Greetsiel: NABU-Mitarbeiterin hilft Welterbe vermarkten

Fassungsloses Staunen überkommt einen, wenn man zur Kenntnis nehmen muss, dass die Leiterin des Nationalparkhauses Greetsiel (LK Aurich), Insa Steffens, der Steigerung der Übernachtungszahlen im ohnehin Massentourismus-Ort Greetsiel an der Leybucht das Wort redet. Das Nationalparkhaus wird in der Trägerschaft des Naturschutzbundes NABU(!) und der Gemeinde Krummhörn betrieben. Die Gemeinde unterstützt alles, um noch mehr touristische Nutzungen in diesem „Weltnaturerbe“ zu etablieren, z.B. das Vogel verscheuchende Kitesurfen im Watt bei Upleward in einer Schutzzone. Das „Kerngeschäft“ des Nationalparkhauses ist die Information über den Nationalpark, dazu gehören auch die Auswirkungen des Massentourismus auf die Tiere, Pflanzen und Lebensräume dieses Großschutzgebietes, nicht aber die Vermarktung für noch mehr Tourismus unter dem Etikett „Weltnaturerbe“.

In Greetsiel wird derzeit heftig der geplante Bau eines neuen Ferienparks mit einer Kapazität von 180 Ferienwohnungen oder 1.200 zusätzlichen Urlaubern diskutiert. Diese Diskussion ging an Frau Steffens als Nationalpark-Hausleiterin offenbar spurlos vorbei; stattdessen entpuppt sich die Mitarbeiterin eines Naturschutzverbandes als Sprecherin und Dienstleisterin der Tourismusindustrie!

Der Druck der Touristiker auf die geschützten Flächen ist seit langem groß. Beim Bau der „Leybuchtnase“  ab 1994 wurde bei der Fertigstellung planungswidrig im Nordwestteil eine Strandfläche aufgespült, um dort im Nationalpark einen Badebetrieb einzurichten; die Fläche darf noch nicht mal betreten werden!

Greetsiel: Strandaufspülung Leyhörn

Der Ostflügel des neuen Leybuchtdeiches ist zum Schutze des Naturschutzgebietes in der „Nase“ laut Planfeststellungsbeschluss für den Besucherverkehr gesperrt. Durch Demonstrationsdruck wollte die Gemeinde den  Ostdeich für den Besucherverkehr geöffnet sehen, das scheiterte, bis jetzt.

Demonstration an der Leybucht für die Öffnung des Ostdeiches

Damals noch hatte der NABU mit ganz anderen, dem Naturschutz verpflichteten Mitarbeitern, sich vehement für die Beruhigung der Flächen eingesetzt. Wie sich die Zeiten geändert haben, nun ist auch der NABU ins Vermarktungsgeschäft eingestiegen. Die eigene Geschichte ist längst vergessen.

Wir zitieren aus der

Ostfriesen Zeitung, Teil Krummhörn/Hinte/Emden, S. 14, 26. April 2010

Werbetrommel fürs Weltnaturerbe rühren
UMWELT Das Wattenmeer könnte ein großes Potenzial für den Tourismus
sein, glaubt Insa Steffens
Die Leiterin des Nationalparkhauses in Greetsiel hat jede Menge
Ideen, wie dies bereits mit kleinen Mitteln genutzt werden könnte.

[…]

„Dabei handelt es sich bei dem Nationalpark um ein Weltnaturerbe,
dessen Potenzial verstärkt genutzt werden muss“, so Steffens.

[…]

„Jetzt fehlt vor allem noch die Kooperation mit den
Ferienwohnungen“, so Steffens, die sich erhofft, auf diese Weise die
Krummhörn für Touristen noch attraktiver zu machen.

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