Ems: Schiffsüberführung „Disney Dream“: Wattenrat „Spaßbremse“!

Unseren Leserinnen und Lesern zur Kenntnis:

Der Wecker, Landkreis Leer, S. 4, 01. Dez. 2010

Die CDU im Kreis Leer weist Kritik der Grünen am Feuerwerk während der Schiffüberführung auf der Ems zurück.

LEER. Als „ökologische Spaßbremse auf höchstem Niveau“ bezeichnet Horst Lutze, Sprecher der Kreis-CDU, den Wattenrat Ost-Friesland und die Grünen im Landkreis Leer. Hintergrund: Der Wattenrat hatte Strafanzeige erstattet, weil bei der Überführung des Meyer-Schiffes„Disney Dream“ in Höhe eines Naturschutzgebiete ein Feuerwerk abgebrannt worden war.

Die Grünen hatten Fragen an den Landkreis angekündigt (der „Wecker“ berichtete). Vorstandsmitglied MechthildTammenga will wissen, ob und in welchen Bereichen der Landkreis das Zünden von Feuerwerken und das Abspielen von Musik im Emsgebiet genehmigt hat. „Der Naturschutz in allen Ehren“, erklärt Lutze, „aber das berechtigte Interesse der Meyer Werft, des Bestellers desSchiffes und der Stolz der Werft-Mitarbeiter, die hier etwas Großartiges für die Region geleistet haben, sollte nicht durchparteipolitisch motivierte Taktierereien nachträglich abgewertet werden.“ Niemand habe Schaden an diesem Feuerwerk genommen. Weder Mensch, Natur, Tier und auch nicht die Wattwürmer, so Lutze.
„Alle vernünftigen Bürger in diesem Landkreis haben sich gefreut,wieder eine Leistungsschau modernster Schifftechnologie hautnahmiterleben zu dürfen.“ Lutze verweist darauf, dass  die bekannten NDR-Shows nahe der Werft mit abschließendem Feuerwerk bei den sendungsbewußten Ökologen noch nie zu Verkrampfungen geführt hätten.Im Gegenteil: „Auch die Naturschützer waren aktive Gäste jederPop-Shows, weil der Spaßcharakter natürlich an dieser Stelle für jedermann persönlich garantiert war“.

Bei der „Disney Dream“ komme es aber nach Lutze bei den Grünen und dem Wattenrat eher zu einer anderen Reflexion: „Hier begegnen wir einem Schiff, das aus dem Mutterland des Spätkapitalismus geordert wurde und nun unsere schöne Heimat umweltunverträglich belaste. Mit einer pyrotechnischen Aufführung!“„Peinlicher geht’s nun nimmer“, stellt Lutze fest. -edb

Eine Entgegnung von Manfred Knake:

Da hat er sich ja entlarvt, der christlich-heimattümelnde Demokrat und Pressesprecher der CDU des Landkreises Leer, Horst Lutze! Er äußerte sich öffentlich (s.o.) zur Ordnungswidrigkeitsanzeige (nicht Strafanzeige!) des Wattenrates gegen die Meyer Werft anlässlich des Zündens eines Feuerwerks in einem Naturschutz- und EU-Vogelschutzgebiet an der Ems während der Überführung des Meyer-Kreuzfahrtschiffes „Disney Dream“.

Ist der Mann nur Pressesprecher der CDU oder auch noch der Meyer Werft in Papenburg? Oder ist das schon identisch und er Teil des christlich-politisch-industriellen Ems-Komplexes, der beharrlich-rektoskopisch im Gedärm von Werftchef Meyer agiert? Macht Euch die Ems gemeinsam untertan!

Offensichtlich verwechselt Herr Lutze die Ems mit einem Freizeitpark, auf der alle Belustigungen in einem rechtsfreien Raum geschehen dürfen, wenn nur „Meyer“ draufsteht. „Alle vernünftigen Bürger in diesem Landkreis haben sich gefreut, wieder eine Leistungsschau modernster Schifftechnologie hautnah miterleben zu dürfen“, so Herr Lutze. Im Umkehrschluss müssten also alle Kritiker des Meyer Werft-Standortes mindestens unvernünftig sein. Aber auch ein Herr Lutze hat zur Kenntnis zu nehmen, dass die Ems ein herausragendes Rastgebiet für Zugvögel ist, die während der nächtlichen Schiffsüberführung in den Randbereichen der Ems zu abertausenden in ihren Schutzgebieten schliefen oder auf Nahrungssuche waren und in die Dunkelheit verscheucht wurden. Die Arten muss man nicht im Detail kennen, und dass die Wattwürmer keine Augen und Ohren zur Wahrnehmung haben, ist hier bekannt.

Man sollte und muss aber die Schutzbestimmungen respektieren. Das Verwaltungsgericht Oldenburg hat dazu gerade geurteilt und eine Klage von Meyer und dem Landkreis Leer gegen die Ausdehnung der Unterschutzstellung der Ems abgewiesen wurde, diesen Schuss hat Herr Lutze nicht vernommen. Mit „Ehre“ hat Naturschutz wenig zu tun. Es gibt aber Naturschutzgesetze, eine Naturschutzverordnung für das Gebiet und eine EU-Vogelschutzrichtlinie, die in diesem Gebiet Gültigkeit haben und die auch nicht durch eine Schiffsüberführung außer Kraft gesetzt werden. Ein „berechtigtes Interesse“ und ein Lex Meyer gibt es nur in den Köpfen einiger Politiker und Verwaltungsbeamten. Das Stören oder Vertreiben dieser Tiere (und die gehören fraglos mit zur „Heimat“!) in ihren Schutzgebieten ist schlichtweg verboten und kann mit einem Ordnungsgeld belegt werden; nur kommt erschwerend dazu, dass der zuständige Landkreis Leer als Untere Naturschutzbehörde diesen „Spaß“ in vorauseilendem Gehorsam genehmigt hat. Da sieht sich der Wattenrat gerne als notwendige „Spaßbremse“ der Meyer-Spaßgesellschaft, wenn man als Politiker nicht selbst drauf kommt.

Für die Meyer Werft aber wird von willfähriger Politik und Verwaltung alles durchgewunken und gerechtfertigt, was der Ems schadet und Meyer nützt, überwiegend zu Lasten der Steuerzahler. Auf „einem Schiff, das aus dem Mutterland des Spätkapitalismus geordert wurde“ (O-Ton-Lutze) hat genauso wenig ein Feuerwerk in einem Schutzgebiet stattzufinden wie auf einem Paddelboot aus heimischem Auftrag, auch dann hätte der Wattenrat eine Anzeige erstattet; Lutzes Gehirnakrobatik ist groteskt.

Nehmen wir mal an, der christliche Herr Lutze führe ein nagelneues Auto der Oberklasse und freute sich so darüber, dass er daraufhin „aus Spaß“ über alle rote Ampeln fährt, weil der Autobauer „etwas Großartiges geleistet hat“? Das durften nicht mal Berufschristen aus der Chefetage, auch nicht nüchtern. Ein Tipp für Herrn Lutze: Wenn man keine Ahnung hat, sollte man einfach nur den Mund halten. Ihm ist mit seinen Worten zuzustimmen: „Peinlicher geht´s nimmer!“

Wattenrat-Leser Werner H. aus D. hat das mit seinem Bildkommentar, zweifellos etwas überspitzt, aber dennoch treffend, auf den Punkt gebracht. Auch ohne Alkohol kann man besoffen sein, der Anblick eines Schiffes reicht einigen Zeitgenossen schon.

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