Der Firmensitz der Meyer Neptun Werft mit Sitz in Rostock zieht um, nach Luxemburg. Diese Meldung schlägt hohe Wellen an der Küste. Es gehe nicht darum, Steuern zu sparen, so der Werft-Pressesprecher Günther Kolbe, man wolle so die „Internationalität“ des Werftenverbunds darstellen, von dort den zentralen Einkauf für die Standorte in Papenburg, Rostock und dem finnischen Turku bündeln und zudem erreichen, dass die Gruppe auch künftig keinen Aufsichtsrat haben werde und damit schnell und flexibel entscheiden könne.
Nach Presseberichten soll der Mutterkonzeren Meyer Neptun GmbH bereits im Dezember 2014 nach Luxemburg umgezogen sein, da entsprechende Handelsregistereinträge auf mindestens zwei Unternehmen der Meyer Werft schließen lassen. Da die Meyer Werft eine GmbH ist, bestünde ein Aufsichtsrat für die Werft aus gleich vielen Anteilseignern und Arbeitnehmern, davon ein leitender Angestellter und zwei oder drei unternehmensunabhängige Vertreter von Gewerkschaften. Ein Aufsichtsrat hat Mitbestimmungs-, Berater- und Kontrollfunktion. Meyer will sich also offensichtlich nicht in die Karten sehen lassen.
Die Meyer Werft lässt in der Rostocker Neptun Werft (und in Danzig) am seeschifftiefen Wasser die Schiffssegmente für die riesigen Kreuzfahrtschiffe bauen. Diese Einzelteile werde über die Ostsee, die Nordsee und die Ems geschleppt und in Papenburg zum fertigen Kreuzfahrtschiff zusammengesetzt. Auf der Rostocker Neptun Werft werden flachgehende Flusskreuzfahrtschiffe gebaut, direkt an der Ostsee.
Dafür, dass die fertig zusammengebauten Musikdampfer von Papenburg durch die enge Ems an die Nordsee überführt werden können, wurde für die Meyer Werft mit Steuergeld ein Ems-“Sperrwerk“ gebaut, das 2002 in Betrieb ging. Das Sperrwerk ist in Wirklichkeit ein Stauwerk, damit die Ems auf die notwendige Überführungshöhe aufgestaut werden kann. Damit das Bauwerk nicht die EU-Kommission auf den Plan rief, wurde das Stauwerk zum Küstenschutz-Sperrwerk umdeklariert. Geschieht der Stau in der Brutzeit, ertrinken die Nester und Jungvögel in den Emsvorländereien, die zu einem EU-Vogelschutzgebiet gehören. Zusätzlich muss die Ems ständig ausgebaggert werden, um die ausreichende Tiefe für die Meyer-Schiffe zu gewährleisten. Diese millionenteuren Unterhaltungskosten bezahlt der Steuerzahler, nicht die Meyer Werft. Durch die ständigen Unterhaltungsarbeiten ist die Ems im Unterlauf zu einem toten Fluss mit enormer Fließgeschwindigkeit, Schlickeintrag und Sauerstoffzehrung verkommen, zu einem „Meyer-Kanal“.
Um den Fluss zu retten, gab es 2009 mit Unterstützung von WWF, BUND und NABU das aberwitzige Projekt, einen echten neuen Kanal parallel zur Ems für die Überführung der Meyer-Schiffe zu baggern. Diese Wiederauflage des sog. „Adolf-Hitler-Kanal“ aus den dreißiger Jahren wurde schließlich nach erheblichen Protesten zu den Akten gelegt. Die Naturschutzverbände kungelten aber weiter mit der Meyer Werft und dem Land Niedersachsen und vereinbarten in einem „Generationenvertrag“ auf 30 Jahre, nicht mehr rechtlich gegen die Werft vorzugehen. Der genaue Vertragstext wird vereinbarungsgemäß unter Verschluss gehalten.
Der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies einigte sich 2014 mit der Geschäftsführung der Meyer Werft, dem Betriebsrat der Werft sowie der IG Metall auf eine zügige Ausformulierung eines Standortsicherungsvertrages für das Unternehmen, mit Garantien des Landes Niedersachsen. 2015 schließlich wurde – wieder zusammen mit WWF, BUND und NABU – vom Land Niedersachsen der „Masterplan Ems“ vorgestellt, der bis 2050 den Fluss sanieren soll. Hintergrund ist die „Wasserrahmenrichtlinie“ der EU-Kommission, die Druck macht, weil die Richtlinie an der Ems nicht eingehalten werden kann. Nur wird der Masterplan den Fluss nicht sanieren können, da weiterhin für die Meyer Werft gebaggert werden muss. Nun sollen ca. 750 Hektar „Ausgleichsflächen“ im weiteren Bereich der Emsumgebung die EU milde stimmen. Bauernverbände haben bereits Widerstand gegen diese Landnahme angekündigt.
Die Ankündigung der Meyer Werft, den Firmensitz nach Luxemburg zu verlegen, löste in Hannover erheblichen Ärger aus, Politik und Gewerkschaften hatten ohne Ankündigung der Werftleitung von den Umzugsplänen erfahren.
Es ist jedoch nur ein Gerücht, dass die Werft nun auch ihre Kreuzfahrtschiffe in Luxemburg bauen und diese mit einem Kanal durch die Ardennen an die Nordsee überführen will…
Ausführliche Berichterstattung in der Rheiderland Zeitung, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion: Rheiderland Zeitung, Weener, 27. Juni 2015 und Rheiderland Zeitung, Weener, 29. Juni 2015