Meyer Werft: AIDAmar: schwarzer Rauch über der Ems

 

Spaßdampfer AIDAmar, ohne Umweltplakette durch die Ems

Die Papenburger Meyer Werft dockte erneut einen riesigen Luxusdampfer aus, die AIDAmar. Das gigantische Kreuzfahrtschiff wird voraussichtlich in der Nacht am 13. April 2012 durch die viel zu kleine Ems an die Küste überführt werden. Damit das Schiff überhaupt in das Flussbett passt, muss die Ems nicht nur ständig ausgebaggert, sondern wieder mit dem Stauwerk in Gandersum bei Emden aufgestaut werden. Im April hat aber bereits die Brutzeit begonnen. Die Außendeichsbereiche der Ems werden also wieder absaufen, mit Ihnen ungezählte Bruten von geschützten Vogelarten, unter ihnen Blaukehlchen, Kiebitze, Uferschnepfen oder Weißwangengänse. Die so gefluteten Uferbereiche gehören zu einem EU-Vogelschutzgebiet.

Die öffentliche Wahrnehmung sieht dann  nur wieder das große Luxusschiff, tausende Besucher werden wieder die Ems säumen, wieder verbotenerweise die Naturschutzgebiete betreten, um  das Schiff vorbeigleiten zu sehen. Die vernichteten Bruten werden wieder einmal kaum ein Thema sein, weder für die EU-Kommission noch für die Jubelpresse. Diesmal wollen die „großen“ Naturschutzverbände wie NABU, BUND oder WWF auch mit protestieren, ein kleines bisschen, mit einem Spruchband und folgendem geplanten Text: „Ems sanieren statt Umweltauflagen streichen!“.  Glaubwürdiger wären die Naturschutzverbände, wenn auf dem Transparent  „Meyer an die Küste“ stünde; nur dort gehör eine Werft hin, die dieses riesigen Schiffe zusammensetzt. Die einzelnen großen Schiffssektionen werden ohnehin schon in Rostock-Warnemünde  auf der Neptun-Werft am seeschifftiefen Wasser vorgefertigt, dann über die Ostsee, den Nord-Ostsee-Kanal, die Nordsee und über die Ems nach Papenburg geschleppt, um hier zu den großen Schiffen zusammengeschweißt und hinterher als fertiges Schiff wieder durch die Ems an die Nordsee geschleppt zu werden.  Und in Rostock, am Meer, werden Flusskreuzfahrtschiffe gebaut; Schilda liegt an der Ems!

Schwarzer Rauch über der Ems: noch keine neuer Werft-Standort gewählt

Noch im Mai 2009 hatten die Verbände eine Klage beim Verwaltungsgericht Oldenburg gegen den damaligen Sommerstau für die „Celebrity Equinox“ eingereicht, diese aber schon im Juni 2009 wieder zurückgezogen. Anschließend kungelten die Funktionäre der Verbände mit dem Land Niedersachsen und der Meyer Werft hinter verschlossenen Türen und schlossen für 30 Jahre den „Generationenvertrag“ für weitere Überführungen von Meyer Schiffen über die kleine Ems; was darin genau festgeschrieben ist, wissen noch nicht einmal die BUND- und NABU-Mitglieder vor Ort. Immerhin, der Kreisverband Leer des NABU hat diesmal einen Offenen Brief verfasst und auf die Gefährdung des EU-Vogelschutzgebietes hingewiesen. Nur nützen wird auch dies nichts. Eine Werft, die solche Schiffe baut, gehört an die Küste, nicht ins Binnenland. Die ständigen Verstöße der EU-Vogelschutzrichtlinie an der Ems müssten eigentlich von der EU-Kommission verfolgt werden, bisher ist die Richtlinie nur bedrucktes Papier geblieben. Hier würde sich ein glaubwürdigeres Betätigungsfeld für die „anerkannten“ Naturschutzverbände auftun! Das schändliche Ritual der Schiffsüberführungen mit den Zerstörungen der Bruten an der Ems wird sich noch einige Jahre wiederholen, die Proteste werden wieder kaum gehört verhallen. Die Spaßgesellschaft wird durch die Größe des Luxusschiffes geblendet sein. Die Glaubwürdigkeit der EU-Kommission und die Einhaltung verbindlichen EU-Rechts werden mit jeder neuen Schiffsüberführung aufs neue erschüttert.       

Links:

Fotodokumentation Sommerstau 2009, Überführung der „Celebrity Equinox“

Die See-Schwäche des Norddeutschen Rundfunks

Faz-Blog: See-Schwäche auf allen Kanälen: Wie das Fernsehen der Kreuzfahrtindustrie verfiel

 

NABU    Kreisgruppe Leer

Absender: Dr. Klaus Gerdes,     

Mozartstr. 20,

26789 Leer

e-mail: aundkgerdes@ewetel.net                                                                                                                                                                       Leer, den 4.04.2012

Offener Brief

Herrn Dr. Stefan Birkner,

Umweltminister des Landes Niedersachsen, Archivstr. 2, 30169 Hannover

 Herrn Bernhard Bramlage, Landrat des Landkreises Leer, Bergmannstr. 37, 26789 Leer               

Herrn Bernard. Meyer, Meyerwerft, Industriegebiet Süd 1, 26855 Papenburg   

Sehr geehrte Herren! 

Überführung der AidaMar im April ist eine Katastrophe!

Mit großem Pomp wird Mitte April die Überführung der AidaMar gefeiert. Wieder muss die Ems gestaut werden – mit Überschwemmung fast aller Vorländer!! – und das mitten in der Brutzeit! Erste Küken werden ertränkt werden. Zeitlich so ungünstig für die Vogelwelt ist noch nie in der gesamten Praxis der Überführungen von Kreuzfahrtschiffen verfahren worden.

Bis Mitte April haben Kiebitze, die vom Aussterben bedrohte Uferschnepfe, Arten, die als Bodenbrüter hoch gefährdet sind, sowie viele Blaukehlchen Gelege. Auch die Gelege der unter Schutz stehenden Weißwangengänse werden von den Wasserströmungen fortgeschwemmt wie bereits bei einer früheren Überführung geschehen. All dies geschieht in sogenannten Naturschutzgebieten. Verluste werden von offizieller Seite noch nicht einmal kontrolliert geschweige denn dokumentiert.

Hunde dürfen während der Brut- und Setzzeit nicht ungeleint umherlaufen, aber an der Ems wird von Menschen mit behördlicher Genehmigung ein Massenmord begangen! So wird mit zweierlei Maß gemessen, wie es schlimmer nicht praktiziert werden kann. Umweltminister Birkner verkündete kürzlich öffentlich, dass wir uns alle für die Erhaltung der Artenvielfalt einsetzen müssen. Dafür stehen sogar Millionenbeträge bereit. Diese Forderung und Pflicht wird von der Meyer Werft und den Genehmigungsbehörden wie zum Hohn rücksichtslos in übelster Weise zunichte gemacht. An der Ems wird mit behördlicher Genehmigung ein Massensterben in Kauf genommen!

Dringend erforderlich ist, die Ems während der Brut- und Aufzuchtszeit von Mitte März bis Ende Juli nicht zu stauen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                      K. Gerdes

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