Norderney: gelungene Salzwiesenrenaturierung

Norderney-Ostheller, Renaturierungsfläche im gelben Bereich

Na, geht doch, möchte man sagen. „Aufgrund radikaler Maßnahmen nehmen die Salzwiesen im Inselosten [der Insel Norderney] wieder zu„, schreibt die Lokalpresse. Nein, umgekehrt, „dank“ früherer radikaler Vorlandunterhaltung mit schwerem Gerät ohne Rücksicht auf die natürliche Entwicklung wurden diese Salzwiesen auf Norderney zunächst jahrelang systematisch entwässert, durch  das Bauamt für Küstenschutz und später das Staatliche Amt für Insel und Küstenschutz in Norden, heute Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am selben Ort.

In diesem Bereich wurde die Salzwiese renaturiert

Hier wurde die Salzwiese renaturiert (gelbe Markierung)

Nun wurde ein kleiner Teil dieser maroden Salzwiesen unter der fachlichen Leitung eines Planungsbüros renaturiert, aber nur, weil durch die Kabelanbindung der Offshore-Windparks Kompensationsmittel flossen, die in die Salzwiesenrenaturierung gesteckt wurden. Die FFH-Richtlinie und das Bundesnaturschutzgesetz sehen aber vor, dass Salzwiesen geschützt sind und ihr Erhaltungszustand ohnehin verbessert werden muss, besonders dann, wenn sich die Flächen im Landesbesitz befinden, und zwar ganz ohne Kompensationsgeld aus der Offshore-Industrie.

Salzwiese im Ostheller von Norderney, 2008. Deutlich ist die sog. Meeden-Beet-Struktur mit den Entwässerungsgräben und den dazwischen liegenden entwässerten Parzellen zu erkennen, Luftbild (C): Onno K. Gent

Auf dem Festland sehen die Salzwiesen im Nationalpark Wattenmeer und „Weltnaturerbe“ häufig immer noch völlig desolat aus: entwässert, zu trocken, mit Quecke überwuchert, unattraktiv für Rast- und Brutvögel. Grund sind die drastischen Unterhaltungsmaßnahmen des NLWKN mit einem Kettenfahrzeug zur Entwässerung der Salzwiesen. Auch die eigentlich notwendige extensive und schonene Beweidung wurde eingestellt.

Würden die niedersächsische Politik und die Landesbehörden den gesetzlichen Auftrag ernst nehmen und sich an die für alle EU-Mitgliedstaaten verbindliche FFH-Richtlinie halten, müssten ALLE Salzwiesen im Nationalpark in einen naturnahen Zustand versetzt werden, nicht nur nach jeweiliger Kassenlage durch Kompensationsmittel. Salzwiesen sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz ohnehin geschützte Biotope, ganz ohne den Schutzstatus „Nationalpark“.

Quellerfläche in der Salzwiese Norderneys, 2010, Foto (C): Onno K. Gent

Der nachfolgend erwähnte BUND als „anerkannter Naturschutzverband“ hat ein Engagement zur gesetzlich vorgesehenen Verbesserung der Salzwiesen im gesamten Nationalpark und „Weltnaturebe“ bisher nicht erkennen lassen.

Ostfriesischer Kurier, Norden/NDS, S.9, 27. Sept. 2013

„Die Natur erobert den Boden zurück“
Pilotprojekt Maßnahmen zur Renaturierung im Gebiet Ostheller zeigen bereits Erfolge

Aufgrund radikaler Maßnahmen nehmen die Salzwiesen im Inselosten wieder zu. Norderney/VEL – „Die Maßnahme ist nur zu begrüßen“, sagte Hartmut Andretzke vom Norderneyer BUND, nachdem gestern die Ergebnisse der Ostheller-Renaturierungsarbeiten vorgestellt worden waren. Der Norderneyer Naturschützer Andretzke hat zusammen mit Landschaftsarchitekt Hans-Wilhelm Linders von der Firma Ecoplan in Leer das Monitoring, also die Beobachtung, des Pilotprojekts begleitet, das derzeit im Auftrag der Firma Tennet zur Kompensation der Arbeiten für die Offshore-Anbindung verwirklicht wird.  Die Maßnahme, die 2008 mit Bauarbeiten begann und deren erste Phase mit dem Monitoring jetzt abgeschlossen wird, hat laut Tennet-Projektleiterin Sandra Krätschmer rund 800 000 Euro gekostet. Die Ergebnisse nach Abschluss der ersten Phase und nach dem Monitoring ergab, dass das Ziel erreicht wurde, wie Linders anhand von Luftbildernzeigte: Die Salzwiesen nehmen wieder zu, die artenreiche Salzwiesenvegetation und -fauna wird gefördert. […] Wo früher vor allem Queller und Salzwiesenpflanzen wuchsen, breitete sich die Quecke aus. Die Böden versüßten. Die künstlichen Grüppen und auch die Priele breiteten sich aus und vertieften. Brutvögel mieden das Gebiet. Kontrovers sei zu Beginn diskutiert worden, was zu tun sei, um gezielt die Einflüsse der Kulturmaßnahmen zurückzuführen. Da die Quecke einen trockenen und hohen Boden benötigt, war der Ansatz, den Boden feuchter und salziger zu bekommen. […]

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