
Positionspapier, ohne Datum. Anfang Mai 2025 von vielen Medien übernommen.
Die Umweltverbände („Die in der niedersächsischen Wattenmeerkoordination engagierten Umwelt- und Naturschutzorganisationen“) – von deren „koordiniertem Engagement“ im Wattenmeer bisher jedoch wenig zu hören war – haben etwas gemerkt: Kabeltrassen für die Offshore-Anbindung sind schädlich für das Großschutzgebiet Wattenmeer.
Ihre Pressemitteilung wurde bundesweit von vielen Medien verbreitet. Spät kommen sie, die Verbände, zu spät, schaulaufen für die Medien? Derzeit gibt es ca. 30 Windparks in der Nordsee, ist das diesen Umweltverbänden entgangen?
Zudem will der BUND (als Naturschutzverband!) die „erneuerbaren Energien beschleunigen und entfesseln“, so der ehemalige Verbandsvorsitzende Prof. Huber Weiger in einem Tweet des Bundesverbandes Windenergie (BWE).
Die sog. „ Energiewende“ mit der Industrialisierung der Nordsee (und Ostsee) mit Windparks wird von den Umweltverbänden befürwortet, „naturverträglich“, aber bitte ohne Anschlusskabel durch das Wattenmeer? Wie soll das gehen? Es gibt keine „naturverträgliche Windenergienutzung“, ein inhaltsleeres Wieselwort.
Zitat aus der aktuellen Pressemitteilung der Umweltverbände„:…erkennen ausdrücklich an, dass der Ausbau der Offshore-Windenergie ein wichtiger Beitrag zur notwendigen Energiewende ist. Sie haben aber Zweifel, ob das sehr hoch gesteckte Ausbauziel in dieser Form auf nachhaltige und naturverträgliche Weise erreichbar ist. Mit Blick auf die zunehmend diskutierten Abschattungseffekte zwischen den Windenergieanlagen bestehen auch Zweifel, dass das Ausbauziel für die deutsche AWZ in der Nordsee technisch realisierbar ist. […] …fordern ein stärker koordiniertes und schrittweises Vorgehen mit begleitendem Monitoring bei der Planung und dem Ausbau von Offshore-Anlagen mit dem klaren Ziel, sie mit dem Schutz des Wattenmeeres in Einklang zu bringen und kumulative Umweltauswirkungen mit anderen Aktivitäten zu vermeiden.“
Und das, wie oben geschrieben, nach 30 Windparks in der Nordsee!
Zu kurz gesprungen
Sind das die einzigen Zweifel der Umweltverbände? Was ist mit dem Baulärm und den Auswirkungen auf die empfindlichen Orientierungsorgane von Schweinswalen, was ist mit der enormen Kollisionsgefährdung für Zugvögel über See, von Kleinvögeln bis zu Gänsen, die auch bei abgeschalteten Windkraftanlagen mit den Masten oder Rotoren kollidieren können. Was ist mit der Kollisionsgefährdung durch Schiffe, im schlimmsten Falle Öltanker? Windkraft auf See ist nicht nachhaltig und nicht naturverträglich, niemals.
Finobird
Aus dem Forschungsprojekt „Finobird 3“ lässt sich dies entnehmen: „4.3 Minimierung der Kollisionsgefährdung von Zugvögeln im Offshore-Bereich Basierend auf der Totfundrate auf FINO 1 der ersten Betriebsjahre mit 150 Opfern pro Jahr und unter Annahme eines Teils nicht gefundener Opfer gehen HÜPPOP et al. (in press) für 1.000 Anlagen der Nordsee von hunderttausenden tödlich kollidierten Zugvögeln aus. Im Vergleich z. B. zu den Jagdstrecken im südlichen Europa sind diese Zahlen dennoch gering (vgl. DIERSCHKE et al. 2011). Die Industrialisierung des Offshore-Bereichs schreitet jedoch rasant voran. Die Kollisionen von Vögeln mit den Turbinen werden als einer der Hauptkonflikte beim Ausbau der Nutzung von Windenergie betrachtet (MAY et al. ).
Man beachte die wenig hilfreiche Relativierung mit der Jagdstrecke, zudem werden die Kollisionsopfer über See kaum gefunden, es gibt also eine riesige Dunkelziffer, Tendenz durch weitere Windparks steigend.
160 Dezibel!
Die Fundament-Rammarbeiten belasten die Ortungssysteme der Schweinswale enorm. Es waren die Umweltverbände, die sich für eine angebliche verträgliche Schallbelastung von 160 Dezibel 750m von den Offshore-Rammarbeiten aussprachen, zusammen mit der Windindustrie. 160 Dezibel sind der Lärm eines Artillerieabschusses in nächster Nähe, als Dauerbeschallung! Zudem kann diese Schallbegrenzung kaum in der Realität eingehalten werden, trotz Blasenschleier um die Rammstellen.
Hier Kritisches aus der Tierärztlichen Hochschule in Hannover: https://www.tiho-hannover.de/universitaet/aktuelles-veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detail/wie-beeinflusst-unterwasserlaerm-schweinswale-1
Schwerer Eingriff durch E.ON Kabelverlegung 2008

Nein, nicht die Nazca-Spuen in Südamerika- 2008: unprofessionelle Kabelverlegung im Watt vor Hilgenriedersiel/LK Aurich , quer durch Kolonien von Bäumchenröhrenwürmern und Muschelbänke, strengste Schutzzone im Nationalpark Wattenmeer- Foto: Archiv Wattenrat
Am Beginn der Kabelverlegungen im Wattenmeer saute die damalige Verlegefirma noch unglaublich im Nationalpark herum, ohne dass es Reaktionen von den Umweltverbänden gab oder die Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven rechtzeitig einschritt (E.ON, 2008), nur der Wattenrat machte das publik. Durch die inzwischen weiterentwickelte Vibrationstechnik und Horizontalbohrungen wurden die Eingriffe durch die Kabelverlegungen erheblich minimiert.
Ablass: Nearshore-Windpark „Nordergründe“ und der BUND
Der BUND hatte 2011 eine Klage gegen den Nearshore-Windpark Nordergründe in der Außenweser, nur 560m vom Nationalparkpark Niedersächsisches Wattenmeer, gegen eine Zahlung des Landes Niedersachsen von 800.000 Euro für eine BUND-Stiftung zurückgezogen. Das Geld stammt aus Kompensationsmitteln für den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).
* https://www.wattenrat.de/2011/03/06/bund-fallt-schon-wieder-um-klageverzicht-und-vergleich-bei-wattenmeerwindpark-nordergrunde-schamt-euch/
* https://www.wattenrat.de/2012/03/16/panorama-%e2%80%9egeld-statt-widerstand-%e2%80%93-wie-sich-umweltverbande-kaufen-lassen%e2%80%9c-ein-kommentar/
Nun drehen sich 18 Windkonverter, jeweils ca. 200m hoch, direkt am Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Sind diese „Umweltverbände“ eigentlich noch ernstzunehmen?