Wasservogeljagd an der Ems: Aufreger wegen Aufkleber

Die Jagd auf Zugvögel in Schutzgebieten, in diesem Falle die Gänsejagd in den EU-Vogelschutzgebieten an der Ems, sorgte sofort nach Beginn am 01. November für Aufregung.

Unbekannte Gänsejagdgegner hatten einen Aufkleber auf ein Informationsschild, das für die Gänse als Zugvögel wirbt, angebracht. Titel: „Vogelmord ist ihr Hobby“. Im angrenzenden Naturschutzgebiet „Petkumer Deichvorland“ wird seit Jahrzehnten von einer Handvoll Wasservogeljäger Jagd auf diese Zugvögel gemacht. Dabei wurden auch in diesem Gebiet nicht jagdbare Wasservögel getötet oder angeschossen. Durch einen einzigen Jäger werden in diesem Schutzgebiet zudem streng geschützte rastende Watvögel, die keine Jagdzeiten haben, großräumig von ihren Rast und Futterplätzen vertrieben.

Begrüßung der gefierten Gäste mit Bleischrot

Ausgerechnet der sog. „Teekwegbeauftragte“ (ein Teekabfuhrweg ist ein Weg zum Abtransport von Treibsel, auch Teek genannt) des Bürgervereins in Petkum, Gerhard Fischer, regte sich nun presseöffentlich über diesen Aufkleber auf: Er nannte ihn „anstößig“. Die viel anstößigere Hobbyjagd auf Zugvögel meinte er damit allerdings nicht.

Gänseschlafplatz im Naturschutzgebiet "Petkumer Deichvorland": Hier wird gejagt!

Ostfriesen Zeitung, Seite 17, 9. November 2012

Streit um Naturschutz geht weiter

Der Bürgerverein Petkum beanstandet Aufkleber gegen die Gänsejagd. Der Grüne Dieter Stolz vermisst hingegen ein Verbotsschild.

EMDEN – Der Petkumer Bürgerverein hat Verunstaltungen einiger Schaubilder an der Aussichtsplattform des Petkumer Siels beanstandet. Auf einige Tafeln seien Aufkleber aufgebracht worden, die in Form eines Verbotsschildes die Silhouette eines auf Gänse schießenden Jägers zeigen- und die Aufschrift „Vogelmord ist ihr Hobby – Stoppt die Gänsejagd!“ tragen. Gerhard Fischer, der Beauftragter des Bürgervereins für den Teekabfuhrweg im Naturschutzgebiet Petkumer Deichvorland ist, hat Naturschützer in Verdacht, die Aufkleber verteilt zu haben. Er hält den Inhalt für „anstößig“. Fischer hat der Stadt nahegelegt, die Aufkleber schnellstens zu beseitigen. Darüber hinaus sollte erwogen werden Anzeige wegen Sachbeschädigung zu erstatten, um solche Aktionen in Zukunft zu verhindern. Unterdessen hat Dieter Stolz, Mitglied der Grünen-Fraktion im Emder Rat, in einem Schreiben an die Stadt beanstandet, dass an einem Tor des Teekabfuhrweges im Petkumer Deichvorland erneut ein Schild demontiert wurde, das auf den Schutzstatus dieses Gebietes und das Betretungsverbot hinweist.[…]

Fischer bemüht sich zusammen mit dem Emder FDP-Politiker Erich Bolinius seit Jahren vehement für die Öffnung des Teekweges im Naturschutzgebiet für den Besucherverkehr, u.a. mit einem Fackelzug. Bolinius penetrante Vorstöße im Emder Rat zur Öffnung des Weges wurden vom OVG Lüneburg gerichtlich aus naturschutzrechtlichen Gründen gestoppt, die Stadt musste sehr viel Steuergeld für den verlorenen Prozess aufbringen.

Foto: privat

Protest gegen die Gänsejagd

Augenscheinlich nimmt Protest gegen die Zugvogeljagd zu. Inzwischen wurden neue selbgebastelte Protestschilder an der Ems gesichtet.

Protest gegen den Vogelmord in Schutzgebieten: Naturschutzgebiet "Petkumer Deichvorland" an der Ems

Wattenrat-Mitarbeiter Eilert Voß steht seit dem 1. November wieder bei jedem Wetter auf „Gänsewacht“ und dokumentiert dort jeden Schuss, die Jagdumstände und die Lichtverhältnisse. Sein neues Markenzeichen ist ein selbstgebasteltes Transparent.

Die erste flügelverletzte Blässgans im Schutzgebiet "Petkumer Deichvorland": 10. Nov. 2012

Die erste flugunfähige Blessgans, die in Niedersachsen in EU-Vogelschutzgebieten keine Jagdzeit hat, wurde von ihm schon im Schutzgebiet beobachtet. Es liegt nahe, dass sie das Opfer einer Verwechselung eines zudem noch schlecht schießenden Wasservogeljägers wurde, eine von vielen in jeder Jagdsaison.

Dieser Beitrag wurde unter Ems, Jagd, Naturschutz abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.