Über die unglaublichen Jagdszenen im Nebel und der Dunkelheit im EU-Vogelschutz- und Naturschutzgebiet „Petkumer Deichvorland“ an der Ems bei Emden haben wir ausführlich berichtet. Die Jagdzeit auf Gänse (die zahlreich vorkommenden Bläss- oder auch Saatgänse dürfen wegen des Vogelschutzgebietes ohnehin nicht geschossen werden, Nonnengänse haben keine Jagdzeit) ist nun eigentlich ab dem 16. Januar vorbei, eigentlich. Im Rheiderland westlich der Ems im Landkreis Leer wird unüberhörbar weitergeschossen, auch mit schneller Schussfolge mit mehr als den erlaubten drei Patronen in halbautomatischen Waffen. Die Schüsse wurden gerade beim morgendlichen Gänseeinflug gehört. Wie dem Wattenrat berichtet wurde, stehen Bauern versteckt in der Deckung ihrer Höfe und schießen in Gänsepulks, ein eindeutiger Jagd- und Jagdzeitenverstoß.
Unser Mitarbeiter Eilert Voß stand auf der anderen Emsseite bei Emden und konnte die Gänse sehen und die Schüsse hören, hier sein Email-Kurzbericht:
Heute (28. Januar 2011) hörte ich zwischen 8:52 und 9:08 Uhr 35 (!!!!) Schrotschüsse aus dem Gebiet zwischen Pogum und Dyksterhusen. Ich stand an der rechten Emsseite in Jarßum und schrieb die Schuss- Zeiten genau auf. Zur gleichen Zeit flogen Nonnengansschwärme vom Dollart ins Binnenland. Seit dem 16. Jan. Schonzeit auf Grau- und Kanadagänse. Offenbar halten sich die örtlichen Jäger an keine Verbote.
In den letzten Jahren beobachtete ich das ebenfalls, aber die Polizei macht da nichts und der Landkreis Leer noch weniger. Die sogenannte Jagdaufsicht wird von der Jägerschaft in Eigenregie verwaltet, existiert vor Ort jedoch nicht. Eine unglaubliche Tatsache. Was hindert den Staat noch, der Mafia das Polizei- Recht zu übertragen….
Hier die Schusszeiten:
– 8:52 Uhr Pogum 3 Schrotschüsse
– 8:55 Uhr Pogum 4 Schrotschüsse
– 9:01 Uhr Pogum 2 Schrotschüsse
– 9:05 Uhr Pogum 7 Schrotschüsse
– 9:06 Uhr Pogum 6 Schrotschüsse
– 9:07 Uhr Pogum 7 Schrotschüsse
– 9:08 Uhr Pogum 6 Schrotschüsse
Wes Geistes Kinder einige Hobbyjäger sind, die Ihre Ansichten zur Gänsejagd öffentlich kundtaten, lässt sich im Jagdforum der Jagdzeitung „Wild und Hund“ nachlesen: Forum Wild und Hund.
Im Landkreis Leer läuft nicht nur bei der Jagd einiges aus dem Ruder, der Landkreis will den Waffenbesitzern, auch den Jägern, stärker auf die Finger sehen:
General Anzeiger, Weener, 27. Januar 2011
Waffenbesitzern stärker auf Finger schauen
Der Landkreis Leer kontrolliert die korrekte Lagerung von Gewehren und Pistolen. Im vergangenen halben Jahr wurden zahlreiche Verstöße festgestellt. Ein Bußgeld von bis zu 10 000 Euro kann verhängt werden.
Der Landkreis Leer will gegen Verstöße bei der Aufbewahrung von Waffen konsequenter vorgehen. „Es wird durchgegriffen“, sagt Maike Duis, Sprecherin des Landkreises. […] Kurz darauf begannen drei Mitarbeiter der zuständigen Behörde mit Hausbesuchen. Mit einem zum Teil erschreckenden Ergebnis. Viele Waffen seien nicht vorschriftsmäßig aufbewahrt. […] Kein Verständnis habe der Kreis jedoch, wenn selbst Sportschützen und Jäger sich nicht an die Vorschriften halten. […] Im Kreis sind rund 11 000 Schusswaffen registriert. Bislang haben die Mitarbeiter der Waffenbehörde des Kreises an mehr als 210 Haustüren geklopft – und mussten 30 Verstöße registrieren. […] Rund 20 Waffen seien bereits eingezogen worden. „Allerdings“, sagt die Sprecherin des Landkreises, „sind da auch Schusswaffen dabei, die die Besitzer abgeben wollten“.
Die Kreisverwaltung weist darauf hin, dass eine unsachgemäße Lagerung eine Ordnungswidrigkeit darstellt, in schweren Fällen sogar eine Straftat. Bei Verstößen drohe Waffenbesitzern neben einem Bußgeld auch der Widerruf der Besitzkarte, für Jäger auch die Abgabe des Jagdscheins. Nach Angaben der Behörde sind im Kreis rund 11 000 Schusswaffen registriert, die ebenso wie die Munition vorschriftsmäßig gelagert werden müssen. […]