Im Januar 2021 berichtete die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover in einer Studie über den Rückgang der Schweinswale (auch Gewöhnlicher Schweinswal oder Kleiner Tümmler, Phocoena phocoena) im Bereich der deutschen Nordsee in den vergangenen zwanzig Jahren (Verlinkungen ganz unten). Die umfangreichen Ergebnisse zeigten, dass der Schweinswalbestand in der deutschen Nordsee jährlich um knapp zwei Prozent schrumpfe.
Vor allem der Rückgang des Bestandes am Sylter Außenriff sei besorgniserregend, da dieses Gebiet ein ausgewiesenes Schutzgebiet für Schweinswale ist. Hier nahm die Anzahl der Meeressäuger jährlich durchschnittlich um 3,8 Prozent ab. Positiv sei, dass der Schweinswalbestand in der südlichen Nordsee gewachsen ist.
Der Offshore-Windpark „Butendiek“ vor Sylt wurde seinerzeit vom Gutachterbüro BioConsult als „verträglich“ mit den FFH-Richtlinien der Europäischen Union begutachtet. Der Inhaber des Büros war damals auch Vorsitzender des NABU Schleswig-Holsteins.
2014 klagte der NABU gegen diesen Windpark wegen der zu erwartenden Umweltschäden und leitete eine EU-Beschwerde in die Wege, merkte aber an:
„Der NABU engagiert sich für eine erfolgreiche naturverträgliche Energiewende im Stromsektor und hält in diesem Rahmen auch einen Ausbau der Offshore-Windkraft für erforderlich. Im Fall Butendiek allerdings unterläuft der Klimaschutz den Naturschutz. Ursache dafür waren Fehler bei Planung und Genehmigung sowie ein fehlendes steuerndes Gesamtkonzept. „
Die Klage gegen das Milliardenprojekt wurde bisher von mehreren Gerichten abgewiesen.
Genauere Ursachen nicht bekannt
Die genaueren Ursachen für den Rückgang der Schweinswale wurden in der Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover nicht untersucht. Vermutet wird aber, dass eine Kombination aus mehreren Faktoren dafür verantwortlich sei. Aufgezählt werden menschengemachte Einflüsse wie Schifffahrt, Fischerei, Offshore-Ölplattformen und Windparks, eine geringere Verfügbarkeit von Beutetieren und veränderte Verbreitungsgebiete der Schweinswale. Dies müsse noch genauer untersucht werden.
2012 wurden an der Westküste Schleswig-Holsteins mehr als 130 Schweinswale tot angetrieben, zur selben Zeit fanden Rammarbeiten für Offshore-Windparks vor der niedersächsischen Küste statt. Keiner der Wale wurde untersucht, obwohl das Meeresschutzabkommen ASCOBANS das vorsieht. 2018 wurden wieder 134 Schweinswale in Schleswig-Holstein angetrieben, auch in der Ostsee sind die Totfunde hoch.
Immerhin, nun wird nach den bekannten enormen Kollisionen von ziehenden Vögeln mit Offshore-Windkraftwerken auch die Offshore-Windenergie als Belastungsfaktor für Wale erwähnt. Nur: Starken Schiffsverkehr und Fischerei gibt es seit Jahrzehnten, der massive Ausbau der Nordsee mit lärmenden Windkraftwerken ist jüngeren Datums. Derzeit stehen ca. 4.500 Windkraftanlagen in der Nordsee, Tendenz stark steigend. In der deutschen „Ausschließlichen Wirtschaftszone“ (AWZ) sind 1.528 Anlagen in Betrieb oder beantragt. Die Europäische Union kündigte im November 2020 im Rahmen des „Green Deals“ an, den Ausbau der Offshore-Windenergie enorm ausweiten zu wollen.
Dubiose Rolle der Umweltverbände
Die Umweltverbände wie Deutsche Umwelthilfe, NABU, BUND oder die Stiftung WWF spielten immer eine dubiose Rolle bei Bewertung von Offshore-Windparks und deren Auswirkungen auf den Artenschutz; auch die vorgebliche Meeresschutzorganisation Greenpeace setzt sich vehement für den Offshore-Windkraftausbau ein. 2014 einigten sich die Verbände in Berlin zusammen mit der Windenergiewirtschaft auf ein „Schallschutzkonzept“ als „Kompromiss“ für Schweinswale: 160 Dezibel in 750 m Entfernung von den Fundament- Rammarbeiten. Nur ist das so laut wie ein Artillerieabschuss in nächster Nähe und hat mit „Schallschutz“ nichts zu tun. In der Realität können auch diese 160 Dezibel nicht eingehalten werden, der Lärmwert liegt wesentlich höher und kann 200 Dezibel überschreiten. Dieser enorme Lärm schädigt die Ortungsorgane der Wale.
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