Niedersachsen propagiert Outdoor-Sportarten „im Einklang mit der Natur“, NDR1 macht den Staatsrundfunk

Natursportler im Weltnatuerbe Wattenmeer: Seekajakfahrer aus den Niederlanden auf Langeoog

Der gezielte Abbau von Naturschutzstandards ist seit Jahren Thema im Land Niedersachen. Nun setzt das niedersächsische Umweltministerium noch eins drauf: Die Pressemitteilung des Umweltministeriums propagiert „Outdoor-Sportarten“ im „Gleichklang mit der Natur“, was immer das heißen soll. Angeblich können „Sport und Naturschutz ein Team sein“, so das staatliche Geschwätz. Niemand käme auf die Idee, Naturschutz auf Rasenplätzen des Fußballs oder Tennis zu fordern, aber umgekehrt geht es.

Seit Jahren beklagen beispielsweise Falken- und Uhuschützer die Trendsportart Klettern in Steinbrüchen, auch in ausgewiesenen Naturschutzgebieten, mit fatalen Folgen für die Brutvögel, die vertrieben werden und ihre Jungvögel aufgeben.

Ehemals stille Fließgewässer werden für den Kanusport erschlossen, derzeit die Hunte im Oldenburgischen. Skipisten zerstören große Flächen in den Alpen. Ganz aktuell werden trotz des Verbotes im Nationalparkgesetz immer mehr Schutzzonen von Cuxhaven bis Emden im „Weltnaturerbe“ und Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer für Kitesurfer geöffnet, obwohl das Nationalparkgesetz dies verbietet.

Kitesurfer auf Langeoog, im Hintergrund Baltrum

Der Norddeutsche Rundfunk soll die staatlich propagierte Outdoor-Sportbewegung medial unters Hörervolk bringen, auch das steht in der Pressemitteilung des Umweltministeriums. Bemerkenswerter Weise bekam der Wattenrat einen Anruf von einer Redakteurin aus dem Studio Oldenburg, man wolle ein Interview für den NDR, was denn die Kitesurfer im Wattenmeer so machten. Und so vereinbarten wir schließlich einen gemeinsamen „Outdoor“-Termin am Ort des Geschehens in Dornumersiel, wo seit Jahren Kitesurfer illegal und ungehindert mit Wissen der Nationalparkverwaltung in Schutzzonen des Wattenmeeres ihren Sport ausüben. Nur verschwieg die Dame, dass dies ein Beitrag für die politische Inszenierung „Natur sportlich erleben“ des notorischen Umweltministers Hans-Heinrich Sander in Zusammenarbeit mit dem NDR sein sollte. Als das bekannt wurde, sagte der Wattenrat den Termin kurzerhand ab. Für Beiträge eines Staatsrundfunks mit eindeutiger politischer und propagandistischer Zielsetzung steht der Wattenrat nicht zur Verfügung, uns wäre nur die kurze Rolle der Ausgewogenheitsmeckerer in einem langen Friede-Freude-Eierkuchen-Beitrag geblieben. Der Wattenrat verwies auf 14 „anerkannte“ Naturschutzverbände in Niedersachsen, von denen sicher einer einen Interviewpartner stellen könne.

Horst Stern hat bereits 1998 in seinem Beitrag für „Die Woche“ auf das Problem von Sport und Naturschutz aufmerksam gemacht, seine „Gratwanderung“ können Sie hier nachlesen. Genützt hat es leider nicht. Schon 1996 stellte er fest: “Selten hat sich eine moderne Gesellschaft schneller und radikaler von einem mehrheitlich akzeptierten Postulat verabschiedet als die Deutschen vom Schutz der Natur”.

NDR1 Niedersachsen präsentiert 112 Veranstaltungen im Internet „Natur sportlich erleben“: Landesweiter Aktionstag am 5. September

Pressemitteilung 72/2010

HANNOVER. „Von Null auf 112!“ Angesichts der über hundert Vereine und Akteure, die mit 112 Veranstaltungen beim landesweiten Aktionstag „Natur sportlich erleben“ am 5. September 2010 mitmachen, sind sich Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander und Reinhard Rawe, Direktor des LandesSportBundes, sicher: „Sport und Naturschutz können ein Team im besten Sinne des Wortes bilden.“

Ein Segeltörn in Kooperation mit einem Nationalparkhaus, ein Orientierungslauf mit Waldpädagogen, Kanu-Sport im Gleichklang mit der Natur oder eine Wanderung mit Informationen zum Weltnaturerbe Wattenmeer, eine Süßwasserbiologie-Entdeckungsradtour oder ein naturnah gestaltetes Sportgelände: Wer am 5. September in Niedersachsen eine Outdoor-Sportart ausprobieren und gleichzeitig Informatives über Natur und Umwelt erfahren möchte, findet die 112 Veranstaltungen und Aktionen in ganz Niedersachsen auf der Internetseite von NDR 1 Niedersachsen unter www.ndr1niedersachsen.de

„Sich und seiner Gesundheit etwas Gutes tun – und dies im Einklang mit der Natur“, Eckhart Pohl, Hörfunkchef von NDR 1 Niedersachsen, betont das Anliegen des Senders, eine naturverträgliche Sportausübung für jeden Interessierten – ob jung oder älter – erlebbar zu machen. NDR 1 ist Medienpartner der Aktion, die in der Zusammenarbeit der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz und des LandesSportBundes Niedersachsen durchgeführt und von drei niedersächsischen Stiftungen unterstützt wird.

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