Der Wind“park“ Alpha Ventus vor Borkum ist seit einem Jahr fertiggestellt, mit vielen Pannen, und die Betreiber feiern sich. Die Presse feiert mit und übernimmt überwiegend unkritisch die Zeilen der PR-Abteilung. Sogar „freundlich zu Natur“ soll das Windturbinenfeld iin der Nordsee vor Borkum sein: Es hätten sich Muscheln und Krebse an den Fundamenten angesiedelt! Bemerkenswert: Das geschieht auf jedem Schiffswrack und jeder Ölbohrinsel und ist kein Beweis für die immer wieder vorgeschobene Umweltfreundlichkeit der Windenergie, im Gegenteil, für ziehende Vögel zu bestimmten Zeiten können die Riesenpropeller ein Massaker unter Zugvögeln anrichten. Zudem sind die Anlagen im Meer künstliche Riffe, auf die Schiffe auflaufen können. Das Gedächtnis der PR-Abteilung (und der geneigten Presse) ist kurz: Im Sommer 2008 ließ E.ON für die Kabelarbeiten zur Netzanbindung das Watt zwischen Norderney und Hilgenriedersiel/LK Aurich umpflügen, mit erheblichen Schäden im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.
Gelobt wird „das gemeinsame Engagement von Politik und Genehmigungsbehörden, von Anlagenherstellern, Lieferanten“, was nichts anderes heißt, dass Umwelt- und Naturschutzbelange wie gewohnt den wirtschaftlichen Interessen und Erwartungen untergeordnet und“weggewogen“ wurden. Und Jörg Kuhbier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Offshore-Windenergie, gratulierte mit folgenden Worten: „Die Politik ist gefordert, durch geeignete Maßnahmen die dynamische Entwicklung in dieser jungen Branche zu unterstützen und damit zu einer Stärkung des Wirtschaftsstandortes Deutschland und seiner maritimen Industrie beizutragen.“ Rechtsanwalt Kuhbier ist selbst Teil der politischen Klasse. Er war Umweltsenator in Hamburg, bis 2000 Landesvorsitzender der SPD in Hamburg und ist stellvertretender Richter am Hamburger Verfassungsgericht.
Auch „fürs Klima“ sollen die Windkraftanlagen gut sein, schreiben die Betreiber. Für welches Klima? Nur für das Klima auf den Geschäftskonten! Die Windkraftanlagen verändern weder das Wetter noch den statistischen Wert des Klimas nach 30 Jahren Wetteraufzeichnung. Allein das Kleinklima im Bereich der Windkraftanlagen kann durch die Druckunterschiede und den veränderten Luftaustausch vor und hinter den Rotoren in der Tat verändert werden. Die Öffentlichkeit wird mit der gewaltig eingespeisten Arbeitsleistung der Windkraft geblendet. Verschwiegen wird, dass auch auf See der Wind nur sehr unregelmäßig weht und die Anlagen ohne ein stabiles Stromnetz, das nur von den Wärmekraftwerken erzeugt wird, gar nicht in das Netz einspeisen können. Für die notwendige Regelenergie muss pro eingespeistes Megawatt als Faustregel ein Megawatt an Regelenergie aus Wärmekraftwerken vorgehalten werden. Der Geschäftsführer der „Deutschen Offshore-Testfeld und Infrastruktur-GmbH & Co. KG“ (DOTI) brachte dies bereits auf den Punkt: «Für jedes Megawatt Windstrom muss auch ein Megawatt an Land als Ausgleich bereit stehen» (dpa/lni vom 27. April 2010), dieser Satz wurde in den Medien überwiegend unterschlagen. Die Windkraftwerke sind also eine Additiv- und keine Alternativenergie, und das wird in der Öffentlichkeit stets verschwiegen. Die Grafiken der Ganglinien des Offshore-„Parks“ Alpha Ventus beweisen, dass diese gigantische Anlage zeitweise nicht eine einzige Glühlampe erleuchten kann und für eine verlässliche und bedarfsgerechte Stromversorgung völlig ungeeignet ist. Prof. Dr.-Ing. Helmut Alt aus Aachen hat in einem Leserbrief an „Die Welt“ für die tatsächliche Erleuchtung gesorgt; seinen ernüchternden Beitrag zur Alpha-Ventus-Euphorie mit den Grafiken der Ganglinien veröffentlichen wir hier: Windpark_ Alpha Ventus_Prof_Alt_Welt_18Nov2010.
Alpha Ventus: Pressemitteilung vom 16. November 2010
Das deutsche Offshore-Zeitalter geht ins zweite Jahr – zwölf Monate Betriebserfahrungen mit alpha ventus
Heute vor einem Jahr wurde die letzte der zwölf Turbinen von alpha ventus errichtet, Deutschlands erstem Offshore-Windpark. Seit der sukzessiven Inbetriebnahme der Turbinen hat das Offshore-Testfeld rund 170 Gigawattstunden klimafreundlichen Strom eingespeist und bereits jetzt eine ausgeglichene Ökobilanz vorzuweisen.
[…] Dass die klimafreundlichen Offshore-Windparks sich durchaus freundlich zur Natur im Meer verhalten, zeigen erste Erkenntnisse der umfangreichen ökologischen Begleitforschung von alpha ventus. An den Fundamenten haben sich „Riffarten“ wie Muscheln, Seeanemonen, Krebse und Krabben angesiedelt und es herrscht Fischereiverbot. Weitere Untersuchungen sollen zeigen, ob Schweinswale das Windparkgebiet zukünftig als Lebensraum nutzen. Georg Friedrichs, Geschäftsführer der Vattenfall Europe Windkraft GmbH: „Bei alpha ventus haben wir technische Lösungen zum Schallschutz bei den Rammarbeiten erprobt. Diese müssen für künftige Windparks noch weiter entwickelt werden, eine Herausforderung wird dabei die Einpassung in die Errichtungslogistik sein.“ Friedrichs betonte die konstruktive Zusammenarbeit von Politik, Genehmigungsbehörden, Umweltschutz und maritimer Wirtschaft bei alpha ventus. Derselbe pragmatische Ansatz müsse für die jetzt entstehenden Regularien zum Bau weiterer Offshore-Windparks verfolgt werden. Fast 30 seien in Nord- und Ostsee genehmigt, seit vielen Jahren in der Planung allerdings nur zum kleinen Teil tatsächlich vor Baubeginn. In der Risikobranche Offshore komme es nur auf Planungssicherheit an. Auch bei der Weiterentwicklung des Ordnungsrahmens müsse das Ziel im Auge behalten werden, der Branche mit den ersten 5.000 Offshore-Megawatt zum Durchbruch zu verhelfen.
Jörg Kuhbier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Offshore-Windenergie, gratuliert allen Beteiligten zum ersten Jahrestag der Errichtung aller zwölf Windenergieanlagen von alpha ventus. „Dieser Meilenstein in der weiteren Entwicklung der Offshore-Windenergie in Deutschland und Europa wäre ohne das gemeinsame Engagement von Politik und Genehmigungsbehörden, von Anlagenherstellern, Lieferanten, des Netzbetreibers sowie vom Betreiberkonsortium DOTI nicht möglich gewesen.“ Die Stiftung habe dazu ihren Beitrag geleistet und werde sich dafür einsetzen, dass die Erfahrungen aus dem Testfeld in die weiteren kommerziellen Offshore-Projekte vor der deutschen Nord- und Ostseeküste einfließen. „Die Politik ist gefordert, durch geeignete Maßnahmen die dynamische Entwicklung in dieser jungen Branche zu unterstützen und damit zu einer Stärkung des Wirtschaftsstandortes Deutschland und seiner maritimen Industrie beizutragen“, so Jörg Kuhbier abschließend.
Als schönstes Geburtstagsgeschenk wertet das Betreiberkonsortium die positive Ökobilanz des Pilotprojekts. Laut einer Studie hat alpha ventus im Testbetrieb schon mehr Energie erzeugt, als für seine Errichtung an konventioneller Energie aufgewendet wurde. Studienautor, Prof. Dr. Hermann-Josef Wagner vom Lehrstuhl Energiesysteme und Energiewirtschaft der Ruhr-Universität Bochum: „Selbst unter Berücksichtigung aller erforderlichen Energie- und Materialaufwendungen für die Herstellung, den Betrieb und den späteren Rückbau wird die Kilowattstunde Elektrizität im Offshore-Windpark wesentlich umweltfreundlicher erzeugt, als es bei dem übrigen Strommix der Fall ist, der zur Zeit aus der Steckdose kommt.“