Windenergie: die Naturschutzverbände und das Schiff Petri

Seeschiff für WKA-Rotoren: Naturschutzverbände auf dem falschen Dampfer

Am 19. Februar berichteten wir über eine unzureichende Leitlinie der EU zu Windenergieanlagen in EU-Vogelschutzgebieten. Auch die Europäische Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE) hat dieses Thema aufgegriffen und in diesem Zusammenhang den überwiegend untätigen oder mit der Windenergiewirtschaft verbandelten großen Naturschutzverbänden Wind von vorne gegeben.  Den bemerkenswerten EGE-Beitrag drucken wir nachfolgend mit freundlicher Genehmigung der Eulenfreunde nach:

Eine angemessen kritische Haltung gegenüber der Windenergiewirtschaft nimmt nur eine Minderzahl der Naturschutzverbände in Deutschland ein. Auffälligerweise sind es kleine Organisationen wie die EGE, der Wattenrat oder auch die Arbeitsgemeinschaft biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e. V. (ABU). Auf den Beitrag der ABU „Kollision von Greifvögeln mit Windenergieanlagen“ verweisen wir deshalb gerne an dieser Stelle.

Die großen Naturschutzorganisationen zeigen hingegen eine enge Verbundenheit mit der Windenergiewirtschaft – so etwa der Dachverband der deutschen Naturschutzverbände – der Deutsche Naturschutzring – oder auch einige Landesverbände des NABU, welche Windenergieanlagen selbst in Natura 2000 Gebieten das Wort reden. Unabhängigkeit ist eben oft eine Sache der Minderheit so wie die Wahrheit nicht immer eine Mehrheit findet. Den Geschichtskundigen mag die Lage an die innerkirchliche Situation am Ende des Mittelalters erinnern. Als sich Papst und Bischöfe satt von ihrem Auftrag entfernt hatten, waren es die kleinen Reform- und Bettelorden, die das Schiff Petri wieder flott machten.

Dabei nimmt die Debatte um den Einfluss von CO2 und den Beitrag der Windenergiewirtschaft zum Klimaschutz selbst ersatzreligiöse Züge an. Verlangt wird ein Bekenntnis für die Windenergiewirtschaft. Wer die Dogmen der selbstsicheren Klimaschützer in Frage stellt, gilt rasch als Häretiker. Die Parallelen sind allerdings nicht endlos: Denn während die segensreichen Wirkungen der Windenergiewirtschaft bisweilen Glaubenssache sind, sind die Kolateralschäden in Gestalt toter Vögel unter den Rotoren mit Händen zu greifen. Die EGE verlangt daher nicht grundlos Aufklärung statt Verklärung der Windenergie.

Aus der ABU (nicht aus dem NABU) kommt verdienstvoller Weise auch die Kritik an dem im Oktober 2010 von der EU-Kommission vorgelegten Leitlinien-Dokument mit dem Titel „Windenergieentwicklung und NATURA 2000“. Bestandteil dieser Leitlinie ist die Einschätzung des Kollisionsrisikos sowie des Meideverhaltens europäischer Vogelarten gegenüber Windenergieanlagen. Diese Leitlinie hat das bis 2010 verfügbare Wissen nur unzureichend berücksichtigt. Aufgrund der Informationen aus der deutschen Schlagopferkartei erweisen sich 33 Brutvogelarten wie z. B. Sumpfohreule, Fischadler, Baumfalke und Wespenbussard als kollisionsgefährdet, die aber in den EU-Leitlinien bemerkenswerter Weise fehlen. Bei weiteren 19 Brutvogelarten ist das Kollisionsrisiko größer als es im EU-Papier dargestellt wird. […]

Dieser Beitrag wurde unter Naturschutz, Verbände, Windkraft abgelegt und mit , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.