Die IUCN und das Wattenmeer-Weltnaturerbe: Wer steckt dahinter?

Die Jubelorgien vor, während und nach der “Beförderung” des deutschen Wattenmeeres zum „UNESCO-Weltnaturerbe“ nehmen kein Ende. Man tut so, als sei das Wattenmeer mit seinen drei Nationalparks in Deutschland erst seit dem einen Jahr der UNESCO-Anerkennung DAS Gebiet auf Erden überhaupt; vom Schutz redet allerdings kaum noch jemand, der wurde durch „Vermarktung“ und „Naturtourismus“ abgelöst. Die Anerkennung möglich gemacht hat erst die „International Union for Conservation of Nature“ (IUCN) in Gland/Schweiz, als eine Kommission das Wattenmeer 2008 bereiste und auf Grund des Prüfungsberichtes der UNESCO vorschlug, das Wattenmeer als „Weltnaturerbe“ auszuweisen. Dies wurde von langer Hand jahrelang von deutschen Politikern und Verwaltungen vorbereitet, nicht um den Schutz der Gebiete zu verbessern, sondern um ein neues und diesmal internationales Vermarktungslabel für den Tourismus zu erhalten, der Beginn der Globalisierung des Nordseetourismus.

In Niedersachsen zeigte man der IUCN-Kommission nur die wenigen Schokoladenseiten des Wattenmeer-Nationalparks, kritische Naturschutzgruppen wurden gar nicht erst dazu geladen. Der Präsident der deutschen UNESCO-Kommission ist bezeichnender Weise Walter Hirche (FDP), der bis Februar  2009 Wirtschaftsminister in Niedersachsen war. Im Juni 2009 wurde das deutsche Wattenmeer UNESCO-Welterbe-Gebiet.

In der Regel genügt es, der Spur des Geldes zu folgen, um Zusammenhänge zu verstehen. Im August 2009 fragte der Wattenrat – nach der Welterbe-Euphorie der Tourismuswirtschaft, von WWF, NABU und BUND – denn auch bei der IUCN an, wie sich die Organisation finanziere.  Die Antwort fiel äußerst knapp aus:

The work of IUCN is made possible through the support of a growing number of partners: governments, multilateral agencies and conventions, non-governmental organizations (NGOs), foundations, private sector and individuals.

For more information please visit, http://www.iucn.org/about/union/donors/

Folgt man dem Link, kommt schon mehr Licht ins Sponsorendunkel:

Bei den Regierungen dominieren  Außenministerien und „Entwicklungs“-Agenturen, in Deutschland sind es das Umweltministerium und das Wirtschaftsministerium, und, man glaubt es kaum, die UNESCO selbst, für die die IUCN gutachterlich tätig wurde. Dazu kommen noch mehrere Banken, der WWF, ein Zementhersteller, eine internationale „nachhaltige“ Tropenholz-Handelsorganisation und Shell. Genau die, die den Weltmarkt mit Schmier- und Treibstoffen versorgen. Wie Shell mit der Natur herumsaut, ist aus den Berichten aus dem Niger-Delta bekannt geworden. Eine illustre Sponsoren-Gesellschaft also, die sich mehrheitlich bisher nicht für den Erhalt von Lebensräumen von Tieren und Pflanzen eingesetzt hat. Wer annimmt, dass die IUCN mit dieser Sponsorentruppe unabhäng weltweiten  Naturschutz voranbringt, ist versucht, das bekannte Beispiel mit dem Zitronenfalter herauszukramen, der bekanntlich auch keine Zitronen falten kann.

IUCN-Gebäude in Gland/Schweiz

Was wundert ist, dass bisher kein einziger Redakteur oder keine Redakteurin der Mainstream-Presse den Weg auf die IUCN-Seite gefunden und dabei eigentlich klare Zusammenhänge herausgearbeitet hat. Naturschutz ist eben nicht mehr das, was er mal war oder wofür er gehalten wird, auch hier regiert Geld die Welt und macht sie kaputt, mit „grünen“ Worten und finanziellem „Greenwashing“. Das funktioniert nicht nur auf der zwischenstaatlichen Ebene, sondern auch regional direkt vor der Haustür an der Ems: Die Ems und die Spur des Geldes . Das Internet macht die Welt doch wesentlich übersichtlicher!

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