ebenfalls im Landkreis Wittmund, zugetragen. Auch hier wurde nach Angaben von Anliegern eine abgängige alte Tacke-Anlage aus 1992 von einer Baufirma einfach umgestoßen, statt sie ordnungsgemäß zu entsorgen.
Das Video des unsachgemäßen Abrisses 2022 in Neuschoo liegt hier vor: Video „Rückbau“ Tacke-Anlage Neuschoo, 2022 – (Quelle: privat)
Auch hier verteilten sich Teile des Fiberglases des zerborsteten Rotors auf der Fläche, nur 100 m von der Wohnbebauung entfernt. Der damalige „Rückbau“ der besonderen Art soll nach Anliegerangaben von einem Bauamtsmitarbeiter des Landkreises Wittmund begleitet worden sein.
Im benachbarten Oldendorf bei Bensersiel rottet das Fundament einer abgängigen Windkraftanlage seit 1998 Jahren vor sich hin. Ein Anliegerehepaar hatte nach einem jahrelangen Rechtsstreit die Versetzung der Anlage durchgesetzt. Der durch den Landkreis genehmigte Standort zu dicht am Wohnhaus war rechtswidrig.
Beim Repowering des Windparks Utgast /Gemeinde Holtgast war man auch nicht zimperlich, über 40 Betonfundamente der Altanlagen verrotten im Boden und wurden nur ca. 1 m unter Geländeoberkante abgetragen, verbunden mit „ökologischen Rauchzeichen“ beim Abfackeln von Altöl aus den abgebauten Altanlagen.
Im Landkreis Wittmund geschehen eben immer wieder sonderbare Dinge….
Nachtrag: Aus der Lokalzeitung „Anzeiger für Harlingerland“, die stets verwaltungsnah berichtet, vom 16. Mai 2024: „…wurde vom Landkreis Wittmund umgehend ein Ortstermin durchgeführt. Das teilt die Kreisverwaltung in einer Pressemitteilung mit. Bei diesem sei festgestellt worden, dass das Grundstück keine offensichtliche Verunreinigung aufwies; sämtliche Teile seien beseitigt worden. Auf Initiative des Eigentümers der Windenergieanlage werde ein Fachunternehmen eine Bodenuntersuchung vornehmen, heißt es weiter. Eine entsprechende Rückmeldung sei beim Landkreis eingegangen. Von diesem werde jetzt der Verbleib der einzelnen Teile von der abgerissenen Anlage geprüft. Hierbei gehe es ganz wesentlich um die Frage der ordnungsgemäßen Entsorgung.“ Es wurde deshalb oberflächlich nichts gefunden, weil durch die Baggerarbeiten der Boden planiert wurde (siehe Foto ganz oben). Vom Verbleib der Schmiermittel aus der Gondel und der Entfernung des Fundaments wurde nichts berichtet.
Link: „Fiese Fasern“: https://www.wattenrat.de/2021/07/16/fiese-fasern-carbonfasern-in-windkraftanlagen/