Nationalparkvermarktung in Cuxhaven: „optimistischer Blick nach vorn“

"Abenteuer Weltnaturerbe": für wen?

Es nannte sich „Kooperationsgespräch“ und es ging wieder einmal nur ums Geld und die weitere Vermarktung des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. In Cuxhaven wurde ein „Zuwendungsvertrag“ zwischen der Nationalparkverwaltung und der Stadt Cuxhaven geschlossen, es fließt Geld in das dortige Nationalparkhaus: Über fünf Jahre wird ein jährlicher Zuschuss von 145.000 Euro zugesichert. „Hierdurch können wir auch in Zukunft verstärkt und weiter verbessert über das Wattenmeer als Weltnaturerbegebiet und Nationalpark informieren und viele Menschen begeistern. Cuxhaven wird dadurch im großen Welterbegebiet eine zentrale Stellung einnehmen“, wird der Oberbürgermeister Dr. Getsch in der Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung (s.u.) zitiert.

Cuxhaven ist, platt gesagt, pleite. Die Stadt hat ein „strukturelles“ Haushaltsdezift von mehr als 30 Millionen Euro; ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor ist der Fremdenverkehr, die Vermarktung des „Weltnaturerbes“ als Instrument der Sanierung der Stadtfinanzen liegt also nahe. Die Verbesserung der  Naturschutzsituation in diesem Großschutzgebiet kann damit kaum gemeint sein.

Gemeint mit der „zentralen Stellung“ im „Weltnaturerbe“ sind auch die Ausweisung von Flächen für Kitesurfer in eigentlich dafür verbotenen Zonen des Nationalparks mit Hilfe von rechtlich fragwürdigen „Befreiungen“ und ein Schild an der Autobahn, das für das „Weltnaturerbe“ werben soll.

Die Vertragsvereinbarung zum Wattenmeer-Besucherzentrum, so das PR-Geschwurbel,  sei „ein weiterer wichtiger Baustein einer überaus positiven Kooperation zwischen der Stadt und der Nationalparkverwaltung, was Voraussetzung für den erforderlichen Schutz des Wattenmeeres ist.“ Dann darf man fragen, was z.B. Austernfischer,  Zwergseeschwalben oder Sandregenpfeifer außer zusätzlichen Störungen durch noch mehr Touristen  von diesen Vereinbarungen erwarten können.

Peter Südbeck als Leiter dieses Zerrbildes eines Nationalpark hat damit wieder einmal bewiesen, dass er mehr Tourismusmanager als Nationalparkleiter ist. Zu seinen Aufgaben gehört zunächst die Vermeidung von weiteren Belastungen des Schutzgebietes, nicht deren Förderung.  Aber sein Einsatz für diesen politisch unterstützten Wirtschaftszweig wird seiner weiteren Karriere im Landesdienst sicherlich nicht abträglich sein.

Wie sagte doch der Cuxhavener Oberbürgermeister Dr. Getsch anlässlich einer Diskussion im Nordwest Radio am 09. Februar 2012 in Cuxhaven zu den problematischen Kitesurfern im „Weltnaturerbe“ Wattenmeer: „Die Vermarktung des Wattenmeeres hat eigentlich noch gar nicht richtig angefangen.“ Danke für die Warnung, Herr Oberbürgermeister.

Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer vom 27.01.2012

Optimistischer Blick nach vorn

Neuer Vertrag sichert die Zukunft des Wattenmeer Besucherzentrums Cuxhaven – Stadt- und Nationalparkverwaltung entwickeln Zukunftsperspektiven

Zu einem Kooperationsgespräch trafen sich am 17. Januar Cuxhavens Oberbürgermeister Dr. Ulrich Getsch und Peter Südbeck, Leiter des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Erfreulicher Anlass war die jüngst erfolgte Unterzeichnung des Zuwendungsvertrages, mit dem das Land Niedersachsen der Stadt Cuxhaven als Träger des Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrums über fünf Jahre einen jährlichen Zuschuss von 145.000 Euro zusichert.
„Hierdurch können wir auch in Zukunft verstärkt und weiter verbessert über das Wattenmeer als Weltnaturerbegebiet und Nationalpark informieren und viele Menschen begeistern. Cuxhaven wird dadurch im großen Welterbegebiet eine zentrale Stellung einnehmen“, freute sich der Oberbürgermeister.

Mit Ablauf des vergangenen Jahres wurden mit den Trägern aller 14 Informationseinrichtungen im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer neue Verträge geschlossen, in denen die Qualität und Intensität der Zusammenarbeit weiter verbessert und für die nächsten Jahre abgesichert wird. „Dass dies trotz knapper Ressourcen im Landeshaushalt gelingen konnte, ist ein Beweis für die hohe Qualität der bisherigen Arbeit in den Häusern, über den ich sehr froh bin. Gerade in Cuxhaven konnte der Förderumfang um über 60 %  ausgeweitet werden, hier wird ein Meilenstein für zeitgemäße Bildungs- und Informationsarbeit am Wattenmeer gesetzt“, erläuterte Peter Südbeck.
Die beiden Zentren in Wilhelmshaven und Cuxhaven nehmen jetzt die umfangreiche Zusatzaufgabe als Weltnaturerbe-Besucherzentrum wahr und werden hierfür entsprechend finanziell ausgestattet. Auf dieser soliden Grundlage wurden Ideen für die weitere Entwicklung des Besucherzentrums ausgetauscht.

Weitere Themen des Gespräches waren das Autobahnschild, mit dem Besucher großräumig auf das Weltnaturerbe Wattenmeer hingewiesen werden, und das Kitesurfen. Vor zwei Jahren wurden vor dem Strand im Bereich Sahlenburg und an der Kugelbake Kitesurfzonen zugelassen und gekennzeichnet.  Mittlerweile liegen Erfahrungen dazu vor, wie diese Flächen von den Kitern angenommen und respektiert werden.

Beide Teilnehmer betonten, dass durch den Abschluss der neuen Vertragsvereinbarung zum Wattenmeer-Besucherzentrum ein weiterer wichtiger Baustein einer überaus positiven Kooperation zwischen der Stadt und der Nationalparkverwaltung gesetzt werden konnte, was Voraussetzung für den erforderlichen Schutz des Wattenmeeres ist.

Dieser Beitrag wurde unter Naturschutz, Tourismus, Wattenmeer abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.