Siegerfoto

Siegerfoto von Bernd Theeßen

Heute erscheint im Emder Teil  der Ostfriesen Zeitung das Siegerfoto zum Thema „Wasser“, fotografiert von Bernd Theeßen aus Hinte in der Nähe der Muschelschillbank von Upleward im Nationalpark Wattenmeer. Herr Theeßen hat uns sein schönes Foto zur Verfügung gestellt, der kunstsinnige Fotograf Eilert Voß aus Widdelswehr hat es kommentiert. Wir danken Herrn Theeßen für die Überlassung des Bildes.

Fotowettbewerb der Ostfriesen Zeitung, Thema: „WASSER“

von Eilert Voß

Wem das heutige Siegerfoto spontan beim Blättern der Zeitung ins Auge fällt, ist angenehm berührt und sofort von der Ruhe und Ausstrahlung des Bildes eingenommen. Mit gleichem Trick „Wirkung zu erzielen“ arbeitete der fotorealistische Künstler Heiner Altmeppen aus Papenburg, als er das legendäre Gemälde „Norddeutsche Landschaft“ schuf.

Erst beim genauen Hingucken entdeckt der Betrachter in Altmeppens Bild, der typisch norddeutschen Landschaft mit Wolken und Grünflächen, ganz winzig angedeutet am Horizont: Hochhäuser! Sie fressen sich rücksichtslos und unbarmherzig in die freie Landschaft hinein! Fast jeder Emder kennt das Bild. Die riesigen Windkraftanlagen, die heute die norddeutsche Küstenlandschaft fressen,  gab es zur Entstehungszeit dieses Bildes noch nicht. Altmeppen ist in seinem großformatigen Gemälde eine beißende Kritik des Landschaftsverbrauchs gelungen und nicht ohne Grund ist sein Werk das „Aufhängerbild“ der Emder Kunsthalle.

Verblüffend ist, dass der Jury der Ostfriesen Zeitung mit dem Fotografen Klaus Ortgies und Mitarbeitern der Redaktion die Tiefe und Aussagekraft des Siegerbildes von Bernd Theeßen aus Hinte  nicht einmal im Ansatz erkannt hat!

In der Begründung der Jury heißt es:

„Theeßen ist es gelungen, das Schauspiel, das ihm die Natur in dem Augenblick geboten hat, festzuhalten….. Außerdem überzeuge der Bildaufbau. Fast mittig befindet sich ein Mensch. Klein, aber trotzdem zu erkennen. Dieser Teil des Motivs macht die von Theeßen fotografierte Weite deutlich….“

…soweit die Laudatio der OZ- Redaktion.

Wer das Wattfoto von Bernd Theeßen jedoch genau betrachtet, bemerkt sofort, dass sich von rechts ein bedrohlicher Störfaktor in die zumindest optisch heile Wattenwelt  in Richtung Bildmitte bewegt und die Augen sofort darauf fixiert werden. Nicht der Bildmittelpunkt bestimmt die Aussagekraft und Tiefe des Bildes, sondern der halbrunde Zugdrachen eines Kitersurfers! Der Kiter ist zwar nicht direkt zu sehen, doch mit seinem Fluggerät präsent. Er schiebt sein Werkzeug mit Urgewalt des Windes quasi ins Bild, er drängt sich dem Betrachter unfreiwillig auf.

Vorbei ist die Romantik und kaputt das von der OZ einseitig betrachtete und hoch gelobte Postkartenidyll. Weg sind die Nahrung suchenden Vögel des Watts, die zur Ebbezeit das Watt bevölkern. So hat Bernd Theeßen „Die Verletzlichkeit des Wattenmeeres“ mit dem kurzen Druck auf den Auslöser auf den Chip gebrannt. Ätzender kann eine Kritik an den Zuständen in diesem Teil des Weltnaturerbes nicht zum Ausdruck kommen.

Den Betrachter durch die Hintertür zu verunsichern und den Focus auf die bedrohte und unmittelbar angrenzende Muschelbank in Campen mit ihren Brut- oder Rastvögeln zu richten, die seit der zunehmenden Kiter Aktivitäten in Upleward und anderswo unter die Räder, oder besser, unter die Lenkdrachen kommt.

Lob und Gratulation vom Wattenrat dem Fotografen Bernd Theeßen! Sein Bild entstand im vergangenen Sommer in Upleward in der Krummhörn/LK Aurich.

Es erstaunt aber, dass der OZ- Jury die Botschaft des Bildes verborgen blieb, ob sie nun bewusst oder unbewusst vom Fotografen beabsichtigt ist. Das Bild an sich setzt die Akzente und verblüfft. Es wäre wünschenswert, dass bei folgenden Einsendungen im Foto- Wettbewerb, zum Thema „Wasser,“ die in Emden zahlreich vertretenen „Bildspezialisten“ der verschiedenen Genres, Film- Fotografie und Malerei, zu Rate gezogen werden.

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