Kreuzfahrtschiff „ARVIA“ der Meyer Werft überführt

05. Nov. 2022: Die ARVIA auf der Ems zwischen Oldersum und Gandersum. Die Ems-Vorländereien (unten im Bild) wurden durch den Aufstau der Ems überflutet. Brutvögel in diesem EU-Vogelschutzgebiet kamen diesmal nicht zu Schaden, weil die Überführung außerhalb der Brutzeit stattfand. Foto (C): Eilert Voß/Wattenrat

Und wieder ein neuer Meyer-Dampfer, der von Papenburg über die enge Ems ans seeschifftiefe Wasser der Nordsee in Eemshaven/NL geschleppt wurde: Das Kreuzfahrtschiff ARVIA, das nach den nun folgenden technischen und nautischen Erprobungen an die britische Reederei P&O Cruises abgeliefert wird. Die ARVIA ist das Schwesterschiff der 2020 in Dienst gestellten IONA. Der Musikdampfer verfügt über 2.614 Kabinen für 5.200 Passagiere. Ob eine Kreuzfahrt mit diesem Dichtestress im schwimmenden Freizeitpark ein reines Vergnügen ist, sei dahingestellt; wer´s mag, mag´s mögen.

Ein Vergnügen war die Ems-Überführung des Schiffes für unseren Mitarbeiter Eilert Voß sicher nicht. Er befindet sich seit Anfang November – wie seit vielen Jahren- wieder bei jedem Wetter auf der „Gänsewacht“ in Petkum, um das dortige Jagd- und Störungsgeschehen im Vogelschutzgebiet „Petkumer Deichvorland“ an der Ems zu dokumentieren; seinen aktuellen Gänsewachtbericht werden wir hier später veröffentlichen.

Hier seine Beobachtungen zur Überführungen der ARVIA:

05. Nov. 2022

15:35 Uhr: Fähranleger/Sielgebäude; Beobachtung des Stareneinflugs. Gegen 15:40 Uhr ist das neueste Kreuzfahrtschiff der Papenburger Meyerwerft im Südosten sichtbar: der stählerne Plattenbau nähert sich dem geschlossenen Stauwehr in Gandersum. Auf dem Fährparkplatz u. der Fährstraße parken 5 Wohnmobile mit Autokennzeichen BOR, TE, EL, JE u. GNT.

Die ARVIA passiert mit Schlepperhilfe das Ems-Stauwerk in Gandersum – Foto (C): Eilert Voß/Wattenrat

19:20 Uhr: Gandersum/Leeraner Straße; auf mindestens 1 km Länge parken unzählige Pkw auf einem Radweg und behindern die Nutzung für Radler und Fußgänger. Ein übliches Spektakel, wenn Meyers Spaßdampfer durchs Sperrwerk gezogen werden.

Gafferkolonnen versperren die Zufahrtswege in Gandersum – Foto (C): Eilert Voß/Wattenrat

Hunderte Schaulustige stehen mit Kind und Kegel zwischen Oldersum und Gandersum auf dem Emsdeich. Ein bestialischer Gestank aus Abgasrohren von sechs See- und Hafenschleppern verpesten die Luft und wird direkt in die Nasen und Lungen der Gaffer getragen. Es gehört schon ein riesiges Maß Ignoranz dazu, diesen in der Regel an Wochenenden stattfindenden Werbespektakeln der Kreuzfahrtindustrien zu folgen und keine Mühen zu scheuen, dafür aus Sachsen, Thüringen, Dortmund oder Bayern anzureisen.

Gänse auf der Flucht vor dem ARVIA-Überführungsspektakel, Stauwerk Gandersum – Foto (C): Eilert Voß/Wattenrat

Der Wattenrat begleitet die Überführung der Riesenschiffe seit Jahren zu Lande und ab und zu mit Protestbannern auf dem Wasser. Hier ein Link zu einem „Meyer-Pott“, für den die Ems inmitten der Brutzeit mehr als einen Meter höher als das normale Hochwasser, aufgestaut wurde. Unzählige Gelege von Wasservögeln wurden vernichtet und keine Mitarbeiter in Genehmigungsbehörden [Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, NLWKN] wurde dafür zur Rechenschaft gezogen, oder gar bestraft.“

ARVIA: der „schwimmende Plattenbau“ illuminiert auf der Ems – Foto (C): Eilert Voß/Wattenrat

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