Studie: „Offshore-Windparks sind Rückzugsräume für Schweinswale in der deutschen Nordsee“

Illustrationsidee: Wattenrat, erstellt mit „Sora AI“ am 14. Juni 2025

Das Planungsbüro BioConsult SH stellte im Mai 2025 diese Studie vor: „Wie wirken sich Offshore-Windparks auf die Bestände der Schweinswale aus?“ Im Auftrag des Bundesverbands Windenergie Offshore e.V. werteten wir gemeinsam mit dem Büro IBL Umweltplanung Daten zum Schweinswalvorkommen und den Effekten von Offshore-Windparks in der Deutschen Bucht zwischen 2009 und 2023 aus. Die Daten stammen von ausgebrachten Messgeräten, die die Klicklaute von Schweinswalen aufzeichnen. […]

Es zeigte sich, dass die Gesamtentwicklung der Schweinswalpopulation innerhalb der Deutschen Bucht über die Untersuchungsjahre hinweg stabil blieb. Es kam es jedoch zu einer regionalen Verschiebung der Schweinswal-Habitatnutzung, welche durch eine veränderte Nahrungsverfügbarkeit verursacht worden sein könnte. Zudem wurden signifikant höhere Detektionsrate innerhalb der Offshore-Windparks festgestellt, verglichen mit den Detektionsraten in Bereichen bis zu 2,5 km außerhalb der Windparks. Dementsprechend scheinen in Betrieb befindliche Windparks Schweinswale eher anzuziehen als abzuschrecken. „

Die Auftraggeber

Diese Studie wurde zusammen mit ibi-Umweltplanung erstellt. Dies sind die „Funding Partners“, also die Geldgeber:
Funding partners:
1. BP AEIL
2. Iberdrola
3. Ørsted
4. OWP Gennaker GmbH
5. RWE Offshore Wind GmbH
6. Shell
7. TenneT Offshore GmbH
8. Vattenfall Vindkraft AB

Client:
9. BWO e.V.
Scientific partners:
10. DanTysk Sandbank Offshore Wind GmbH & Co. KG
11. EnBW Hohe See GmbH & Co. KG
12. EnBW Albatros GmbH & Co. KG
13. Infrastruktur Windkraftwerk Borkum GmbH & Co. KG
14. Northland Deutsche Bucht GmbH
15. Ocean Breeze Energy GmbH & Co. KG
16. OWP Butendiek GmbH & Co. KG
17. Trianel Windkraftwerk Borkum GmbH & Co. KG
18. Trianel Windkraftwerk Borkum II GmbH & Co. KG
19. UMBO GmbH
20. Veja Mate Offshore Project GmbH
21. WindMW GmbH

Die Branche griff die Studie auf

Die Branche griff die Studie dankbar auf. Das „Windkraftjournal“ macht daraus: „Offshore-Wind und Artenschutz vereinbar

Auch Franz Alt, der Dauerprediger der „Erneuerbaren“ („Sonne und Wind schicken keine Rechnung“ – dafür aber die Energieversorgungsunternehmen) verlinkte auf die Studie, mit dem Satz Offshore-Windparks sind Rückzugsräume für Schweinswale in der deutschen Nordsee“.

Steile These

Dass aber lärmende Windkraftanlagen „Schweinswale anziehen“ ist eine steile These, der Schall im Betrieb verbreitet sich sehr weit im Wasser. Die Frage ist auch, bei welchen Windverhältnissen gemessen wurde – oder, nicht ganz ernst gemeint, was sich die Schweinswale mit ihren Klicklauten in den Windparks zu sagen hatten.

Das immer wieder angeführte Argument, Windkraftfundamente würde sich wegen der Ansiedlung von Muscheln und anderen Organismen positiv auf das Ökosystem auswirken, ist nur interessengeleiteter Vorwand: Es liegen bereits abertausende Schiffs- oder Flugzeugwracks auf dem Grund der Nordsee, die längst besiedelt sind.

Kann man nun daraus schließen, dass mehr Offshore-Windenergie zum Schutz der Schweinswale nötig ist?

Die verlärmte Nordsee

Fakt ist, dass Schweinswale mit ihrem empfindlichen Ortungsorganen unter dem enormen Lärm der Rammarbeiten für Windkraftfundamente mit z.T. mehr als 200dB leiden. Die Eigenschwingungen der Windkraftanlagen erzeugen im Betrieb tieffrequenten Dauerlärm. Der Schweinswalbestand ist auch nicht „stabil“, die Anzahl ist rückläufig.

Der Windkraftlärm entsteht zusätzlich zur Verlärmung durch den Schiffsbetrieb, Unterwassersonar der Marine, durch den Betrieb von Bohrinseln oder durch Schallkanonen zur Erdgasexploration.

Ein „alter Bekannter“: Dr. Georg Nehls von BioConsult SH

Der Geschäftsführer von BioConsult SH, Dr. Georg Nehls, fiel schon 2002 in der Naturschutzszene mit einem Gutachten im Rahmen des Genehmigungsverfahrens für den Windpark „Butendiek“ auf. Er bewertete damals die Eingriffsfolgen in der Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) und der Verträglichkeitsprüfung für das potenzielle EU-Natura-2000-Gebiet als „nicht erheblich“. Auftraggeber war die „Offshore-Bürger-Windpark-Butendiek GmbH & Co. KG“.

Vor Sylt halten sich in diesem Gebiet Seetaucher (Sterntaucher) und Schweinswale auf. Dr. Nehls war damals auch der stellvertretende Vorsitzende des Naturschutzverbandes NABU-Schleswig-Holstein, der, anders als Dr. Nehls, parallel erhebliche Kritik an dem Vorhaben anmeldete! Mehr im Archiv des Wattenrats aus 2002 hier und hier aus 2014: Offshore-Windpark „Butendiek“: zweimal NABU“.

Ob demnächst eine Studie der Windenergiewirtschaft folgt, die die Harmlosigkeit von Offshore-Windkraftanlagen für Zugvögel beweist? Oder die Erde tatsächlich eine Scheibe ist? 

Die Studie ist hier abrufbar:  BWO_Studie-Harbour-porpoise-trends-and-offshore-wind-farm-effects-in-the-German-Bight-North-Sea

 

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